Demonstrant geschlagen
Macrons Mitarbeiter „wollte Polizei nur helfen“
Der in Verruf geratene ehemalige Sicherheitsmitarbeiter des französischen Präsidenten Emmanuel Macron hat sich nun erstmals zur Prügelaffäre geäußert und sein Vorgehen während der Ausschreitungen am Rande einer Kundgebung am 1. Mai in Paris verteidigt. Er habe der Polizei lediglich helfen wollen, „zwei besonders heftig agierende Individuen unter Kontrolle zu bringen“, ließ Alexandre Benall am Montag über seine Anwälte ausrichten. Der Vorfall (siehe Video oben) sei für „mediale und politische Zwecke“ ausgenutzt worden, erklärten die Anwälte.
Die Zeitung „Le Monde“ hatte vor einigen Tagen ein Video veröffentlicht, auf dem zu sehen ist, wie Benalla und der ebenfalls beschuldigte Angestellte der Regierungspartei La Republique en Marche (LREM), Vincent Crase, bei der Kundgebung am 1. Mai Demonstranten schlagen. Benalla trug dabei einen Polizeihelm, obwohl er nicht Polizist ist.
Erst nach den Veröffentlichungen durch „Le Monde“ nahm die Staatsanwaltschaft Ermittlungen auf. Außer gegen Benalla und Crase laufen auch Ermittlungen gegen drei Polizisten, die Benalla Videomaterial von Überwachungskameras der Stadt Paris beschafft haben sollen.
Macron will sich zu Worte melden, „wenn es angebracht ist“
Die Affäre bringt auch den Präsidenten selbst unter Druck, denn die Opposition vermutet, dass die Regierung diesen Vorfall gezielt vertuschen wollte. Auch das Schweigen Macrons bzw. das knappe Statement aus dem Elysee-Palast, dass sich der Staatschef erst dann öffentlich zu Wort melden werde, „wenn er es für angebracht hält“, haben die Wogen nicht glätten können. Das Mindeste, was aus Sicht der Opposition nun passieren müsste, ist der Rücktritt des Innenministers, der sehr bald über die Vorkommnisse des 1. Mai informiert worden war.
Benalla war bereits während des Macron-Wahlkampfs mit gewalttätigem Verhalten aufgefallen. Mehrere Journalisten beschwerten sich über seine rüden Sitten, ein Mitglied der Jungkommunisten soll er bei einer Demonstration 2016 geschlagen haben. Im Hauptquartier von Macrons Bewegung trägt Benalla den Beinamen „Rambo“.
Während Wahlkampf Waffenschein beantragt
Aus geleakten E-Mails geht hervor, dass Benalla während des Wahlkampfs mit einem Antrag auf Bewaffnung des Sicherheitspersonals Macrons die Aufmerksamkeit des Schatzmeisters erregte. „Ich habe noch nie von politischen Parteien gehört, die bewaffnete Wachen haben“, schreibt dieser. „Ich finde das ganz schön verrückt, und ich möchte erstens wissen, ob das gerechtfertigt ist, und zweitens, ob das legal ist.“
Benalla selbst beantragte für den Wahlkampf einen Waffenschein, der vom Innenministerium aber abgelehnt wurde. Der 26-Jährige erhielt später dennoch einen - von der Pariser Polizei. Zu dieser scheint er gute Beziehungen zu unterhalten, obwohl er selbst nie Polizist war. Benalla war jedoch mehrere Jahre lang Reservist der Gendarmerie. So dürfte er auch an Polizeihelm und Armbinde gelangt sein, die er in dem Video trägt.
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