Es war Mord!

Alkounfall mit zwei Toten: Zehn Jahre Haft

Österreich
09.07.2018 14:32

Er setzte sich nach einem heftigen Streit mit seiner damaligen Freundin mit 2,3 Promille ans Steuer, wollte seinem Leben ein Ende setzen - und verschuldete stattdessen den Tod zweier Menschen, die an diesem Tag zufällig den Weg des Wieners kreuzen. Der 34 Jahre alte Angeklagte war mit seinem Wagen mit mehr als 100 km/h durch eine 30er-Zone gerast und hatte die Vespa eines jungen Rechtsanwalts samt Mitfahrer regelrecht „abgeschossen“ - für die Opfer gab es keine Überlebenschance. Am Montag wurde der 34 Jahre alte Wiener deshalb wegen Mordes zu zehn Jahren Haft verurteilt.

Der Angestellte wollte am 3. Jänner 2018 nach einem heftigen Streit mit seiner ehemaligen Lebensgefährtin, bei dem er auch handgreiflich wurde, seinem Leben ein Ende setzen. Über WhatsApp verabschiedete er sich von seiner Ex-Freundin und seinem Stiefsohn, um mit seinem Mercedes „irgendwo, wo keine Leute sind, gegen eine Mauer zu fahren“, wie er dem Schwurgericht erklärte. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Angeklagte rund 2,3 Promille Alkohol im Blut.

Mit 102 Stundenkilometern raste der Beschuldigte durch die Cumberlandstraße stadtauswärts, als ihm im Bereich der Kaltenbäckgasse ein Leichtmotorrad im Weg stand. Die Straße ist in diesem Bereich als 30er-Zone ausgewiesen. „Ich wollte überholen. Ich hab‘ nicht wahrgenommen, dass er (der Vespa-Lenker, Anm.) abbiegen wollte“, erinnerte sich der Angeklagte. Er habe noch gebremst, „aber es ist sich nicht mehr ausgegangen“, schilderte der 34-Jährige den Geschworenen stockend und schließlich unter Tränen. 

„Wie ein Schlachtfeld“
 Die Vespa wurde von dem Auto mit einer Geschwindigkeit von 97 km/h regelrecht „abgeschossen“. Der Fahrer - ein 37 Jahre alter Rechtsanwalt, verheiratet und Vater einer kleinen Tochter - wurde über 50 Meter die Fahrbahn entlanggeschleudert, wobei der Körper gegen mehrere geparkte Fahrzeuge prallte, ehe er auf dem Gehsteig zu liegen kam. Sein Beifahrer, ein Kanzleimitarbeiter des Juristen, flog 27 Meter durch die Luft und fiel auf das Dach eines abgestellten Pkw. Beide Männer hatten nicht die geringsten Überlebenschancen und starben noch am Unfallort. „Es war Totenstille. Es hat gerochen. Nach Gummi. Es hat ausgeschaut wie ein Schlachtfeld“, berichtete eine Zeugin, die aufgrund des enormen Krachs aus einem nahen Tenniscenter kam, in dem sie angestellt ist. 

(Bild: wienweit medien)
(Bild: wienweit medien)

Laut Gerichtspsychiaterin Sigrun Rossmanith weist der 34-jährige Angeklagte eine kombinierte Persönlichkeitsstörung auf. Seine „narzisstische Kränkbarkeit“ sei bei aggressiven Spannungen, zu denen er unter Alkoholeinfluss neige, schwer lenkbar. Der Angeklagte habe seine Impulse dann kaum mehr unter Kontrolle.

Die Frage, ob es sich bei dem Vorfall um grob fahrlässige Tötung oder sogar Mord gehandelt hatte, entschieden die Geschworenen schließlich nahezu einstimmig. Der 34-Jährige wurde von sieben der insgesamt acht Laienrichter nach überraschend kurzer Beratungszeit wegen Mordes zu insgesamt zehn Jahren Haft verurteilt. Zusätzlich wurde der Todeslenker in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher eingewiesen. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

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