Für ihre Protestaktion beim Finale der Fußball-WM in Moskau sind vier Mitglieder - drei Frauen und ein Mann - der russischen Polit-Punkrock-Gruppe „Pussy Riot“ am Montag zu jeweils 15 Tagen Haft verurteilt worden. Außerdem wurde ihnen für drei Jahre der Besuch von Sportveranstaltungen untersagt.
Das Moskauer Gericht warf den Aktivisten vor, „die Regeln für das Verhalten von Zuschauern grob verletzt“ zu haben und verurteilte die Angeklagten deshalb zur Höchststrafe für dieses Vergehen. Das Quartett war in der zweiten Hälfte des Endspiel am Sonntagabend zwischen Frankreich und Kroatien (4:2) in Polizeiuniformen auf das Spielfeld im Moskauer Luschniki-Stadion gerannt. Das Match musste deshalb kurz unterbrochen werden, Sicherheitskräfte schleiften die Störenfriede vom Spielfeld. Diese leisteten keinen Widerstand.
Während der Aktion war auch Russlands Staatschef Wladimir Putin im Stadion gewesen. Pussy Riot bekannte sich in sozialen Online-Medien zu der Flitzer-Aktion und stellte zugleich mehrere politische Forderungen. Unter anderem sollten alle politischen Gefangenen freigelassen werden. Zudem forderte die Gruppe ein Ende von Festnahmen bei friedlichen Protesten. Überdies müsse politischer Wettbewerb im Land erlaubt werden.
Seit sechs Jahren weltbekannt
Pussy Riot ist vor allem bekannt für eine Protestaktion 2012 in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale: Dort hatten sie ein „Punk-Gebet“ aufgeführt, in dem sie Putin offen kritisierten. Wegen „Rowdytums“ und „Aufwiegelung zu religiösem Hass“ wurden drei Bandmitglieder zu zwei Jahren Arbeitslager verurteilt. Während bei einer Aktivistin die Strafe zur Bewährung ausgesetzt wurde, kamen die beiden anderen erst nach 22 Monaten frei.
Putin: „Wir können stolz sein“
„Wir können stolz sein, wie wir diese WM organisiert haben“, sagte Putin nach dem Finale. Er wollte der Welt zeigen, wie gastfreundlich und liebenswert Russland ist. „Und es ist uns gelungen in allen Aspekten dieses großartigen Ereignisses.“
Wie lange der Eindruck vom weltoffenen Russland bestehen bleibt, hängt von der Führung selbst ab. Die erste politische Prüfung stand Putin gleich am Montag beim Gipfel mit US-Präsident Donald Trump bevor. Ein Zeichen setzte Putin aber noch am Abend: Fan-ID-Inhaber sollen bis Jahresende ohne Visum nach Russland reisen dürfen.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.