Konzern „heimtückisch“

Monsanto muss 289 Mio. $ an Krebskranken zahlen

Ausland
11.08.2018 08:32

Ein US-Gericht hat den Agrarkonzern Monsanto zur Zahlung von 289 Millionen Dollar (knapp 253 Millionen Euro) Schmerzensgeld verurteilt, weil seine glyphosathaltigen Unkrautvernichtungsmittel Krebs verursacht haben sollen. Die Mittel hätten „wesentlich“ zur Krebserkrankung des Klägers beigetragen, befand das Geschworenengericht am Freitag in San Francisco.

Das Geld wurde dem ehemaligen Hausmeister Dewayne Johnson zugesprochen, der unheilbar an Lymphdrüsenkrebs erkrankt ist und die Herbizide von Monsanto dafür verantwortlich macht. Die Geschworenen-Jury begründete das Urteil mit dem Versäumnis von Monsanto, den Kunden davor gewarnt zu haben, dass die Herbizide Krebs auslösen könnten. Dadurch habe sich der Konzern der „Heimtücke“ schuldig gemacht. Der 46-jährige Kläger hatte die Herbizide als Hausmeister mehrerer Schulen über Jahre hinweg in großen Mengen angewendet.

(Bild: AFP, krone.at-Grafik)

Kläger Johnson nahm das Urteil mit Tränen und Erleichterung auf. „Hier geht es nicht nur um mich“, sagte er. „Diese Sache wird nun hoffentlich die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdient.“

Glyphosat krebserregend?
Im Zentrum des Verfahrens stand die Frage, ob die in den Unkrautvernichtungsmitteln Roundup und RangerPro enthaltene Chemikalie Glyphosat eine krebsauslösende Wirkung hat. Monsanto, das vor Kurzem vom Bayer-Konzern für rund 63 Milliarden Dollar (rund 55 Milliarden Euro) übernommen wurde, bestreitet eine krebsauslösende Wirkung seines Produkts.

Das Geld wurde dem ehemalige Hausmeister, der an Lymphdrüsenkrebs erkrankt ist und die Herbizide von Monsanto dafür verantwortlich macht, zugesprochen. (Bild: AFP or licensors)
Das Geld wurde dem ehemalige Hausmeister, der an Lymphdrüsenkrebs erkrankt ist und die Herbizide von Monsanto dafür verantwortlich macht, zugesprochen.

Unter Experten ist hoch umstritten, ob Glyphosat tatsächlich Krebs verursachen kann. Die US-Umweltbehörde EPA und auch die Aufsichtsbehörden in der EU und Deutschland gelangten zu dem Schluss, dass keine Krebsgefahr von dem Herbizid ausgeht. Dagegen hatte die zur Weltgesundheitsorganisation WHO gehörende Internationale Agentur für Krebsforschung vor drei Jahren konstatiert, dass Glyphosat „wahrscheinlich krebserregend bei Menschen“ sei.

Das Glyphosat enthaltende Pflanzenschutzmittel Roundup (Bild: AFP)
Das Glyphosat enthaltende Pflanzenschutzmittel Roundup

Obwohl es sich hier nur um einen Einzelfall und keine Sammelklage handelte, ist der Prozessausgang für Bayer und Monsanto brisant, da es die erste Gerichtsentscheidung überhaupt ist und sie wegweisend für zahlreiche andere Verfahren sein könnte. In den USA machen Tausende Krebskranke Monsanto für ihr Leiden verantwortlich. Ein Bundesrichter in San Francisco hatte im Juli mehr als 400 weitere Klagen wegen der möglichen krebsauslösenden Wirkung des Unkrautvernichtungsmittels zugelassen.

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