Brisante Studie
IS-Frauen als bisher unterschätzte Gefahr
Das „Kalifat“ der Terrormiliz Islamischer Staat liegt in seinen Trümmern. Offiziell gelten die Dschihadisten im Irak als besiegt, in Syrien hat der IS sein früheres Herrschaftsgebiet fast vollständig verloren. Lediglich in einigen wenigen Regionen ist die Miliz noch aktiv. Nun kommt im Kampf gegen die „Ungläubigen“ offenbar Frauen und Minderjährigen eine bedeutende Rolle zu: Sie sollen das Vermächtnis des IS bewahren und den Terror auch in andere Staaten - häufig in die Heimatländer der ausländischen IS-Bräute und deren Kinder - tragen. Eine aktuelle Studie des Zentrums zur Erforschung von Radikalisierung (ICSR) am King‘s College in London spricht in diesem Zusammenhang von einer bisher unterschätzten Gefahr.
Laut der Studie des ICSR schlossen sich in den vergangenen Jahren rund 41.900 ausländische Sympathisanten dem IS im Irak und in Syrien an - darunter 4761 Frauen und 4640 Minderjährige. Die meisten von ihnen stammen aus Russland, Tunesien, Frankreich und China. Aus Österreich sollen sich 37 Frauen dem IS angeschlossen haben. Die wohl bekanntesten unter diesen Österreicherinnen sind die beiden Wienerinnen Samra und Sabina.
IS ruft zur Bewaffnung aller Frauen auf
Das bisherige Bild der „IS-Bräute“ in der Öffentlichkeit ist laut der britischen Studie unvollständig. Die Rollen seien nämlich vielfältiger, die Frauen nicht nur Ehegattinen, Mütter bzw. Rekrutiererinnen. Vielmehr hätten sie auch ausreichend Kampferfahrung und kämen immer häufiger an der Front zum Einsatz. Auch Patrouillengänge gehörten mittlerweile zu ihren Aufgaben. Im Vorjahr rief der IS sogar zur Bewaffnung aller Frauen auf und sprach von der „Pflicht aller, sich für Allah im Kampf zu opfern“.
Im Februar wurde ein Video mit dem Titel „Im Inneren des Kalifats“ auf einem Propagandakanal veröffentlicht. In diesem sind auch immer wieder Frauen im Kampf zu sehen. Unter den zahlreichen Rückkehrern lag bisher der Fokus allerdings auf Männern. Dies sollte laut der Studie aber nun auch auf Frauen und Minderjährige ausgeweitet werden.
IS-Kinder als „lebende Zeitbomben“
Jene 730 Kinder, die laut der Studie im „Kalifat“ geboren wurden, kennen nichts anderes als den Kampf, Hinrichtungen und dschihadistische Ideologie. Der deutsche Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen bezeichnete diese „Kinder des IS“ Anfang des Jahres als „lebende Zeitbomben“. Aus diesem Grund drängen die Studienautoren des ICSR die Herkunftsstaaten der Eltern, sich intensiver um diese Kinder zu kümmern.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.