Tagelang vor der Küste
450 Migranten nun auf Sizilien, Schlepper in Haft
Jene 450 Migranten, die tagelang im Mittelmeer unterwegs waren und sich seit Samstag an Bord von zwei Schiffen der EU-Grenzschutzbehörde Frontex vor der italienischen Küste befanden, sind im sizilianischen Hafen Pozzallo gelandet. 270 der Flüchtlinge sollen auf sechs EU-Länder umverteilt werden, die sich wegen des harten Migrationskurses Italiens zur Aufnahme bereit erklärt haben. Einige mutmaßliche Schlepper wurden von der Polizei festgenommen.
Seit Samstag harrten die zwei Frontex-Schiffe vor der Küste Siziliens aus, weil Innenminister Matteo Salvini sich geweigert hatte, die Migranten an Land zu lassen. Nach Zugeständnissen von Deutschland, Frankreich, Malta, Portugal und Spanien, je 50 der Flüchtlinge aufzunehmen, erteilte die Regierung die Genehmigung zur Landung, die in der sizilianischen Hafenstadt Pozzallo geschah. „Erstmals können wir heute sagen, dass die Migranten in Europa gelandet sind“, hieß es dazu in einer Erklärung des italienischen Regierungschefs Giuseppe Conte.
Zuerst wurden Frauen und Kinder von der Küstenwache an Land gebracht, danach legten die Männer mit den Frontex-Schiffen an. An Bord der beiden Frontex-Schiffe hatten sich 81 Minderjährige befunden.
Die Migranten wurden zunächst im Hotspot von Pozzallo untergebracht. Einige Schlepper wurden sofort nach Betreten des Hafens festgenommen.
Zuerst Malta, dann Lampedusa und jetzt Sizilien
Die Flüchtlinge haben eine wahre Odyssee hinter sich: Zunächst wollte die Besatzung eines 20 Meter langen, zweistöckigen Fischerbootes die Migranten von Libyen aus nach Malta bringen, dort durfte man aber nicht anlegen. Danach nahm der Kutter mit den 450 Menschen an Bord Kurs auf Lampedusa, wogegen sich Salvini strikt aussprach. „Malta, die Schlepper und ,Gutmenschen‘ in Italien und auf der ganzen Welt sollen wissen, dass dieses Schiff keinen italienischen Hafen erreichen darf. Italien hat schon genug geleistet“, so der Innenminister.
Danach nahm das Boot Kurs Richtung Sizilien. Zwei Schiffe der italienischen Küstenwache nahmen die Migranten daraufhin an Bord. Regierungschef Conte wandte sich nach Salvinis Weigerung mit einem Brief an die Staats- und Regierungschefs der anderen 27 EU-Staaten und forderte „ein klares Zeichen“ für eine Lastenverteilung. Deutschland, Frankreich, Malta, Portugal und Spanien antworteten noch am Wochenende und erklärten sich zur Aufnahme eines Teiles der Migranten bereit. Am Montag gab Irland bekannt, 20 der Flüchtlinge aufzunehmen.
„Strenge und Kohärenz führen zu Resultaten“, kommentierte Salvini daraufhin und sprach von einem „politischen Sieg“ für Italien. Tschechien bezeichnete Italiens Vorgehen hingegen als „Weg in die Hölle“.
Italien und Malta hatten in den vergangenen Wochen wiederholt die Aufnahme von geretteten Bootsflüchtlingen verweigert. Salvini verfügte im Juni, dass Schiffe von Hilfsorganisationen mit Flüchtlingen an Bord nicht mehr in italienischen Häfen anlegen dürfen.
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