Luxus ist, wenn man sich etwas leistet, was man eigentlich in der Form nicht braucht, vor allem wenn es teuer ist. Insofern ist der BMW X2 ein echtes Luxusgut, denn er bietet Platzverhältnisse wie ein geräumiger Kompaktwagen, geht aber oberklassemäßig ins Geld. Wer ihn sich kauft, sagt damit wohl zwei Dinge aus: 1. Über Geld spricht man nicht, das hat man, aber auch 2. Ich fahre gerne Auto.
Beginnen wir mit dem Preis des Testwagens: 65.405 Euro inklusive Extras für den BMW X2 xDrive20d, also mit 190 PS starkem Zweiliter-Diesel und Allradantrieb. Das ist fast doppelt so viel, wie das Basismodell mit 140-PS-Dreizylinder-Benziner und Frontantrieb kostet (was wiederum 7000 Euro über einem vergleichbaren VW Golf und 5000 über dem eng geschnittenen 1er-BMW liegt), aber Luxus und Lifestyle auch diesseits von goldenen Türschnallen lässt man sich (nicht nur in München) gut bezahlen. Logisch.
Statement der Ausstrahlung
Der unbedarfte Nachbar sieht einfach nur einen kleinen, schön gezeichneten BMW mit echten Auspuffendrohren (eine Seltenheit in blendenverliebten Zeiten wie diesen). Dass es sich um ein SUV bzw. um den coupéhaft geschnittenen Ableger des BMW X1 handelt, erkennen nur Eingeweihte. Kein Wunder, sitzt man doch nur vier Zentimeter höher als in einem 1er-BMW. Das merkt man im Auto sitzend mehr, als wenn man von außen draufschaut. Und doch strahlt er etwas aus, das normale Kompakte nicht haben. Solide, sportlich, ja, richtig sexy. X2 statt #metoo!
Gespart wird trotzdem, nämlich wenn man genauer hinschaut: In der Preisklasse wünsche ich mir eine Fernentriegelung der Rücksitzlehnen vom Kofferraum aus, stattdessen muss ich an Laschen ziehen, die zwischen den Sitzpolstern stecken. Die Ladefläche ist dann auch nicht ganz eben, weil die Lehnen nicht ganz flach liegen. Der Kofferraumboden lässt sich hochklappen, aber nicht zum intelligenten Unterteilen aufstellen, darunter befindet sich ein ungewöhnlich großes Fach. Insgesamt passen 470 (inklusive Fach unterm Boden) bis 1355 Liter (alles umgeklappt, dachhoch) Gepäck hinter die (ab Advantage) elektrisch bediente Heckklappe. Zum Vergleich: In den Kofferraum des 1er-BMWs passen nur 360 Liter, obwohl er mit 4,33 Meter nur drei Zentimeter kürzer geraten ist.
Der X2 ist also etwas weniger geräumig als der X1, was auch für das Platzangebot für die Insassen gilt. Aber es muss sich keiner eingeengt fühlen. Die Beinfreiheit hinten ist okay, wenn auch nicht opulent, und auch mit knapp 1,90 Meter muss ich hinten nicht den Kopf einziehen. Hinten einzusteigen ist wegen der ausladenden Radhäuser aber eine Spur umständlicher als bei normalen Kompakten.
Was man sonst kaum bekommt
Für den BMW X2 spricht, wenn man es sich leisten kann, auch sachlich einiges. Es gibt noch immer keine bessere Navitainment-Bedienung als das iDrive, ein echtes Head-up-Display ohne Plexiglasscheibe ist bei den Kompakten noch selten und einen Radartempomaten mit auf Knopfdruck abschaltbarer Abstandsregelfunktion ist bei der Konkurrenz bis auf wenige Ausnahmen auch nicht zu bekommen.
Geschmeidiges Fahrverhaten
Kompakte SUVs werden häufig als zu hart abgestimmt empfunden. Auch der BMW X2 ist keine Sänfte, zumal er sogar noch straffer ist als der X1. Der Testwagen ist (weil es ein „M Sport“-Modell ist) sogar mit M Sportfahrwerk ausgestattet, also noch etwas härter. Trotzdem nervt er nicht, sondern läuft geschmeidig auf seinen optionalen 20 Zöllern. Auch der Rest ist typisch BMW, mit gefühlvoller Lenkung und verbindlicher Bodenhaftung.
Bulliger Motor
Der 20d-Motor passt gut zu dem Fahrzeug. Er zieht mit 400 Nm ab 1750 U/min. kräftig durch und klingt ansprechend. Nur die Achtgangautomatik (von Aisin) dürfte etwas flotter reagieren). In 7,7 Sekunden schafft es der Wagen auf Tempo 100, obwohl er (nach DIN) 1,6 Tonnen wiegt. Im Durchschnitt flossen 6,3 l/100 km Diesel aus dem 51-Liter-Tank.
Unterm Strich
Wir brauchen es nicht beschönigen: Der BMW X2 ist ein teures Auto. Aber auch ein schönes und eines, das Spaß macht und einige Möglichkeiten bietet. Von 18 Zentimeter Bodenfreiheit bis zu optionalen 20 Zoll-Rädern und überhaupt feiner Ausstattung. Im Detail könnte man mehr erwarten, etwa beim Rücksitzumlegen oder bei der Klimaautomatik, die nur in ganzen Grad-Schritten arbeitet. Ungewöhnlich ist allerdings, dass man diesen Luxus-Kompakten auch mit einem Dreizylinder-Motor bestellen kann - das ist dann weniger, als man braucht.
Warum?
Weil er richtig gut aussieht
Weil er richtig gut fährt
Weil man kann
Warum nicht?
Weil er ganz schön teuer ist
Oder vielleicht …
… Range Rover Evoque, Jaguar E-Pace, Mercedes GLA, als kompaktes SUV-Coupé irgendwie auch Mitsubishi Eclipse Cross
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