Chaos-Demo in Rumänien

ORF-Kameramann mit Schlagstöcken verprügelt

Ausland
11.08.2018 12:12

Bei den gewalttätigen Ausschreitungen im Zuge einer Anti-Regierungs-Demonstration in Rumänien ist auch ein Fernsehteam des ORF von den Sicherheitskräften angegriffen worden. In einem Beitrag, der am Freitagabend in der „ZiB 24“ ausgestrahlt wurde, ist zu sehen, wie die Situation hinter Reporter Ernst Gelegs eskaliert. Der Kameramann soll anschließend mit Schlagstöcken verprügelt worden sein. Insgesamt wurden mehrere Hundert Menschen verletzt.

Die Aufnahmen aus der Hauptstadt Bukarest jagen dem Zuschauer einen Schauer über den Rücken: Das Fernsehteam filmt gerade in einer Seitenstraße, als im Hintergrund Feuerwerkskörper abgefeuert werden. Gelegs dreht sich um und flüchtet auf die Seite. Der Kameramann Robert Reinprecht sucht mit seinem Arbeitsgerät das Weite und filmt dabei weiter.

Kameramann Robert Reinprecht (Bild: Roland Holitzky, AP, krone.at-Grafik)
Kameramann Robert Reinprecht
Die Exekutive ging gegen Demonstranten - aber auch Journalisten - besonders brutal vor. (Bild: AP)
Die Exekutive ging gegen Demonstranten - aber auch Journalisten - besonders brutal vor.

Man sieht schließlich Polizisten in schwerer Montur, die Demonstranten verfolgen. Als der Kameramann in eine kleine Gasse flüchtet, versperren ihm zwei Beamte den Weg. Die Kamera ist zwar auf den Boden gerichtet, man sieht aber dennoch, dass die Polizisten ihre Schlagstöcke schwingen. Dann bricht das Video ab. 

Während des Drehs werden Feuerwerkskörper im Hintergrund (rechts oben) gezündet. (Bild: Screenshot ORF-TVthek)
Während des Drehs werden Feuerwerkskörper im Hintergrund (rechts oben) gezündet.
Als der Kameramann in eine Gasse flüchtet, sperren ihm Polizisten mit Schlagstöcken den Weg ab. (Bild: Screenshot ORF-TVthek)
Als der Kameramann in eine Gasse flüchtet, sperren ihm Polizisten mit Schlagstöcken den Weg ab.

„Wir waren zur falschen Zeit am falschen Ort. Wir drehten gerade den Bericht, als die Polizei die Demonstranten zu uns in die Straße getrieben hat. Also sind wir gelaufen“, schildert Reinprecht den dramatischen Vorfall. „Ich hatte panische Angst, bin mit einigen Demonstranten in eine Seitengasse, als die Polizei mit Tränengas und Schlagstöcken auf uns losgegangen ist. Ich habe nur ‚Cameraman, Cameraman‘ gerufen, dann habe sie von mir abgelassen, weil sie gemerkt haben, ich habe nichts damit zu tun. Ich erlitt Striemen an den Beinen, ins Spital musste ich nicht, alles halb so wild, es geht schon wieder. Am Sonntag fliege ich nach Hause“, berichtet der Kameramann im Gespräch gegenüber der „Krone“.

(Bild: AFP)

Journalisten-Club: Einschränkung der Pressefreiheit „unerträglich
Der Österreichische Journalisten-Club verurteilte das gewaltsame Vorgehen der Exekutive gegen das ORF-Team. Präsident Fred Turnheim forderte von der rumänischen Innenministerin Carmen Dan am Samstag eine schonungslose Untersuchung. „Rumänien ist Mitgliedsland der Europäischen Union und hat daher die Standards der Pressefreiheit in Europa zu achten“, so sich Turnheim. Es sei „unerträglich, dass in einigen Mitgliedsstaaten der EU die Pressefreiheit immer mehr eingeschränkt wird“.

(Bild: AP)
(Bild: AP)
(Bild: AFP)

„Unverhältnismäßig brutales“ Vorgehen der Polizei: 450 Verletzte
Bei dem Protest am Freitagabend demonstrierten Auslandsrumänen gegen die Regierung ihrer Heimat. Mehr als 100.000 Menschen nahmen daran teil. Ministerpräsidentin Vasilica Viorica Dancila und dem sozialdemokratischen Parteichef und Parlamentspräsident Liviu Dragnea wurde Korruption und eine Bevormundung der Justiz vorgeworfen. Die Exekutive ging Kritikern zufolge „unverhältnismäßig brutal“ vor - sie setzte gleich zu Beginn Tränengas, Schlagstöcke und sogar Wasserwerfer ein.

Die vorläufige Bilanz am Tag danach ist erschreckend: Nicht weniger als 452 Menschen seien verletzt worden und hätten notverarztet werden müssen, hieß es aus Bukarest. 65 Personen, unter ihnen elf Polizisten, wurden mit teils schweren Verletzungen in Krankenhäuser gebracht. Staatspräsident Klaus Johannis übte scharfe Kritik an der Polizei.

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