Mit einiger Verspätung hat LG Electronics heuer sein G7 ThinQ ins Rennen um die Smartphone-Krone geschickt. Inmitten des Matches zwischen Samsung, Huawei und Apple bringt sich LGs Neues mit Display-Einkerbung und Weitwinkel-Zweitkamera in Stellung, um den Marktführern Kunden abspenstig zu machen. Wie erfolgversprechend das ist, klärt unser Test.
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Bei den 2018 bisher erschienenen Smartphones zeichnen sich gewisse Trends ab. Das 18:9-Display, das Samsung vergangenes Jahr mit seinem Galaxy S8 angestoßen hat, ist einer. Und die Display-Einkerbung à la iPhone X, die zuletzt auch Huawei bei seinem P20 übernommen hat, ein anderer.
LG hat beim G7 beiden Trends Rechnung getragen und sie in seinem Gerät implementiert. Dem Trend zur Abschaffung des Kopfhöreranschlusses - gesehen etwa bei Apple, Sony und Huawei - verschließen sich die Koreaner aber erfreulicherweise.
Was das G7 auf technischer Ebene sonst noch bietet, erfahren Sie hier:
LG G7 ThinQ | |
CPU | Snapdragon 845: 4 x 2,8 + 4 x 1,8 GHz |
RAM | 4 GB |
Diagonale | 6,1 Zoll (IPS) |
Auflösung | 3120 x 1440 Pixel |
Speicher | 64 GB |
microSD-Slot | bis 2 TB |
Hauptkamera | 16 Megapixel (F/1.6): Phase-Detection-Autofokus, Laser-Autofokus, Optische Bildstabilisierung, 4K-Video @ 60fps |
Frontkamera | 8 Megapixel (F/1.9) |
Funk | LTE, Gigabit-WLAN, Bluetooth 5.0, NFC, GPS, GLONASS |
Maße | 153,2 x 71,9 x 7,9 Millimeter, 162 Gramm |
Akku | 3000 mAh (lädt via USB-C) |
Extras | Fingerscanner (hinten) |
Software | Android 8 |
Preis | ab ca. 650 Euro |
Das Innenleben verspricht nicht nur eine hohe Rechenleistung, sondern hält dieses Versprechen in der Praxis auch. Jagt man das G7 ThinQ durch den Benchmark-Leistungstest AnTuTu, schafft es ein Rating von rund 227.800 Punkten und reiht sich damit unter die aktuell schnellsten Smartphones am Markt ein. Was dieser abstrakte Wert bedeutet? Ein völlig flüssiges Android-Bedienerlebnis, schnelle App-Starts, problemloses Multi-Tasking und mehr als genug Spiele-Power.
Ausgesprochen helles Display
Ebenfalls sehr gut geworden ist das Display im LG G7. Für ein IPS-Display bietet es eine bemerkenswert gute Schwarzdarstellung, überdies haben uns im Test die enorm hohe maximale Helligkeit und die gute seitliche Ablesbarkeit gefallen. Die Farbdarstellung ist natürlich, die dank der ausgesprochen hohen Auflösung gebotene Schärfe ist glatt höher, als es die allermeisten Nutzer im Alltag benötigen würden. Wer sie im Menü von der höchsten auf die mittlere Einstellung reduziert, erhöht die Akkulaufzeit. Geschmackssache: An der Display-Oberkante gibt es eine Einkerbung à la iPhone X. Kann man mögen, muss man nicht.
Das vermutlich erste Smartphone mit Bass
Neben dem hellen Display ebenfalls eine Besonderheit: Das G7 bietet einen vergleichsweise guten Sound und hat, weil LGs Ingenieure den Geräteinnenraum als Resonanzkörper nutzen, im Gegensatz zu so ziemlich jedem anderen Smartphone andeutungsweise so etwas wie Bass.
Die Macht eines richtigen „Basshäfens“ sollte man sich davon allerdings nicht erwarten. Es reicht zwar, um - bei durchaus klarem Klang bei Zimmerlautstärke - einen Hauch Tiefen in Smartphone-Gehäuse und Tischplatte zu pumpen, differenziert oder intensiv ist der Klang aber auch wieder nicht. Bei der Lautstärke kann man es mit Mitbewerbern aufnehmen, die mit guten frontseitigen Stereo-Lautsprechern ausgestattet sind - nur mit etwas mehr Bass.
Der gute akustische Eindruck gilt auch bei Nutzung von Kopfhörern: Hier bietet das G7 einen erfreulich vielseitig einstellbaren Equalizer, saubere und exakte Klangdarstellung und einige softwareseitige Klangverbesserungstechnologien.
