Rascher Nachweis

Bluttest für Gehirnerschütterungen entwickelt

Wissenschaft
31.07.2018 09:33

Schweizer Wissenschaftler haben einen Bluttest entwickelt, der den raschen Nachweis einer Gehirnerschütterung ermöglicht. Ein einziger Tropfen Blut reiche aus, um binnen zehn Minuten ein mildes Schädel-Hirn-Trauma zu diagnostizieren, teilte die Universität Genf am Montag mit. Vor allem Sportler sollen von der Erfindung profitieren.

Entwickelt wurde der von einem Schwangerschaftstest inspirierte Schnelltest von Jean-Charles Sanchez vom Departement für Medizin an der Universität Genf zusammen mit spanischen Kollegen. Man machte sich dabei die Tatsache zunutze, dass die Konzentration gewisser Proteine im Blut nach einer milden Gehirnverletzung zunimmt.

Denn werden bei einem Schlag auf den Kopf Gehirnzellen beschädigt, setzen diese Proteine frei. Die Wissenschaftler verglichen die Proteinwerte im Blut von Patienten, die sich wegen milder Schädel-Hirn-Traumata in Spitalpflege begaben. Bei einigen der Betroffenen fiel die Computertomografie-Untersuchung (CT) negativ aus, bei anderen Patienten bestätigte sich hingegen der Verdacht auf ein Schädel-Hirn-Trauma.

(Bild: APA/dpa/Claudia Levetzow)

Protein lässt auf Risiko schließen
 
Die beiden Gruppen unterschieden sich in ihren Blutwerten, wie die Forscher im Fachjournal „PLOS One“ berichten. Sie konnten vier Moleküle (H-FABP, Interleukin-10, S100B und GFAP) identifizieren, die eine Gehirnverletzung anzeigten. „Wir stellten fest, dass alleine der H-FABP-Wert es ermöglicht, bei einem Drittel der Patienten zu bestätigen, dass bei ihnen kein Risiko für ein Trauma vorliegt“, wird Sanchez zitiert.

Für Betroffene bedeutet dies: Erscheint auf dem Test namens TBIcheck nach zehn Minuten eine Linie, muss die betroffene Person ein Spital aufsuchen, um die Art der Gehirnverletzung per CT zu abzuklären. Bleibt das Testfeld leer, kann der Patient unbesorgt nach Hause gehen. Langwierige Abklärungen im Spital sowie die Strahlendosis der CT bleiben ihm erspart. Zudem dürfte der Test die Kosten im Gesundheitswesen senken.

Test soll ab 2019 vermarktet werden
 
Die Entwicklung eröffnet laut Sanchez neue Möglichkeiten für schnelle Checks nach einem Unfall, etwa bei einem Boxkampf oder einem Fußballspiel. Dort könnte das Testergebnis darüber entscheiden, ob ein Spieler gefahrlos weitermachen kann. Aber auch in abgelegenen Regionen, etwa nach einem Kletterunfall, könnte der Test, der ab 2019 via Start-up-Unternehmen vermarktet wird, beispielsweise in einer Hausarztpraxis zum Einsatz kommen.

(Bild: Universität Genf/Jean-Charles Sanchez)

Die Forschergruppe arbeitet bereits an einer Verbesserung des Tests, indem sie die H-FABP- und die GFAP-Werte kombiniert. Dies dürfte es erlauben, der Hälfte der Betroffenen mit Verdacht auf Gehirnverletzung Entwarnung zu geben.

Jedes Jahr werden drei Millionen Menschen in Europa mit Symptomen eines leichten Schädel-Hirn-Traumas in Spitäler eingewiesen. Sie leiden etwa unter Sehstörungen, Erbrechen oder vorübergehender Ohnmacht. Nur bei zehn Prozent von ihnen bestätigt sich allerdings nach der CT-Untersuchung der Verdacht.

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