Enormer Anstieg
Spanien für Flüchtlinge jetzt Hauptroute in die EU
Erst vor Kurzem war davor gewarnt worden, jetzt ist es durch offizielle Zahlen belegt: Erstmals hat die Mehrheit der Flüchtlinge und Migranten die westliche Mittelmeerroute über Spanien bei der illegalen Einreise in die EU genutzt. Joel Millman, Sprecher der Internationalen Organisation für Migration der UNO (IOM), konnte dieser Entwicklung jedoch etwas Positives abgewinnen: Im Vergleich zur Route Libyen-Italien seien auf dem Weg nach Spanien sehr wenige Menschen ums Leben gekommen. Seit Jänner kamen nach IOM-Angaben insgesamt 1443 Menschen auf dem Mittelmeer ums Leben oder werden seit der Überfahrt vermisst.
Frontex-Chef Fabrice Leggeri hatte Anfang Juli bereits vor steigenden Flüchtlingszahlen auf der Route von Marokko nach Spanien gewarnt. Jetzt hat die Grenzschutzbehörde an der spanischen Grenze im Juni fast 6400 Übertritte gezählt. Dies sei im Vergleich zum Vorjahresmonat, als über diesen Weg rund 2400 Flüchtlinge und Migranten kamen, ein Anstieg um mehr als 160 Prozent.
In der ersten Jahreshälfte 2018 seien insgesamt rund 14.700 Menschen über Spanien in die EU gekommen - fast doppelt so viele wie zwischen Jänner und Juni 2017 (7500). Die meisten von ihnen kamen den Angaben zufolge aus Marokko, Guinea und Mali.
Spanien öffnet Häfen für Flüchtlinge, Italien fährt weiter harten Kurs
Spanien, wo seit Anfang 2018 eine neue Regierung unter dem Sozialisten Pedro Sanchez amtiert, öffnete in mehreren Fällen seine Häfen für in Italien abgewiesene Schiffe. Italiens Populisten-Regierung fährt hingegen seit Wochen einen harten Kurs in der Flüchtlingspolitik. Die Zahl der ankommenden Flüchtlinge sank, nachdem die Regierung in Rom im vergangenen Juli ein Abkommen mit der libyschen Küstenwache geschlossen hatte. Sie verringerte sich weiter, seit der neue italienische Innenminister Matteo Salvini von der fremdenfeindlichen Lega-Partei im Juni entschied, NGO-Schiffe mit Flüchtlingen an Bord abzuweisen.
Insgesamt gab es laut Frontex in der ersten Jahreshälfte 2018 mit rund 60.430 gerade einmal halb so viele illegale Grenzübertritte in die Europäische Union wie im Vorjahreszeitraum. Die Grenzschutzbehörde erklärte den Rückgang hauptsächlich mit dem „gesunkenen Migrationsdruck auf der zentralen Mittelmeerroute“.
Von Jänner bis Juni sei die Zahl der in Italien ankommenden Migranten im Vergleich zum Vorjahr um 81 Prozent auf rund 16.100 gesunken, im Juni fiel sie nach Angaben von Frontex sogar um 87 Prozent auf rund 3000.
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