„Er muss sein Leben in den Griff bekommen - und, dann passiert so etwas“ - Hans Gradischnig, der Verteidiger jenes 18-jährigen Angeklagten, der am Montag am Landesgericht Klagenfurt auf sein Opfer losgegangen ist, zeigt sich im Gespräch mit krone.at fassungslos. Die Verhandlung wurde vertagt. Der Anwalt denkt darüber nach, die Verteidigung des jungen Mannes abzugeben: „Sein Verhalten geht mir total gegen den Strich!“
Der 18-Jährige musste am Montag auf der Anklagebank Platz nehmen, weil er seine Ex-Freundin mehrfach schwer verletzt hatte, diese sogar einen Milzriss erlitt. Die Anklage lautete auf schwere Körperverletzung, gefährliche Drohung und Freiheitsentziehung.
Opfer mitten im Gerichtsaal gegen Kopf getreten
Wie hoch das Aggressionspotenzial des jungen Mannes tatsächlich ist, stellte der 18-Jährige just in dem Moment erneut zu Beweis, als seine Ex-Freundin den Gerichtssaal betrat: Als sich das Opfer niedersetzte, sprang der Angeklagte plötzlich auf und trat ihr mit dem Fuß gegen den Hinterkopf. Die Justizwachebeamten reagierten blitzschnell und fixierten den 18-Jährigen. Die junge Frau wurde verletzt ins Spital gebracht, der Richter vertagte die Verhandlung auf den 14. August.
Angeklagten müssen beim Prozess die Handschellen abgenommen werden, „um sich ohne Einschränkung dem Verfahren stellen zu können. Das ist Gesetz, und über dieses Gesetz kommen wir nicht drüber“, erklärt Gerichtssprecher Christian Liebhauser-Karl, wie es zu dem Vorfall kommen konnte.
„Das entspricht so gar nicht meinem Rechtsempfinden“
Doch wie geht es mit dem 18-Jährigen jetzt weiter? „Nach dieser Aktion wird die Anklage gegen meinen Mandanten mit Sicherheit ausgedehnt“, berichtet Gradischnig nach dem plötzlichen Ende des Verhandlungstages gegenüber krone.at. Ob er selbst beim nächsten Prozesstermin an der Seite des 18-Jährigen stehen werde, sei aus derzeitiger Sicht alles andere als gewiss: „Als Wahlverteidiger muss ich mir das noch gut überlegen. Das Verhalten meines Mandanten geht mir total gegen den Strich. Das entspricht so gar nicht meinem Rechtsempfinden“, so der Anwalt.
Die Tante des Angeklagten, „sie ist ja selbst erst 26 Jahre alt“, komme derzeit für die Kosten der Verteidigung ihres Neffen auf: „Sie und die Mutter des 18-Jährigen tun mir einfach leid. Ich muss erst mit den beiden sprechen, ob sie noch hinter ihm stehen.“
„Es ist wirklich schwer, ihm zu helfen“
Sollte Gradischnig den 18-Jährigen weiter verteidigen, muss er sich jedenfalls eine neue Verteidigungslinie überlegen. Und das dürfte selbst dem erfahrenen Anwalt nicht leichtfallen: „Sein Aggressionspotenzial ist so hoch, seine Hemmschwelle derart niedrig. Es ist wirklich schwer, ihm zu helfen …“
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