Haft fern der Heimat

200 Österreicher sitzen im Ausland im Gefängnis

Österreich
20.08.2018 06:01

Der Fall rund um HTL-Schüler Leo S. aus dem Mühlviertel in Oberösterreich bewegt das Land. Wie berichtet, wurde der 18-Jährige in Florida verhaftet, weil er Sex mit seiner Freundin gehabt hatte. Diese hatte vorgegeben, 16 Jahre alt zu sein, war in Wirklichkeit aber erst 15. Aufgrund des US-Rechtssystems landete er in einer Zelle. Dann kam er auf Kaution frei. Jetzt wird an einem juristischen Deal getüftelt.

Immer wieder landen Österreicher im Ausland im Gefängnis. Derzeit sitzen 200 Landsleute fern der Heimat ein. Wir fassen die spektakulärsten Fälle der letzten Jahre zusammen:

Leo S. und seine Eltern im österreichischen Konsulat (Bild: Urban Thier & Federer Rechtsanwälte)
Leo S. und seine Eltern im österreichischen Konsulat

Fünf Jahre schuldlos in Agypten in Haft
Die ägyptischen Behörden hatten ihn - zu Unrecht - des Waffenschmuggels verdächtigt. Fünf Jahre war der Burgenländer Hannes Führinger in einem Gefängnis bei Kairo inhaftiert. Unter grauenhaften Umständen. 2016 kam er frei. Er ist nun wieder Bundesheersoldat, mit Ehefrau Lisa bekam er vor vier Monaten eine Tochter - Mia. „Mein Leben ist wunderschön“, sagt er, „an die fürchterliche Zeit im Kerker denke ich kaum noch.“

Hannes Führinger saß fünf Jahre in einem Kairoer Gefängnis. (Bild: APA/HELMUT FOHRINGER)
Hannes Führinger saß fünf Jahre in einem Kairoer Gefängnis.

Ex-Judoka spielt mit Gericht Katz und Maus
Es war der tiefe Fall eines Sporthelden: Der zweifache Olympiasieger Peter Seisenbacher wurde wegen Verdacht auf Missbrauch zweier früherer Judoka-Schülerinnen angeklagt. Doch der 57-Jährige tauchte unter. Er konnte zwar nach einem Haftbefehl in der ukrainischen Hauptstadt Kiew gefasst werden, doch seither geht das Tauziehen um einen Prozess in der Heimat weiter. Auch mehr als ein Jahr nach der Festnahme bleibt unklar, wann der Ex-Judoka in Wien vor Gericht gestellt werden kann. Zwei in Kiew anberaumte Verfahren zeigen, dass Seisenbacher alle Möglichkeiten ausschöpfen möchte: Er will in der Ukraine bleiben.

Peter Seisenbacher auf einer Archivaufnahme aus dem Jahr 2012 (Bild: APA/HELMUT FOHRINGER)
Peter Seisenbacher auf einer Archivaufnahme aus dem Jahr 2012

Arzt durch „Engel von Dubai“ gerettet
Im Wüstenstaat Dubai sorgten in den vergangenen Jahren zwei Gerichtsfälle für weltweites Aufsehen: 2011 wurde der Arzt Dr. Eugen Adelsmayr beschuldigt, einen pakistanischen Arbeiter mit einer zu hohen Morphiumdosis getötet zu haben: Anklage wegen Mord - Todesstrafe! Nur dem Verhandlungsgeschick der Diplomatin Elisabeth Ellison-Kramer - man nennt sie seither „Engel von Dubai“ - war es zu verdanken, dass der Arzt ausgeflogen werden konnte. 2014 gelang es der Diplomatin außerdem, ein Sex-Opfer (29) aus Wien zu retten: Die Vergewaltigte sollte nämlich ihren Peiniger heiraten.

Dr. Eugen Adelsmayr (Bild: AFP)
Dr. Eugen Adelsmayr

Niederösterreicherin drohte Todesstrafe in Indonesien
Der Fall einer jungen Tänzerin aus Baden in Niederösterreicherin sorgte 2014 für Schlagzeilen. Die Hip-Hopperin Susanne M. wurde in Indonesien zu 18 Jahren Haft verurteilt. Ursprünglich drohte ihr die Todesstrafe, weil sie mit einem Koffer voll mit Drogen erwischt worden war. Ein Begleiter der gebürtigen Oberösterreicherin wurde hingerichtet! Die Haftbedingungen konnten mittlerweile verbessert werden. Sie wird regelmäßig von der Botschaft sowie einem deutschen Pastor besucht und hat Internet in der Zelle.

Justiz weltweit
Das Außenministerium empfiehlt den Blick auf die Reiseinfos im Internet. Im Fall des Falles vermittle man einen Anwalt. Sprecher Peter Guschelbauer: „Wichtig ist, dass es den Häftlingen gesundheitlich gut geht. Weiters wird überprüft, dass rechtsstaatliche Standards eingehalten werden.“

  • In den USA werden Kinder dem Gesetz nach häufig gleich wie Erwachsene behandelt - auch Touristen.
  • Wer Medikamente nach Ägypten bringt, muss aufpassen. Auch wenn die Medizin bei uns erlaubt ist, kann hier die Exekution drohen.
  • Indonesien geht gegen Drogenschmuggler rigide vor: Oft folgt die Todesstrafe.
  • In Dubai (VAE) droht Haft, wenn ein Mann einen anderen unabsichtlich berührt.
  • Wer in Sardinien (Italien) Sand vom Strand mitnimmt, muss mit drastischen Geldstrafen rechnen.

Christoph Matzl, Stefan Steinkogler, Martina Prewein und Gregor Brandl, Kronen Zeitung

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