Gewaltiger Vorwurf

300 US-Priester missbrauchten Tausende Kinder!

Ausland
15.08.2018 13:42

Ermittlungsbehörden im US-Bundesstaat Pennsylvania haben sexuellen Missbrauch innerhalb der katholischen Kirche ans Licht gebracht - in einem bislang nie da gewesenen Ausmaß. Mehr als 300 namentlich genannte Priester werden beschuldigt, sich in den vergangenen 70 Jahren des sexuellen Missbrauchs von Kindern schuldig gemacht zu haben - bis hin zur Vergewaltigung. Es habe „Tausende“ Opfer gegeben.

Das wahre Ausmaß werde wohl immer im Dunkeln bleiben. Denn die Berichte vieler Kinder seien verloren gegangen oder die Betroffenen hätten aus Angst geschwiegen, heißt es in dem am Dienstag veröffentlichten Abschlussbericht eines Geschworenengremiums des Bundesstaates. Bei der Pressekonferenz waren auch Opfer und Familienmitglieder von Opfern anwesend.

„Denken nicht, dass wir alle gekriegt haben“
„Obwohl die Liste von Priestern lang ist - wir denken nicht, dass wir alle gekriegt haben“, sagte der Generalstaatsanwalt von Pennsylvania, Josh Shapiro. Dennoch sei dies der umfassendste Bericht zu Kindesmissbrauch innerhalb der Kirche, der jemals in den USA veröffentlicht worden sei.

Pennsylvanias Generalstaatsanwalt Josh Shapiro (Bild: ASSOCIATED PRESS)
Pennsylvanias Generalstaatsanwalt Josh Shapiro

Der Untersuchungsbericht stützt sich auf Dutzende Zeugenaussagen und eine halbe Million Seiten kircheninterner Dokumente. Fast alle der aufgezählten Fälle seien mittlerweile verjährt, heißt es in dem Bericht. Straffällig gewordene Priester seien routinemäßig in andere Gemeinden versetzt worden. Die Gemeindemitglieder seien nicht in Kenntnis gesetzt worden.

Opfer waren großteils junge Burschen
 
Die meisten Opfer waren der Untersuchung zufolge Buben, viele von ihnen hatten noch nicht das Alter der Pubertät erreicht. Die Täter setzten unter anderem Alkohol und Pornografie ein. Die Kinder seien begrapscht oder vergewaltigt worden.

In einem Fall habe ein Priester Buben unter dem Vorwand begrapscht, einen „Krebstest“ vorzunehmen, erklärten die Justizbehörden. In der Diözese Pittsburgh habe sich eine Gruppe von vier Priestern gemeinsam an Buben vergangen - einen sollen sie gezwungen haben, in einem Pfarrhaus nackt die Pose Jesu am Kreuz einzunehmen.

Der ehemalige Priester James Faluszczak wurde seinen Aussagen zufolge als junger Bursche von einem Priester missbraucht. (Bild: ASSOCIATED PRESS)
Der ehemalige Priester James Faluszczak wurde seinen Aussagen zufolge als junger Bursche von einem Priester missbraucht.

Bischof drückte Priester sein Mitgefühl aus
 
Dem Bericht zufolge vergewaltigten und schwängerten Priester auch junge Mädchen. In einem Fall sei eine Abtreibung arrangiert worden. Der zuständige Bischof habe anschließend sein Mitgefühl ausgedrückt - nicht mit dem Opfer, sondern mit dem Priester. „Es muss eine sehr schwere Zeit für Sie sein.“

Die Kirche in Pennsylvania habe die Täter meist jahrelang gedeckt. Auch deshalb könnten viele Vergehen nun nicht mehr strafrechtlich verfolgt werden. Das Geschworenengremium forderte Gesetzesänderungen, wonach unter anderem eine Verjährung bei Kindesmissbrauch abgeschafft wird.

Judy Deavens Sohn war ebenfalls Missbrauchsopfer. (Bild: ASSOCIATED PRESS)
Judy Deavens Sohn war ebenfalls Missbrauchsopfer.

Auch hochrangige Kirchenvertreter unter Verdächtigen
Insgesamt stehen mehr als 300 Priester unter Verdacht. Darunter sind auch hochrangige Kirchenvertreter. Erst vor wenigen Wochen hatte Papst Franziskus den Rücktritt von Kardinal Theodore McCarrick, dem früheren Erzbischof von Washington, angenommen und ihm unter dem Druck von Missbrauchsvorwürfen zudem auch Hausarrest verordnet.

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