Streit um Autonomie

Keine Gewalt im Kosovo – Lage bleibt angespannt

Ausland
05.08.2018 16:49

Der Streit um die Autonomie der serbischen Minderheit im Kosovo hat am Wochenende nicht wie befürchtet zu neuer Gewalt geführt. Nach Appellen zur Ruhe aufseiten von Albanern und Serben sowie einem entschlossenen Eingreifen der NATO-geführten internationalen Schutztruppe KFOR blieb es in dem jahrzehntelangen Konflikt ruhig. Das Bundesheer ist mit 400 bis 500 Soldaten im Kosovo präsent.

Hintergrund für die gespannte Situation ist eine am Samstag abgelaufene viermonatige Frist der EU an die Kosovo-Regierung zur Vorlage eines schon lange verabredeten Autonomie-Statuts für die Serben im Norden des Landes. Schon kurz nach Mitternacht am Samstag hatte KFOR die Zugänge zum Gazivoda-Stausee blockiert.

Serbien setzte Armee in Kampfbereitschaft
 
Das war offensichtlich die Reaktion auf Spekulationen, die albanische Spezialpolizei wolle den Serben die Kontrolle der für den Kosovo lebenswichtigen Talsperre an der Grenze zwischen beiden Ländern entreißen. In Serbien wurde die Armee „präventiv“ in Kampfbereitschaft versetzt, berichtete die Regierungszeitung „Novosti“ am Sonntag in Belgrad.

Straßenkontrolle in Pristina: Militärpolizisten sorgen mit polnischen Kameraden für die Sicherheit. (Bild: HBF/Daniel TRIPPOLT)
Straßenkontrolle in Pristina: Militärpolizisten sorgen mit polnischen Kameraden für die Sicherheit.

Der kosovarische Präsident Hashim Thaci versicherte am Samstag in Pristina, die Ausarbeitung des Autonomiestatus werde bald vorgelegt. Damit sollen die Serben, die nur noch weniger als zehn Prozent der knapp zwei Millionen Menschen im Kosovo ausmachen, aber im Norden des Landes die lokale Mehrheit bilden, weitgehende Selbstverwaltung erhalten.

„Habe die Serben gebeten, noch einige Tage auszuhalten“
 
„Ich habe die Serben im Kosovo gebeten, nichts zu unternehmen und noch einige Tage auszuhalten“, sagte der serbische Staatspräsident Aleksandar Vucic nach einer Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates. Zuvor hatten Medien berichtet, die Kosovo-Serben wollten am Samstag einseitig ihre Autonomie ausrufen. „Ich hoffe, dass KFOR seine Arbeit macht“, sagte Vucic offenbar mit Blick auf die umstrittene Talsperre Gazivoda, die für die Strom- und Wasserversorgung des Kosovo lebenswichtig ist.

Serbiens Staatspräsident Aleksandar Vucic (Bild: AFP)
Serbiens Staatspräsident Aleksandar Vucic

Gebietsaustausch wohl endgültig vom Tisch
 
Eine in den letzten Wochen von verschiedenen Medien ins Spiel gebrachte Lösung des jahrzehntelangen Konflikts durch einen Gebietsaustausch ist wohl endgültig vom Tisch. Kosovo-Regierungschef Ramush Haradinaj lehnte das strikt ab, weil es zum Krieg führe. Auch Vucic zeigte sich pessimistisch: „Ist ein Kompromiss in Sicht? Ich glaube nicht, ich bin nicht optimistisch“, sagte er nach einem Gespräch mit dem einflussreichen Serbisch-Orthodoxen Patriarchen in Belgrad.

KFOR-Soldaten (Bild: AFP)
KFOR-Soldaten

Kosovo war vor zehn Jahren von Serbien abgefallen. Zuvor hatte die NATO im Jahr 1999 unter anderem mit Bomben-Angriffen dafür gesorgt, dass sich serbisches Militär und Paramilitär aus dem Kosovo zurückziehen musste. Diese hatten zuvor bis zu 800.000 Albaner vertrieben. Serbien will seine frühere Provinz mit Hinweis auf seine dort gelegenen mittelalterlichen Klöster und Schlachtfelder wieder zurückhaben.

Versöhnung für EU-Beitritt notwendig
 
Allerdings ist dem EU-Kandidaten der Weg nach Brüssel versperrt, sollte er sich nicht mit dem Kosovo aussöhnen. Dasselbe gilt auch für den Kosovo, da fünf EU-Staaten die Position Serbiens unterstützen und die einseitige Unabhängigkeitserklärung Pristinas nicht anerkennen.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt