Betrug und Bestechung

Prüfer: „Türkische Fahrschulen sind ein Problem“

Österreich
28.07.2018 14:55

Nach dem geplanten Aus für die Führerscheinprüfung in türkischer Sprache - wie von Verkehrsminister Norbert Hofer für 2019 angekündigt - packt nun ein Fahrprüfer aus. krone.at sprach mit Stefan S. (Name von der Redaktion geändert) über Missstände, Betrug und Bestechung.

Seit 18 Jahren ist Stefan S. (50) schon im Geschäft, hat unzählige Fahrprüfungen abgenommen. Ihm geht es bei der Diskussion um Führerscheinprüfungen auf Türkisch um Fairness. „Alle sollten die gleichen Bedingungen haben“, findet der Wiener. Beim Praxistest sitzt er hinter dem Fahrschüler und dem Fahrlehrer auf der Rückbank. Im Portfolio der Prüfung: „Überprüfungen am Fahrzeug“, „Übungen im Langsamfahrbereich“, „Fahren im Verkehr“ und das „Besprechen von erlebten Situationen“. Schon beim ersten Punkt gebe es ständig Schwierigkeiten.

Symbolbild (Bild: stock.adobe.com, krone.at-Grafik)
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„Schauen wir mal, wie sie sich macht“, sagt der Fahrlehrer zu Stefan S. Diesmal tritt eine türkische Frau, die seit zwölf Jahren in Wien lebt, zur Prüfung an. Schon drei Mal hat sie nicht bestanden. Als S. mit der Begrüßung beginnt, realisiert er, dass die Dame kein Wort Deutsch spricht. Was den Test erheblich erschwert. „Wie soll sie so meine Fragen beantworten?“, fragt der Prüfer.

Symbolfoto (Bild: stock.adobe.com)
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„Es ist unfair“
Bei den türkischen Fahrschulen fungieren die Fahrlehrer beim Examen oft als Dolmetscher: „Ich kann nicht kontrollieren, ob der Kandidat meine Anweisung oder Frage wirklich verstanden hat. Sie wird einfach übersetzt“, erzählt der erfahrene Prüfer. Viele können praktisch fahren, aber: „Es ist unfair, wenn diese Schüler einen Teil der Prüfung einfach ignorieren, und andere müssen ihn bestehen.“ Noch etwas geht nicht in seinen Kopf. „Verstehen diese Leute überhaupt Zusatztafeln? In ganz Wien sind Baustellen und Umleitungen. Sie sind alle auf Deutsch.“

(Bild: krone.tv, krone.at-Grafik)

Dann erzählt Stefan S. von einem Vorfall mit einem Flüchtling aus Syrien, der früher Landwirt war. Der junge Mann sei seit fünf Jahren in Österreich. Er sei zur Prüfung mit einem Freund angetreten, der ebenfalls ins Auto gestiegen sei. Erlaubt sei das nicht, so der Prüfer. Als S. fragt, wer der Begleiter sei, antwortet dieser, dass er übersetze. Englisch spreche der Kandidat nämlich auch nicht. 

„Türkische Fahrschulen sind ein Problem“
Die Durchfallquote der Fahrprüfer dürfe 40 Prozent nicht übersteigen, sonst gebe es Ärger. „Eigentlich ist die Quote viel höher, aber dann bin ich meinen Job los“, sagt Stefan S. offen heraus. Und wenn ein Prüfer doch Einwände gegen ein Bestehen hat? „Kollegen haben sich bereits mit einem Abendessen bestechen lassen“, sagt S. Es heißt immer, „das sind Verwandte von den Fahrlehrern“.

Aber Stefan S. erhebt noch schwerere Vorwürfe, spricht sogar von „Betrug“: „Manche Lehrer bieten sogar spezielle Dienste zum Bestehen der Praxis an. Öfters verkabeln die Fahrschulen für die theoretische Prüfung am PC ihre Studenten selbst. Am anderen Ende sagt ein Helferlein die korrekten Antworten durch. Kostenpunkt 2000 Euro.“ Und: „Die türkischen Fahrschulen sind daher ein Problem.“

(Bild: stock.adobe.com)

Aber nicht nur die Sprache sei hinderlich. Bei vielen türkischen Frauen spiele auch die Kopfbedeckung eine Rolle. „Mit einem Tschador ist der Pendel- oder Kontrollblick deutlich beeinträchtigt.“  Das, so Stefan S., sei aber noch das geringste Problem ...

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