Foto schockiert
Genuas Todesbrücke zerbröselt seit Wochen
Rund 40 Menschen starben diese Woche bei der Brückenkatastrophe von Genua - eine Tragödie mit Ansage, wie es von vielen Seiten seitdem heißt. Dies sieht auch Brückenexperte und Risikoforscher Prof. Helmut Wenzel, der persönlich in das Projekt involviert war, so: „Wenn mich jemand gefragt hätte, was in Italien als Erstes passiert, das wär diese Brücke gewesen.“ Zudem kursiert ein Foto, das angeblich vor Kurzem entstanden ist, das zeigen soll, wie der betreffende Abschnitt der Todesbrücke seit Wochen zerbröselt.
Auf dem via Social Media geteilten Bild, das viele aufregt und weitere Spekulationen anheizt, sieht man deutliche Schäden an dem betroffenen Teilstück der Morandi-Brücke. Immer wieder hätten sich Stücke gelöst, hieß es, zudem sieht es auf dem Foto so aus, als würden Kabel in die Tiefe hängen. „Schon mein Leben lang weiß ich von Problemen mit der Brücke“, zitiert die „Daily Mail“ einen Zeugen. Ständig werde die Brücke repariert, trotzdem sei sie eine ewige Baustelle. „Man kann den Rost drunter sehen.“
Kombination Wetter, Konstruktion und Material „zu viel“
Laut dem Autobahnbetreiber Autostrade sei die aus den 1960er-Jahren stammende Brücke gemäß den gesetzlichen Vorgaben alle drei Monate kontrolliert worden. Doch das reichte nicht aus, um die Katastrophe zu verhindern.
Wie Wenzel bereits am Dienstagabend in der „ZiB 2“ gesagt hatte, sei die Kombination Wetter - die Brücke stürzte während eines Sturms ein, zuvor hatte es einen heftigen Temperatursturz gegeben - mit einer schlechten Konstruktion und schlechtem Material zu viel für das Bauwerk gewesen. Wer schlussendlich für das Unglück verantwortlich sei, werde sich aber wohl nie feststellen lassen, weil es immer viele Verantwortliche gebe, so der Ingenieur.
Auch er sehe, dass es eine absehbare Katastrophe gewesen sei. „Ich kenne das Projekt persönlich und war da auch involviert“, so Wenzel im Ö1-„Journal um acht“, „und wenn Sie mich vor einem Jahr gefragt hätten, was in Italien als Erstes passiert, das wär diese Brücke gewesen.“
„In Österreich ist man da viel vernünftiger“
Warum trotzdem nichts getan worden sei? „Das sind zwei Faktoren: einmal die zu erwartenden Kosten, die jetzt natürlich ein Vielfaches sein werden, und andererseits die Intervention von außen, eben ein sogenanntes erhaltenswürdiges Bauwerk auch zu erhalten.“ In Österreich - wo Brücken auch mit Drohnen überwacht werden - sei man da „viel vernünftiger“, hier würden „risikobehaftete“ Bauwerke ersetzt.
„Wir hatten in Europa in den letzten Jahren 28 Einstürze im Schnitt“
Generell sei immer mit solchen Dramen zu rechnen, da die Infrastruktur natürlich altere. „Wir hatten in Europa in den letzten Jahren 28 Einstürze im Schnitt“, so Wenzel, der prophezeite: „Das werden etwas mehr werden.“ Man könne gegensteuern, wenn man wie in Deutschland und Österreich „die Verantwortung wahrnimmt“ und die Budgets erhöhe. In vielen anderen Ländern sei man da allerdings „risikofreudiger“. So große Unglücke wie dieses in Genua seien aber „Gott sei Dank doch sehr selten“.
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