Es sollte ein Symbol für Glück, Freude und Verständigung sein - doch ausgerechnet der Bau eines buddhistischen Friedensdenkmals sorgt in Niederösterreich für heftige Debatten, erhitzte Gemüter und nicht zuletzt für einen jahrelangen Gerichtsstreit. Der Grund: Durch das riesige Bauwerk würden Flora und Fauna zerstört, vom Aussterben bedrohte Tierarten rücksichtslos vertrieben. Der Niederösterreicher Helmut Ferrari und seine Unterstützer wollen das so nicht hinnehmen, sie kämpfen für den Abriss des Gebäudes: „Das hat mit Buddhismus nichts zu tun. Hier geht es nur um Naturvernichtung und sonst gar nichts. Der Stupa muss weg.“
Der erste Stupa-Bau in Österreich, ein buddhistisches Friedensdenkmal, wird derzeit an der beschaulichen Wagramer Kante in Grafenwörth, einem Naturjuwel im Bezirk Tulln, errichtet. Das Gebäude, das gänzlich privat finanziert wird, soll eines der größten seiner Art in ganz Europa werden: Mit einem Durchmesser von 30 Metern und einer Gesamthöhe von knapp 33 Metern wird es inmitten idyllischer Weingärten emporragen. Hinzu kommt ein riesiger Parkplatz. Im März 2016 erfolgte der Spatenstich.
Anrainer erst gar nicht befragt
Dem voraus ging ein heftiger Gerichtsstreit: 2015 kam Grafenwörth als neue Heimat für das gigantische Bauwerk ins Gespräch. Einige Gemeinden hatten sich zuvor nach eindeutigen Bürgerbefragungen gegen den Bau entschieden. Grafenwörth befragte die Anrainer erst gar nicht. Genau hier ortet Ferrari, der mit seiner Initiative „Rettet den Wagram“ seit der ersten Stunde gegen das Projekt vorgeht, Kalkül: „Wenn es Anrainerrechte gegeben hätte, hätten die Grünlandbesitzer sofort Einspruch erhoben.“
Beschwerde bei Verfassungsgerichtshof eingereicht
Im Gespräch mit krone.at weist der für die Freigabe des Baus zuständige Bürgermeister von Grafenwörth, Alfred Riedl, alle Vorwürfe eines inkorrekten Vorgehens entschieden zurück: „Ich habe als Baubehörde entschieden und der Bescheid hat durch alle Instanzen gehalten.“ Für Ferrari ist hingegen das letzte Wort noch lange nicht gesprochen: „Wir haben jetzt eine Beschwerde beim Verfassungsgerichtshof eingereicht, um diese Anrainerrechte einzufordern.“
„Hier wird ein Gebäude errichtet, das die Natur zerstört und beunruhigt. Hier werden etwa 4000 bis 5000 Quadratmeter Fläche vernichtet. Das hat mit Buddhismus nichts zu tun. Hier geht es um reine Naturzerstörung“, erklärt der Aktivist seinen unermüdlichen Einsatz gegen das Projekt.
Seltene Vogelart massiv bedroht
Tatsächlich wird durch den Bau des Tempels massiv in die bis dahin naturbelassene Landschaft eingegriffen. Ein schmaler Hohlweg musste einer Schotterstraße weichen, über die nun tagtäglich tonnenschwere Baufahrzeuge rollen. Der Wiedehopf, eine vom Aussterben bedrohte Vogelart, verlor seinen ruhigen Brutplatz. „Hier gibt es ganz seltene Arten von Tieren und diese gehören geschützt. Wir haben die Verpflichtung, für die zukünftigen Generationen die Natur zu erhalten und zu schützen“, betont Ferrari.
„Gebe erst auf, wenn Stupa weg ist“
Genau aus diesem Grund will der Aktivist im Kampf gegen das buddhistische Friedensdenkmal auch nicht so bald die Flinte ins Korn werfen: „Ich gebe erst auf, wenn der Stupa wieder weg, die Natur wiederhergestellt ist und die Flora und Fauna sich wieder in ihrem ursprünglichen Zustand entfalten kann.“
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