Flakon geschenkt
Nowitschok-Opfer vergiftete unabsichtlich Freundin
Nun ist offenbar klar, wie das Ende Juni mit Nowitschok vergiftete Paar in Südengland mit dem Nervenkampfstoff in Berührung kam: Charlie Rowley (45) hatte eine Kosmetikflasche am Boden gefunden und seiner Lebensgefährtin Dawn Sturgess (44) geschenkt. Die Frau starb wenige Tage später nach ihrer Einlieferung ins Krankenhaus. „Ich glaube nicht, dass ich jemals darüber hinwegkommen werde“, sagte er nun schuldbewusst.
Der 45-jährige Rowley überlebte den Kontakt mit dem gefährlichen Gift, das das sowjetische Militär in den 70er- und 80er-Jahren entwickelt hatte. Seine Freundin hatte weniger Glück: Sie verstarb am 8. Juli an den Vergiftungserscheinungen. Charlie Rowley konnte nach mehrwöchiger Behandlung im Krankenhaus am vergangenen Freitag entlassen werden - sein Gesundheitszustand sei jedoch noch angeschlagen.
Die Polizei identifizierte nach der Vergiftung des Paares einen Parfüm-Flakon als Behältnis, in dem das Nervengift transportiert wurde. Mit diesem Fläschchen dürften auch der ehemalige russische Doppelagent Sergej Skripal (67) und dessen Tochter Julia (33) Anfang März vergiftet worden sein - beide überlebten den Anschlag. Britische Behörden gehen davon aus, dass Russland der Drahtzieher der Gift-Attacke ist. Die Polizei konnte mittlerweile Verdächtige verhaften. Rowley konnte sich nach der Vergiftung nicht gleich daran erinnern, was genau passiert war.
Nun steht fest: Rowley hat unabsichtlich seine Freundin vergiftet. Er hielt die Flüssigkeit für Parfüm - ein folgenschwerer Fehler. „Ich fühle mich sehr niedergeschlagen wegen Dawn“, so der 45-Jährige im Gespräch mit der britischen Zeitung „The Sun“. „Ich bin sehr traurig über das, was mit ihr passiert ist, es ist schrecklich und schockierend. Ich nahm noch Medikamente, als man mir sagte, dass sie gestorben ist. Ich glaube nicht, dass ich jemals darüber hinwegkommen werde“, sagte er.
Gift-Opfer: „Es hätten auch Kinder damit spielen können“
„Ich bin im Herzen bei Dawns Familie. Es ist erstaunlich, dass ich noch lebe. In gewisser Weise fühle ich mich glücklich, dass ich überlebt habe, aber ich habe auch so viel verloren“, sagte Rowley voller Trauer. Mit den Verbrechern, die für den Anschlag an den Skripals verantwortlich seien, geht er scharf ins Gericht: „Es war sehr unvorsichtig von ihnen, wie sie ihr Geschäft gemacht hatten und Dinge herumliegen ließen“, meint das Gift-Opfer. „Es (Anm.: das Nervengift) war für jemanden bestimmt, es war falsch, es herumliegen zu lassen.“ Rowley erinnerte daran, dass der Vorfall noch dramatischer hätte sein können: „Es hätten auch Kinder damit spielen können.“
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