Wenige Stunden nachdem Leo S., der in Florida nach einvernehmlichem Sex mit einer 15-Jährigen im Gefängnis landete, auf freien Fuß kam, sprach sein Anwalt Carl Christian Thier am Freitagabend mit krone.at über die Härte des amerikanischen Gesetzes und die Aussichten für den 18-jährigen Oberösterreicher.
Seit Donnerstag ist Leo S. gegen eine Kaution von rund 170.000 Euro bis zum Prozessbeginn im September auf freiem Fuß und mit seinen Eltern vereint. Dem 18-jährigen Oberösterreicher wird in den USA „lüsterne bzw. anstößige Belästigung“ vorgeworfen, weil er seine 15-jährige Internet-Liebe Amanda S. in Florida besuchte und auch mit ihr geschlafen hat. In dem US-Bundesstaat beträgt das Schutzalter 16 Jahre. krone.at erreichte seinen Anwalt und sprach mit ihm über den tragischen Fall.
„Ihre Kollegen halten uns auf Trab“
Freitagfrüh war er noch bei Leo und seinen Eltern, um die Verhandlungsstrategie zu besprechen. Um 14.30 Uhr Ortszeit gibt Carl Christian Thier krone.at ein Interview. Ob der Fall viel Interesse weckt? „Ihre Kollegen halten uns auf Trab“, scherzt der österreichische Vize-Honorarkonsul in Orlando, Florida, und Miteigentümer der Kanzlei, die Leo und seine Familie vertreten wird. 20 Anrufe pro Tag aus Österreich sollen es mittlerweile sein.
„Krone“: Wie geht es Leo?
Carl Christian Thier: Es geht ihm den Umständen entsprechend gut. Als das Gericht am Donnerstag dann schlussendlich zugestimmt hat, die Bedingungen für die Kaution zu lockern, hab ich sie hinterlegt und ihn dann um kurz vor 5 vom Gefängnis abgeholt und nach Orlando gebracht. Er war ganz erleichtert, erschöpft, müde. Dann hat er am Abend auch seine Familie getroffen. Jetzt geht es ihm wieder besser.
Wie stehen seine Chancen?
Was die Chancen angeht, sind wir optimistisch, dass wir ein ordentliches Ergebnis erzielen können. Wir versuchen, die Dinge im Gespräch mit der Staatsanwaltshaft zu lösen.
Sie versuchen, einen Prozess zu vermeiden?
Genau, wir telefonieren mit dem Staatsanwalt. Wir treffen uns mit der Staatsanwaltschaft, legen vor, was wir als erleichternde Umstände empfinden, und schlussendlich wird ganz normal verhandelt. Am Ende einigt man sich hoffentlich auf ein vernünftiges Ergebnis.
Wovon wollen Sie die Staatsanwaltschaft überzeugen?
Wir versuchen, den Staatsanwalt davon zu überzeugen, dass das ein minderschwerer Fall ist, und der Staatsanwaltschaft wird versuchen, uns zu überzeugen, dass es doch ein schwerer Fall ist - das liegt in der Natur der Sache. Sollten die Vorstellungen viel zu weit auseinanderliegen, müssen wir auch vor Gericht gehen.
Sind Sie auch in Kontakt mit Leos Freundin Amanda?
Das Gericht hat jeden Kontakt zwischen Leo und ihr verboten - als Teil der Kautionsauflagen - und auch wir sind angehalten worden, sie bzw. ihre Familie nicht direkt zu kontaktieren.
Wie geht es Leos Familie jetzt?
Es geht ihnen gut, weil sie beisammen sind. Sie haben sich hier für die nächsten Wochen privat etwas angemietet.
Wurde Leo im Gefängnis wirklich misshandelt?
Ein Mithäftling hat ihn kurz nach der Inhaftierung geschlagen. Warum, wissen wir nicht, auch nicht, welcher Mithäftling das war. Er hat ein blaues Auge davongetragen, nichts Schlimmes, das war keine Misshandlung. Die Familie will auch nicht rechtlich dagegen vorgehen.
Mit welcher Summe muss die Familie für die Vertretung rechnen?
Ein Verfahren mit Vertretung ist in Amerika teuer, es liegt nicht daran, dass wir zu viel berechnen. Die Anwaltskosten von uns oder von Herrn Leiber sind nicht höher als die anderer Kanzleien. Wie viel es kostet, kommt darauf an, wie lange sich der Fall zieht. Es ist hier viel aufwändiger als in Europa. Wir werden in die Beweisaufnahme gehen, es werden Zeugen unter Eid vernommen, Experten beauftragt, und wir arbeiten auch mit anderen Anwälten zusammen. Die Gesamtkosten kann ich nicht einschätzen, aber sie werden sicherlich sehr hoch sein. Deswegen hat die Familie ein Spendenkonto vom Bürgermeister der Gemeinde eingerichtet bekommen und wir hoffen, dass die Unterstützung aus Österreich weiterhin so gut ist wie bisher. Leo dankt allen, die ihm und seiner Familie helfen.
Wie berichten US-Medien über den Fall?
Die US-Medien stellen Leo dar, als wäre er ein 18-jähriger Mann, der nur nach Florida reist, um Sex zu haben. Das ist ein ganz anderer Zungenschlag als in Europa. Das liegt daran, dass die amerikanischen Medien logischerweise Interesse daran haben, die Sache interessant zu machen. Ein österreichischer Bursche, der in eine Liebesgeschichte verwickelt ist und dann verhaftet wird, ist eine gute Geschichte. Das Interesse der US-Medien nimmt aber allmählich ab.
Ihre Zusammenfassung?
Es handelt sich hier nicht um einen Missbrauchsfall, wie es das Gesetz annimmt. Es handelt sich um eine echte Liebesgeschichte zwischen zwei Minderjährigen, wo der eine, unglückerweise, schon ein paar Tage 18 ist. Er ist erst kurz bevor er in die USA gefahren ist 18 geworden.
Falls Sie Leo und seiner Familie helfen wollen:
IBAN: AT31 3477 7000 0082 6727
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