Angehörige entlasten

Pflege-Studie: Wo der Schuh besonders drückt

Österreich
16.08.2018 10:08

Wie kann man pflegenden Angehörigen bei ihrer oft unbedankten Arbeit unter die Arme greifen? Gemeindebund-Chef Alfred Riedl hat zuletzt mit seinem Ruf nach Anrechnung von Pflegeleistungen auf die Pension viel Staub aufgewirbelt. Einen anderen Weg geht man im Sozialministerium: In einer der „Krone“ vorliegenden Studie zur Situation pflegender Angehöriger kommt man unter anderem zum Schluss, bei Lebensqualität und Wohlbefinden der pflegenden Personen anzusetzen. Außerdem sollen das Pflegegeld valorisiert und die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf weiter gefördert werden.

Das Thema betrifft uns alle: Beinahe eine Million Österreicher (947.000 Personen) haben mit der Betreuung pflegebedürftiger Angehöriger zu tun - rund 801.000 Personen zu Hause und 146.000 weitere „im Bereich der stationären Langzeitpflege“, wie es in der Studie heißt. Mehr als 3000 Betroffene wurden vom Institut für Pflegewissenschaften und dem Soziologie-Institut der Uni Wien nach ihrer Situation befragt. Ziel war es, einen tieferen Einblick in die Lebensrealität dieser Helden des Alltags zu bekommen und herauszufinden, wo der Schuh drückt.

(Bild: "Krone", krone.at-Grafik)

Dabei zeigte sich nicht zuletzt, dass es sich besonders um Heldinnen handelt: 73 Prozent der betreuenden Angehörigen zu Hause sind weiblich, in der stationären Langzeitpflege sind es 63 Prozent. Der überwiegende Anteil der Pflege spielt sich im häuslichen Bereich ab: Nicht weniger als 80 Prozent der bedürftigen Personen werden zu Hause betreut.

Pflege belastet und macht krank
Alarmierend: Egal ob Menschen zu Hause oder im stationären Bereich versorgt werden, die pflegenden Angehörigen sind gesundheitlich in einem erheblich schlechteren Zustand als die Gesamtbevölkerung im Durchschnitt. Außerdem zeigt die Studie, „dass das Belastungsempfinden von pflegenden Angehörigen zu Hause deutlich höher ist als im stationären Setting“.

(Bild: "Krone", krone.at-Grafik)

Zweites Hauptthema neben der körperlichen Belastung ist die von vielen als mangelhaft empfundene materielle Unterstützung. „Für Angehörige, die zu Hause pflegen, stehen finanzielle Aspekte, eine bessere Unterstützung bei der Bewältigung des Pflegealltags sowie die Möglichkeit, sich eine Auszeit von der Pflege nehmen zu können, im Vordergrund“, heißt es weiter. Das Pflegegeld wird von mehr als der Hälfte der Befragten als kaum bzw. nur teilweise ausreichend eingestuft.

Vereinbarkeit, Valorisierung, mehr Angebot
Die Empfehlungen der Studienautoren sind dennoch nicht nur finanzieller Natur. Die wichtigsten Ansätze:

  • Vereinbarkeit von Pflege und Beruf weiter fördern
  • Valorisierung des Pflegegeldes, höhere Zuschüsse für Dienste und Hilfsmittel
  • Verstärktes Angebot an Hilfsleistungen: flexibel, kurzfristig, stundenweise abrufbar
  • Problemzentrierte Information und Beratung
  • Stärkere Berücksichtigung der Situation pflegebedürftiger Kinder
  • Ausbau alternativer Betreuungsformen

Hartinger-Klein: System „stetig weiterentwickeln“
Sozialministerin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) lobte am Donnerstag das System der Pflegevorsorge als „sehr gut“, warnte aber auch davor, sich „darauf auszuruhen“. Das System müsse „stetig weiterentwickelt werden“. Sie verweist auf das Regierungsprogramm, das diesbezüglich eine „Vielzahl an Maßnahmen“ vorsehe.

Ministerin Hartinger-Klein (Bild: APA/HERBERT NEUBAUER)
Ministerin Hartinger-Klein

„Neben einer langfristigen Absicherung des Pflegevorsorgesystems, flankierenden Maßnahmen wie Verbesserung der Qualitätssicherung im Bereich der 24-Stunden-Betreuung und vielem mehr nehmen auch pflegende Angehörige eine wichtige Rolle im Regierungsprogramm ein - und das, wie uns die nunmehr vorliegende Studie zeigt, zu Recht“, so die Ministerin.

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