Friedlicher Protest

Iranerin legt Kopftuch ab – 20 Jahre Haft!

Ausland
11.07.2018 06:00

Weil sie ihre rotblonde Mähne nicht verstecken will, ist die Iranerin Shaparak Shajarizadeh zu einer Haftstrafe von 20 Jahren - zwei davon ohne Bewährung - verurteilt worden. Die 42-Jährige hatte wie viele andere Frauen gegen den Kopftuchzwang protestiert. Ihr Verbrechen: Sie nahm die Verhüllung ab und schwenkte sie in aller Öffentlichkeit an einem Stock. Das wurde vom Gericht als Straftatbestand der Anstiftung zur Prostitution ausgelegt, berichten Menschenrechtsorganisationen.

Die Iranerin geriet laut dem „Iran Human Rights Monitor“ zwei Mal mit den Behörden in Konflikt. Im Februar 2018 wurde die 42-Jährige beim Ablegen ihres Kopftuchs erwischt und verhaftet. Die zweite Festnahme erfolgte dann im Mai. Shajarizadeh wurde gemeinsam mit ihrem neunjährigen Sohn in der zentraliranischen Provinz Isfahan festgenommen. Als sie in Hungerstreik trat, wurde das Kind wieder freigelassen.

(Bild: center for human rights in iran, facebook.com, krone.at-Grafik)

Selbst ihre Verteidigerin, die Menschenrechtsanwältin Nasrin Sotoudeh, sei verhaftet worden, erzählt die Verurteilte in einem Video, das auf Twitter geteilt wurde. Ihr selbst gelang vor der Urteilsverkündung die Flucht. Wo sie sich derzeit befindet, verrät sie in dem kurzen Clip nicht.

Von dem Urteil habe sie von einem anderen Anwalt erfahren, mit dem Sotoudeh zusammenarbeitet. „Es bedeutet, ich soll für 20 Jahre zum Schweigen verurteilt werden und keinen politischen Aktivitäten nachgehen dürfen“, meint die Verurteilte in einem weiteren Video (siehe oben).

„Tatsache ist, wir iranischen Frauen leben seit 40 Jahren im Gefängnis“, spielt Shajarizadeh auf die Revolution in ihrer Heimat im Jahr 1979 an. Davor war der Iran westlich orientiert gewesen, Frauen trugen sogar Miniröcke. Das veränderte sich, als Ayatollah Khomeini die Macht ergriff.

Dass Shaparak Shajarizadeh in der Öffentlichkeit ihr Kopftuch ablegte, wurde ihr zum Verhängnis - sie musste ihre Heimat verlassen. (Bild: Center for Human Rights in Iran)
Dass Shaparak Shajarizadeh in der Öffentlichkeit ihr Kopftuch ablegte, wurde ihr zum Verhängnis - sie musste ihre Heimat verlassen.

Sie sei den Bewegungen #WhiteWednesdays und #GirlsOfRevolution beigetreten, um friedlich gegen den Kopftuchzwang zu protestieren, sagt Shajarizadeh. Bei einer Kampagne trugen Demonstrantinnen weiße Gewänder oder Kopftücher, um auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen. Frauen sind im Iran nicht nur zum Verhüllen ihrer Haare gezwungen: Sie müssen auch einen knielangen Mantel trage, Make-Up ist verboten.

Seit einigen Monaten protestieren zahlreiche Frauen gegen die strengen Kleidungsvorschriften im Iran. Im April wurde eine junge Frau sogar von Polizistinnen verprügelt, weil sie „nicht islamisch“ gekleidet war

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