Mit ihren Geschichten hat Christine Nöstlinger Millionen von kleinen Lesern verzaubert. Jetzt hat sie sich ganz leise verabschiedet.
„Wie soll ich denn wissen, was Kinder bewegt, wenn sie einen halben Tag lang über dem Smartphone sitzen?“ - Mit diesen Worten verkündete die vielfach ausgezeichnete Autorin Christine Nöstlinger vor drei Wochen überraschend, dass sie aufhört zu schreiben. „Meine eigene Kindheit ist schon eine historische. Es ist alles sehr anders geworden, und ich verstehe es nicht mehr“, so Nöstlinger.
Was nur engste Familienangehörige bis jetzt wussten und streng geheim hielten: Wenige Tage nach dem offiziellen Ende der einzigartigen Schriftsteller-Laufbahn schied der 81-jährige Wiener Weltstar der Literatenszene leise aus dem Leben.
Durchbruch mit „Die feuerrote Friederike“
Am 13. Oktober 1936 geboren, wuchs Christine Nöstlinger mit ihrer Schwester Elisabeth in der Vorstadt im Arbeiterbezirk Hernals auf. Als Kind überzeugter Sozialisten hatte sie im Zweiten Weltkrieg unter der Naziherrschaft zu leiden. Nach der Matura machte sie ein Grafikstudium an der Akademie der angewandten Kunst. In zweiter Ehe mit dem ORF-Journalisten Ernst Nöstlinger verheiratet, beginnt die Mutter zweier Töchter nebenbei in Zeitungen zu schreiben, zeichnet ihr erstes Kinderbuch.
„Die feuerrote Friederike“ ist 1970 auch gleich der Durchbruch. Fast 150 weitere Werke, die in mehr als 20 Sprachen übersetzt werden, sollten folgen. Die österreichische Schriftstellerin zählt zu den bedeutendsten Kinder- und Jugendbuchautoren im deutschsprachigen Raum. Nöstlinger verzaubert mit ihren Geschichten über rebellische Mädchen, vorlaute Buben und lässige Omas Generationen von Mädchen und Buben - aber auch deren Eltern.
Immer wieder verwehrte sie sich gegen nachträgliche Textänderungen (Stichwort „Zehn kleine Negerlein“) aus politischer Korrektheit als „dumme Zensierungen“. So lautstark sie im Leben war, so still war jetzt ihr Tod …
Christoph Budin, Kronen Zeitung
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