David wurde nur 17 Monate alt. Nach einer Operation am LKH im April atmete der Kleine Erbrochenes ein. Elf Tage später starb er. Jetzt wollen die Eltern Gerechtigkeit und klagen.
Edda P. zeigt beim „Krone“-Gespräch ein kurzes Video ihres Sonnenscheins: seine ersten Schritte. Sie zittert als sie das Handy hochhält, legt es hin und vergräbt das Gesicht in ihre Hände. Daneben sitzt ihr Lebensgefährte, Thomas G. Auch ihm ist die Verzweiflung anzusehen, auch er schlägt die Hände immer wieder vors Gesicht, beide sind am Ende ihrer Kräfte: „Warum?“ Diese Frage quält, unzählige schlaflose Nächte lang. Für das junge Paar sind die Ärzte des Landeskrankenhauses die Schuldigen, vor allem ein Oberarzt der Kinderchirurgie und ein Anästhesist.
Sanitäter: Keine Notsituation
Die Eltern schildern das Geschehen: Am Abend des 16. April passte Papa Thomas auf den Kleinen auf, gemeinsam aßen sie zu Abend. Danach löste sich der kleine rote Punkt auf Davids Wange, das Kind begann zu bluten, erzählt G. „Der Bub war unruhig, ich hab die Rettung angerufen und wollte nachfragen.“ Zehn Minuten später kam die Mama heim, dann die Sanitäter. Die versicherten: keine Notsituation, keine starke Blutung.
Arzt: „Das können wir gleich machen“
In der Kinderambulanz angekommen wurde die Wunde desinfiziert. Eine Ärztin teilte den Eltern mit, dass es vermutlich ein Hämangiom (Blutschwämmchen) ist, dieses gehöre unter Vollnarkose verödet. Das Paar erwähnte das Abendessen, die Ärztin entgegnete: „Na, dann geht die OP nicht, wir machen sie morgen.“ Der Patient müsse nüchtern sein. G.: „Wir sagten auch, dass David zusatzversichert ist.“ Dies wurde im ersten Aufnahmeformular vermerkt. Kurz darauf folgte der Auftritt des damals diensthabenden Kinderchirurgen: „Er hat sich David angeschaut und gesagt: ‘Das können wir gleich machen‘“.
„In 15 Minuten habt ihr ihn wieder“
Dass der Bub gerade gegessen hat, quittierte der Arzt offenbar mit einem „Egal“. Der OP-Raum wurde vorbereitet, der Anästhesist kam. Auch der meinte, Davids voller Magen sei „überhaupt kein Problem“. Eine Aufklärung gab es nicht, betonten die Eltern: „Der Aufklärungsbogen ist erst viel später und fehlerhaft ausgefüllt worden.“ David bekam Beruhigungsmittel, der Gang zum OP-Raum folgte. Der Chirurg meinte noch: „In 15 Minuten habt ihr ihn wieder.“ „Ich sagte noch, passt mir gut auf mein Kind auf“, so Edda P. Es sollte das letzte Mal sein, dass die Eltern die Augen ihres Sprösslings sahen.
„Das Gute ist, euer Kind ist nicht tot“
Nach einer Stunde wurden die Sorgen größer, hektische Szenen waren zu sehen, erzählen die Eltern: „Drei Stunden saßen wir vor verschlossenen Türen, hilflos, ohne Info, nichts.“ Um Mitternacht kam der Anästhesist heraus, sein erster Satz: „Das Gute ist, euer Kind ist nicht tot.“ Der Mediziner gab sogar zu, sich „nicht ausgekannt zu haben“. 40 Minuten hatte Davids Gehirn nicht genügend Sauerstoff, eine halbe Stunde lang wurde er reanimiert. Erbrochenes füllte nach dem Eingriff die Lunge und den Rachenraum. „Das hat der Anästhesist nicht erkannt“, sagt das Paar. „Das Ausleiten der Narkose und die Zugabe weiterer Narkosemittel war das Problem.“
„Bis heute hat sich keiner entschuldigt“
Elf Tage lag David danach auf der Intensivstation im Koma. Am 27. April wurden nach der Diagnose Hirntod die Maschinen abgeschaltet, zehn Minuten schlug noch das Kinderherz - bis es stoppte. „Bis heute hat sich keiner entschuldigt“, im Gegenteil, klagen die Eltern: „Es gab nur beschönigende Aussagen.“ Ein Medienbericht empörte: Von einem „dringlich notwendigen Eingriff“ war darin die Rede. „Es wird vertuscht und auf Zeit gespielt. Unser Vertrauen in Ärzte ist erschüttert.“ Und der Alltag? „Es ist alles belastend“, sagt P. Zu stark sei der Schmerz, jeden Tag. „Wir fühlen nur noch eine Leere im Leben.“
Stefan Rieder, der Anwalt der Eltern : „Die Klage gegen die SALK ist vorbereitet. Wir erwägen auch eine gegen die zwei Ärzte. An einer Suspendierung führt meines Erachtens nach kein Weg vorbei. Das bisherige Verhalten der SALK war scheinheilig, es wurde mit Unwahrheiten gearbeitet. Es war kein systematischer Fehler, sondern ein Versagen der behandelnden Ärzte.“
Vorwürfe und Kritik der Eltern:
Antonio Lovric, Kronen Zeitung
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