In der Kritik

Zuckerberg will Holocaustleugnungen nicht löschen

Web
19.07.2018 07:38

Weil er der Auffassung ist, dass Holocaust-Leugner in seinem sozialen Netzwerk nicht gesperrt werden sollten, steht Facebook-Chef Mark Zuckerberg in der Kritik. Er finde die Leugnung des Völkermords an europäischen Juden im Zweiten Weltkrieg zwar „tief beleidigend“, so der 34-Jährige in einem US-Interview, Inhalte sollten aber nur verboten werden, wenn sie für Angriffe auf jemanden verwendet würden oder Schaden erzeugten.

Wie Zuckerberg gegenüber dem Technikblog „Recode“ erklärte, gebe es seiner Meinung nach Dinge, die unterschiedliche Leute falsch verstehen würden, ohne aber die Absicht dazu zu haben. Redakteurin Kara Swisher entgegnete darauf, im Falle von Holocaust-Leugnern sei wahrscheinlich doch möglich, dass sie absichtlich Falsches verbreiteten. In einem auf das Interview folgenden Nachtrag stellte Zuckerberg klar, Holocaust-Leugner nicht verteidigen zu wollen. Ziel seines Netzwerks sei aber nicht, User davon abzuhalten, etwas Unwahres zu sagen - sondern die Verbreitung von Falschnachrichten und falschen Informationen über Facebook zu stoppen.

Zuckerbergs erste Anmerkungen hatten für Kritik gesorgt. Unter anderem beklagte die Bürgerrechtsorganisation Anti-Defamation League, Facebook habe eine „moralische und ethische Verpflichtung“, Nutzern die Verbreitung der Holocaustleugnung zu verbieten.

Wiesenthal-Zentrum kritisiert Zuckerberg
Auch das Wiesenthal-Zentrum, das mit der weltweiten Suche nach untergetauchten Nazi-Verbrechern bekannt geworden ist, übte Kritik: „Mark Zuckerberg hat Unrecht“, sagt Rabbi Abraham Cooper, führendes Mitglied des Zentrums. „Holocaust-Leugung ist klassische ‘Fake News‘.“ Der Holocaust sei „das am gründlichsten dokumentierte Verbrechen der Geschichte“. Eine Leugnung dieses Verbrechens, die auf einer Lüge basiere, könne nicht im Namen der Meinungsfreiheit gerechtfertigt werden. Bei einem Treffen 2009 hätten Facebook-Repäsentanten dem Wiesenthal-Zentrum außerdem versichert, dass Beiträge von Holocaust-Leugnern im Namen von Staaten wie dem Iran, die Juden verunglimpfen, gelöscht würden.

(Bild: APA/dpa/Lukas Schulze)

Antisemitismus im Netz so stark wie noch nie
Erst am Mittwoch hatte die TU Berlin die Ergebnisse einer Langzeitstudie präsentiert, der zufolge soziale Medien „mittlerweile von Judenfeindlichkeit und Hass auf Israel durchdrungen“ sind.  Zwischen 2007 und 2018 hat sich die Zahl antisemitischer Online-Kommentare demnach nahezu verdreifacht. Es gebe fast keinen Bereich im Netz, in dem Nutzer nicht Gefahr liefen, auf judenfeindliche Texte zu stoßen, heißt es in der Studie „Antisemitismus 2.0 und die Netzkultur des Hasses“.

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