Kleine Revolution auf den Autobahnen: Ab August wird in Oberösterreich Tempo 140 getestet, zum Auftakt zwischen dem Knoten Haid und Sattledt. Der Testbetrieb soll vorerst für ein Jahr laufen. Bei Experten sorgen die Pläne jedenfalls für höchst unterschiedliche Meinungen - siehe Interviews.
Schon unmittelbar nach seinem Amtsantritt als Verkehrsminister drückte Norbert Hofer (FPÖ) in Sachen 140 km/h aufs Tempo, im August startet nun der Probebetrieb. Als Teststrecke wurde der Abschnitt zwischen Knoten Haid und Sattledt auserkoren. Dieser Teil der A1 ist gut mit sogenannten Verkehrsbeeinflussungsanlagen ausgestattet, bei Bedarf kann das Tempo über elektronische Anzeigetafeln reduziert werden.
Rund um das Projekt zeigen sich die Experten uneins. Kritik kommt auch vom Verkehrsclub Österreich (VCÖ). „In jenen Staaten, wo die Zahl der tödlichen Unfälle im Verhältnis zur Bevölkerungszahl niedrig ist, sind die Tempolimits niedriger als in Österreich“, so Markus Gasterer vom VCÖ.
Verkehrsexperte: „Schädlich für Natur, Mensch und Wirtschaft“
Mehr Lärm, mehr Abgase, höherer Verbrauch der Ressourcen: Der Verkehrsexperte Hermann Knoflacher warnt vor Tempo 140.
„Krone“: Herr Professor, was spricht gegen Tempo 140 auf den Autobahnen?
Hermann Knoflacher: Es ist klar, dass sich das Unfallrisiko erhöht. Und es bedeutet mehr Lärm und Abgase. Unterm Strich ist es sogar schlecht für die Handelsbilanz, weil der Treibstoff aus dem Ausland importiert werden muss.
Und deswegen sind Sie ein Gegner des Projekts …
Ich bin kein Gegner, ich analysiere nur. Aber ich warne vor den Folgen. Ein höheres Tempo ist schädlich für Mensch, Natur und die Wirtschaft. Ich versuche, Menschen und Umwelt zu retten.
Was wäre Ihrer Ansicht nach die optimale Geschwindigkeit?
110 auf Autobahnen, 80 auf Überlandstraßen. Das haben europäische Experten - da war ich damals auch dabei - im Jahr 1971 berechnet. Daran hat sich nichts geändert.
ÖAMTC: „Es wird sich nicht sonderlich viel ändern“
140 km/h auf Autobahnen - der ÖAMTC, Österreichs größter Mobilitätsklub, kann dem Projekt des Verkehrsministers viel Positives abgewinnen.
„Krone“: Herr Hoffer, was spricht für Tempo 140 auf den Autobahnen?
Martin Hoffer: Jene, die das Limit bisher nur geringfügig überschritten haben, müssen künftig nicht mehr mit einer Bestrafung rechnen. Es ist daher auch ein politisches Zeichen, den Autofahrern nicht immer etwas wegzunehmen.
Besteht dann nicht die Gefahr, dass alle schneller fahren?
Das ist nicht zu erwarten. Vielmehr ist davon auszugehen, dass Übertretungen von verordneten Tempolimits - per VBAs (Verkehrsbeeinflussungsanlagen, Anm.) - seltener und in geringerem Ausmaß erfolgen als bei gesetzlichen.
Das heißt, die Straßen werden sicherer?
Es wird keine Nachteile geben, man fährt gleich schnell und Überschreitungen werden nicht so deutlich ausfallen.
Kronen Zeitung
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