Ich schau dir in die Augen, Kleiner! Bist du wirklich mehr? So, wie es das Marketing schon jetzt, fast ein Jahr vor Markteinführung, verspricht? Mehr als wer oder was eigentlich? Mehr als die anderen? Ich bin in die Nähe von München gepilgert, wo mich VWs kleinstes SUV zwar etwas scheu bedeckt, aber doch freundlich empfängt, um sich vorzustellen. Gestatten, T-Cross!
T-Cross, T-Roc - in Wolfsburg heißen alle SUVs irgendwie mit T. Fehlt noch, dass die Schreibweise beim T-Guan geändert wird. Aber das nur am Rande.
Die Augen, in die ich blicke, sind die serienmäßigen Halogenscheinwerfer, das Tagfahrlicht blinzelt aus der Nebelscheinwerfereinheit. Optional verströmen LED-Scheinwerfer mit lidstrichartigem LED-Tagfahrlicht ein wenig Oberklasse-Feeling. Am Heck strahlen in jedem Fall LEDs in den Leuchten, die sich ums Eck herumziehen, gegen Aufpreis sogar seitlich. Auffällig: Die Leuchteinheiten sind wie etwa beim Audi A8 verbunden, allerdings nur durch einen Rückstrahler, der nicht von innen illuminiert werden kann. Lichtspiele wünscht sich zwar der Modellreihenleiter, doch die Rotstrichabteilung ist stärker.
Wie ist das jetzt mit dem Mehr?
Eines ist sicher: Der VW T-Cross ist definitiv deutlich mehr als der VW Polo, zu dem er in der Hierarchie gehört wie der T-Roc zum Golf. Der Radstand ist mit 2563 Millimeter annähernd gleich (genau genommen einen Millimeter geringer), ansonsten schlägt Wolfsburg einiges auf: Mit 4,107 Meter braucht der T-Cross eine um 5,4 Zentimeter längere Parklücke als sein Kleinwagen-Bruder, mit 1,558 Meter überragt er den Polo in der Höhe um gut elf Zentimeter.
Was haben wir davon? Herausragende Platzverhältnisse, vor allem auf der Rückbank, wo ich mich wohler fühle als zum Beispiel in einem Volvo XC40. Tolle Kopffreiheit, eine erwachsen ausgeformte Sitzbank und bemerkenswerte Beinfreiheit sind aller Ehren wert. Grundsätzlich sitzt man rund zehn Zentimeter höher als im Polo, hat also den besseren Überblick.
Meer geht immer
Auch Gepäck lässt sich jede Menge verstauen, die Rückbank ist schon in der Basisversion serienmäßig um 15 Zentimeter verschiebbar. Ist sie ganz nach vorne eingerastet, kann zwar hinten niemand sitzen, aber der Kofferraum hat ein Volumen von mächtigen 455 Litern. Sehr beachtlich: In der Maximal-Fußraum-Position bleiben hinter der Rückbank noch immer 385 Liter, was mehr ist als in einem durchschnittlichen Vertreter der Kompaktklasse.
Liegt alles flach, lassen sich bis zu 1281 Liter dachhoch verladen. Hat man den doppelten Boden mitbestellt, ist die Ladefläche brettleben, außerdem lässt sich die Hutablage darunter verstauen - sehr durchdacht!
Optional wird auch der Beifahrersitz umklappbar sein. Ob dadurch für den Ausflug ans Meer auch ein Surfbrett im Innenraum verstaut werden kann, ließ sich vor Ort in Ermangelung eines Surfbretts nicht zweifelsfrei bestätigen. Auf jeden Fall wird in der Ausstattung Highline eine eloxierte Reling serienmäßig am Dach montiert sein, die einen Surfbrettträger aufnehmen kann.
Noch etwas Durchdachtes: Die Betriebsanleitung hat ihren fixen Platz unterm Fahrersitz, statt das Handschuhfach zu blockieren, unterm Beifahrersitz befindet sich eine zusätzliche Schublade.
Innenraum peppig bis poppig und digital
Als Demonstrationsobjekt war ein Innenraum-Dummy ausgestellt, den ich nicht fotografieren durfte, weil er handgeschnitzt war und nur einen Eindruck vermitteln sollte. Mit noch nicht endgültigen Materialien und z.B. Deko-Elementen, die einzeln aufgeklebt waren statt großflächig foliert. Fotografieren konnte ich hingegen die Armaturentafel meines Testwagens. Die ist allerdings von einem Serienfahrzeug richtig weit weg, zeigt aber immerhin grundsätzliche Farben und Formen:
Drei knallige Dekofarben sind für den Innenraum vorgesehen (nur in der neuen Ausstattungslinie Designline), zwei davon, nämlich das hier gezeigte „Copper Orange“ sowie das „Makena Türkis“, gibt es auch als Außenfarbe. Außerdem werden vier verschiedene Dekore, also Muster für das Armaturenbrett angeboten. Für die Karosserie sind zwölf Farben wählbar, zudem Schwarz als Kontrastfarbe für das Dach.
