„Opfer nicht zufällig“

Juden attackiert: Kultusgemeinde unter Schock

Wien
20.07.2018 15:03

Nach den tätlichen Angriffen auf mindestens drei Juden in Wien-Leopoldstadt am Donnerstag - die „Krone“ berichtete - wurde der mutmaßliche Täter in Verwahrungshaft genommen. Ihm wird schwere Körperverletzung vorgeworfen. In der jüdischen Gemeinde herrscht angesichts der Attacken Fassungslosigkeit.

„Der Täter hat seine Opfer sicher nicht zufällig ausgewählt. Er hat für den Angriff in der Taborstraße sogar extra die Straßenseite gewechselt“, schildert ein Augenzeuge die dramatischen Minuten. Daniel S. (22) war eines von mindestens drei Opfern - allesamt jüdische Mitbürger -, die am Donnerstag von einem arbeitslosen Österreicher mit türkischem Migrationshintergrund attackiert und verletzt wurden.

Er war gerade nach einem Gebet nach Hause unterwegs und unter anderem aufgrund seiner Kippa als Jude erkennbar. Kurz zuvor griff der 24-Jährige weitere Juden vor einem Lokal in der Schmelzgasse an - eine Frau wurde dabei ebenfalls verletzt. Die Opfer nahmen gemeinsam mit Zeugen die Verfolgung auf, Burkay S. wurde in der U-Bahnstation Schwedenplatz von der Polizei gefasst.

In der U-Bahn-Station Schwedenplatz konnte der Verdächtige überwältigt werden. (Bild: Jonatan Sadikov)
In der U-Bahn-Station Schwedenplatz konnte der Verdächtige überwältigt werden.

In der jüdischen Gemeinde sitzt nach den offenbar gezielten Angriffen der Schock tief. „Diese Woche war geprägt von politischen Angriffen gegen das Judentum und einer antisemitischen Attacke. In dieser Stimmung der Verunsicherung ist es wichtig, zu betonen, dass wir uns sowohl politisch, juristisch als auch physisch zur Wehr setzen“, so der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, Oskar Deutsch.

Fakten über die jüdische Gemeinde

  • In Österreich leben derzeit rund 20.000 Juden. 8000 Menschen mit jüdischem Glauben leben in Wien.
  • Die Israelitische Kultusgemeinde Österreich (IKG) in Wien repräsentiert das gesamte Judentum in Österreich. Es gibt aber auch kleinere offizielle Gemeinschaften in Salzburg, Linz und Innsbruck. IKG-Präsident ist Oskar Deutsch.
  • Die IKG unterstützt alle ihre Mitglieder mit verschiedenen Dienstleistungen in sozialen, religiösen und Bildungsangelegenheiten. Es erscheint monatlich die Zeitschrift „Die Gemeinde - Insider“, zudem gibt es einen Internetauftritt.
  • Das jüdisches Leben in der Bundeshauptstadt kann seit dem 12. Jahrhundert nachgewiesen werden. Das Zentrum war seit eh und je der zweite Bezirk Leopoldstadt.
  • Vor dem Zweiten Weltkrieg lebten noch rund 185.000 Menschen mit jüdischem Bekenntnis in Wien.
  • Man unterscheidet zwischen drei Glaubensrichtungen: Es gibt orthodoxes, progressives und konservatives Judentum.

Oliver Papacek, Kronen Zeitung

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