FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky hat seine Rücktrittsaufforderung an EU-Kommissionspräsident Jean Claude Juncker und seinen Verdacht bekräftigt, dass dieser beim NATO-Gipfel am Mittwoch (siehe Video oben) betrunken war. Als Kommissionspräsident sollte man besondere Verantwortung haben und unterliege auch einer überdurchschnittlich hohen kritischen Beurteilung. „Daher bleibe ich dabei: Er möge den Hut nehmen und der EU damit einen positiven Neustart ermöglichen!“, betonte Vilimsky am Samstag auf Facebook.
Ein im Netz verbreitetes Video zeigt, dass Juncker bei der Aufstellung für das „Familienfoto“ vor dem NATO-Galadiner nicht auf das Podium steigen konnte. Er schwankte und wurde von mehreren Regierungschefs gestützt. Später gab es Bilder Junckers im Rollstuhl. Aus Junckers Umfeld hieß es, er habe ein Ischiasleiden und einen „akuten Krampf“ gehabt. Er habe unter großen Schmerzen gelitten. Dies sei nicht zuletzt die Spätfolge eines schweren Autounfalls vor fast 30 Jahren, den der damalige luxemburgische Finanzminister nur knapp überlebt habe. Seither habe der inzwischen 63-Jährige Probleme in einem Bein und Gleichgewichtsstörungen beim Treppensteigen.
Vilimsky: „Habe mich in die Symptome von Ischias-Problemen eingelesen“
Vilimsky wiederum sehe darin nur eine Ausrede, Er behaupete, sich „als Laie in die Symptome von Ischias-Problemen etwas eingelesen“ zu haben. „Derartige Auffälligkeiten und fröhliche Verhaltensmuster habe ich dabei allerdings nicht gefunden. Aber man lernt ja nie aus. Vielleicht hätte man als Mediziner sogar früher schon eine erste Diagnose von Ischias-Problemen sehen können“, so Vilimsky. Berichte über die Gehprobleme Junckers wie über übermäßigen Alkoholkonsum sind nicht neu. Im EU-Wahlkampf 2014 wurde ihm das von EU-Skeptikern und britischen Medien vorgehalten, was er stets zurückwies.
Karas: „Vilimsky muss sich entschuldigen“
Vilimsky war am Freitag unter anderem vom EU-Kommissar Johannes Hahn, dem ÖVP-Delegationsleiter im EU-Parlament, Othmar Karas, und der SPÖ wegen seiner Rücktrittsaufforderung an Juncker scharf kritisiert worden. Seitens der ÖVP-Regierungsmannschaft in Österreich gab es vorerst keine Reaktionen. Der freiheitliche Europaabgeordnete meinte dazu ironisch, „aktuell“ würden „zahlreiche EU-freundliche Medien und Politiker pfeilgenau medizinisch diagnostizieren, Jean Claude Juncker leide nur an Ischias und all die früheren Berichte über sein vermeintliches Alkoholproblem“ seien „wie immer nur die übliche Anti-EU-Propaganda“.
Lercher: „Attacken gegen Menschen mit Behinderung inakzeptabel“
SPÖ-Bundesgeschäftsführer Max Lercher erklärte am Samstag gegenüber dem SPÖ-Pressedienst, Vilimsky habe Juncker „übelst beleidigt“. „Was auch immer man von der Politik Junckers hält, aber sich über die körperlichen Gebrechen eines Menschen, der nach einem Autounfall schwer körperlich gezeichnet ist, lustig zu machen, ist absolut inakzeptabel. Als Fraktion auf Steuerzahlerkosten Champagner zu schlürfen und über Alkohol zu witzeln, ist außerdem peinlich und unverschämt“, sagte Lercher.
Vilimskys Fraktion habe im EU-Parlament 234 Flaschen Champagner bestellt und mehr als 500.000 Euro an Steuergeld für eigene Privilegien zu Unrecht verschwendet. „Doch statt sofort zurückzutreten, entgleist der FPÖ-Politiker nun vollkommen“, so Lercher. Vilimsky trat daraufhin die Verteidigung seiner Fraktion an - und bestritt jegliche Beteiligung der Freiheitlichen.
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