Vom Eindruck her wirkt der T-Cross-Innenraum ähnlich wie der des VW T-Roc. In diesem VW-Golf-SUV gibt es auch Farben und die Materialwertigkeit erinnert eher an den Polo als an den Golf.
Top-Ausstattung ist möglich
Das zentrale Display für Navi & Co ist integriert und bis zu acht Zoll groß, die Bedienung kennen wir aus den anderen Modellen, in denen der Modulare Entertainment Baukasten integriert wird. Auch das optionale digitale Tacho-Display ist identisch mit dem im VW Polo. Hier kann man sich unter anderem vollflächig die Navigationskarte anzeigen lassen. Wird ein paar Hundert Euro kosten und modern aussehen, der echte Nutzen hält sich jedoch in Grenzen. Die Botschaft ist: Für den VW T-Cross ist so ziemlich alles bestellbar, was es in größeren Klassen auch gibt. Man muss es sich nur leisten können und wollen.
Einiges in Serie
Das „Mehr“ kann man auch auf die Ausstattung beziehen. So wird es - zumindest in unseren Breiten - keinen T-Cross ohne Klimaanlage geben, serienmäßig ist das Radio „Composition Colour“ mit 6,5-Zoll-Display, sechs Lautsprechern und je zwei USB-Buchsen vorne und hinten.
Der VW T-Cross soll eines der sichersten Fahrzeuge seiner Klasse sein, daher sind Speedlimiter, Spurhalteassistent, Müdigkeitserkennung und Front Assist mit Fußgängererkennung und City-Notbremse immer an Bord. e-Call sowieso. Gegen Aufpreis zu haben sind Totwinkel- und Querverkehrswarner, Radartempomat oder Einparkassistent.
Antriebe und Fahrerlebnis
Unterwegs war ich mit dem 95 PS starken 1,6-Liter-TDI, also dem Vierzylinder-Turbodiesel, der wahlweise handgeschaltet oder mit DSG zu bekommen ist. Der fiel vor allem durch Unauffälligkeit auf: Man hört ihm sein Verbrennungsprinzip kaum an, er klingt einfach erwachsen. Ein Rennen wird man mit ihm nicht gewinnen, dazu muss er sich zu sehr mit dem Gewicht des VW T-Cross abmühen, der grundsätzlich knapp 100 kg mehr auf die Waage bringt als der Polo. Rund ein Drittel davon macht die verschiebbare Rückbank aus.
Ansonsten stehen noch drei Benziner zur Verfügung: ein 1,0-Liter-Dreizylinder mit 95 PS (manuell geschaltet) oder 115 PS (manuell oder DSG) sowie der großartige 1,5-Liter-Vierzylinder mit 150 PS und DSG. Angetrieben werden die Vorderräder, Allrad wird es nicht geben. Zugeständnis an das SUV-Dasein: Die Bodenfreiheit beträgt 18,4 Zentimeter, knapp 4 cm mehr als beim Polo. Das reicht für grobe Feldwege.
Auch wenn das Fahrwerk noch nicht endgültig abgestimmt war: Ein Ausbund an Fahrkomfort wird der T-Cross nicht werden. Durch den relativ hohen Schwerpunkt muss das Fahrwerk straff sein und mit der hier verwendeten Verbundlenkerhinterachse ist es unter diesen Umständen nahezu unmöglich, Geschmeidigkeit hineinzubringen. Der Wagen fährt sich aber dennoch gut und fühlt sich wie ein VW an, die Lenkung gibt auch leidlich Feedback, im Sportmodus mehr als im Normal-Modus.
Vier Werke bauen den T-Cross
Markteinführung in Österreich feiert der VW T-Cross Ende April 2019, bereits Ende des laufenden Jahres startet die Produktion für Europa im spanischen Pamplona, wo auch der Polo gebaut wird. Im Jänner laufen die Bänder in Südamerika sowie im Süden Chinas an, im Sommer 2019 im Norden Chinas und 2020 auch in Indien.
Je nachdem, wo der T-Cross vom Band läuft, gibt es einen gravierenden Unterschied: In den drei außereuropäischen Werken bekommt er neun Zentimeter mehr Radstand und dadurch entsprechend viel Platz auf der Rückbank, dem durch zusätzliche Ausströmer für die Klimaanlage Rechnung getragen wird.
Unterm Strich
Wer den Blick auf das „Mehr“ richtet, wird fündig, allein die verschiebbare Rückbank ist ein echtes Kriterium. Sie haben also nicht Unrecht im VW-Marketing. Das Design ist frisch und unfad (ich habe den T-Cross schon ohne Tarnfolierung sehen dürfen) und der ganze Auftritt erwachsen. Ob es beim Preis im Vergleich zur Konkurrenz ein Mehr oder ein Weniger gibt, verrät VW noch nicht.
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