Sehr gute Kamera - nah an den Spitzenreitern
Die Kamera war schon im Vorgänger sehr gut und wurde noch einmal leicht verbessert. Während sie im Schlechtlicht nicht ganz mit der Konkurrenz in Form von Samsung und Huawei mithalten kann und durchaus Rauschen produzieren kann, liefert sie bei guten oder akzeptablen Lichtverhältnissen scharfe und detailreiche Fotos ohne Rauschen. Das Scharfstellen erfolgt etwas langsamer als bei den großen Rivalen, dafür erschien es uns in der Praxis zuverlässiger, Verwackler waren - wohl auch dank optischer Bildstabilisierung - im Test sehr selten.
Die Weitwinkel-Zweitkamera ist lichtstärker und hochauflösender als in früheren LG-Smartphones und erscheint uns deshalb diesmal erstmals wirklich ausgereift und nützlich. Sie ist immer dann eine praktische Angelegenheit, wenn man möglichst viel eines Motivs auf das Bild bekommen will, sich aber nicht mehr weiter vom Motiv wegbewegen kann. Freilich: Einen optischen Zoom wie bei manch einem Rivalen gibt es dafür bei diesem Gerät nicht.
KI-Kamera ist mehr Werbeschmäh als echtes Extra
Nicht vom Hocker gerissen hat uns die namensgebende Künstliche-Intelligenz-Unterstützung in der Kamera, bei der es sich im Grunde wie bei Huawei um eine Motiverkennung handelt, die automatisch die korrekten Einstellungen für das Motiv trifft. Das Problem: Bei unserem Test erkannte die Motiverkennung nur dann, was wir fotografieren wollten, wenn es sich um ein wirklich leicht zu erkennendes Motiv - etwa ein Gesicht - handelte.
An der insgesamt sehr guten Kameraperformance ändert das nichts, die KI-Features des G7 sollte man aber mehr als Werbeversprechen denn als wirklich notwendiges Extra begreifen. Daran ändert auch die vorinstallierte Google Lens nichts, bei der es sich um eine nur mit aktiver Internetverbindung funktionierende Objekterkennung handelt, die etwa beim Einkauf Zusatzinformationen zu einem bestimmten Produkt abruft.
Klinkenstecker und SD-Kartenslot vorhanden!
Gut gefallen hat uns die Ausstattung. Das G7 verfügt über alle Merkmale eines Smartphone-Flaggschiffes - Fingerscanner, wasserfestes Chassis, gute Doppelkamera, aktuelle Funkstandards - und bietet gleichzeitig bei anderen Herstellern vernachlässigte Features wie einen Speicherkarten-Slot und einen Kopfhörer-Anschluss. Wer darauf Wert legt, wird dieser Tage fast nur noch mit Smartphones aus Korea glücklich.
Glasgehäuse macht Hülle fast zur Pflicht
Design und Verarbeitung entsprechen dem, was man auch bei anderen Smartphones dieser Preisklasse - vor allem bei Samsung - vorfindet. Das G7 steckt in einem Gehäuse aus Metallrahmen und Vorder- wie Rückseite aus Glas, was der Robustheit des gesamten Gerätes nicht unbedingt zuträglich ist und es an der Rückseite ausgesprochen anfällig für Fingerabdrücke macht. Gehäusesteifigkeit und die generelle Verarbeitungsqualität stimmen zwar, G7-Käufer werden aber in den meisten Fällen nicht umhinkommen, das Gerät in einer Hülle zu schützen.
Die Akkulaufzeit entspricht trotz vergleichsweise geringer Kapazität dem, was man sich erwarten darf. Einen Tag Betrieb hält das G7 auch bei Intensivnutzern recht problemlos durch, zwei Tage schinden nur sparsame User heraus. In den meisten Fällen wird das G7 wohl über Nacht zum Stromtanken ans USB-C-Ladegerät angeschlossen.
Mittelprächtige Software mit vielen Anpassungen
Die Software hat uns nur bedingt gefallen. Zwar hat LG dem G7 einige interessante Featuers - allen voran die KI-Kamera mit Motiverkennung - spendiert und im Vergleich zu früheren Modellen weniger Bloatware beigelegt. Gleichzeitig hat man sich beim Interface aber weit von gängigen Android-Konventionen entfernt und mit den Modifikationen mutmaßlich auch die Verbreitung von Updates verlangsamt, die hier ja vom Hersteller und nicht wie bei Android-One-Geräten direkt von Google kommen.
Fazit: Das LG G7 kommt mit leichter Verspätung, braucht sich aber nicht vor den Top-Geräten von Samsung, Huawei oder Apple verstecken. Seine Trümpfe sind klar das ausgesprochen helle Display und der gute Sound. Die Performance der Kamera überzeugt ebenso wie jene des Prozessors. Design und Verarbeitung sind zwar nicht robust, aber gleichauf mit der Konkurrenz. In Summe liefert LG einen würdigen Herausforderer für Samsungs Galaxy S9, der wie der koreanische Rivale besonders für Fans von erweiterbarem Speicher und verkabelten Kopfhörern interessant ist.
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