Mit einem Schlag wurde am Mittwoch ein Deutscher (26) bei der Explosion eines Akkus aus dem Leben gerissen. Ähnliche Unfälle sind schon lange keine Seltenheit mehr. Wie groß die Bedrohung wirklich ist, hat die „Krone“ bei Physiker Werner Gruber und Brand- und Explosionsursachen-Experte Manfred Hübsch erfragt.
Ein wiederaufladbarer AA-Akku wurde Mittwochnachmittag - krone.at berichtete - zum tödlichen Geschoss. Das Drama spielte sich in einem Bürogebäude in der deutschen Metropole Hamburg im bekannten Stadtteil St. Pauli ab: Ein 26-Jähriger hatte zwei Akkus zum Laden in ein Ladegerät gesteckt. Während des Ladevorgangs detonierte plötzlich das Gerät, Teile eines Akkus lösten sich bei der Explosion und trafen den Mann wie ein Granatensplitter in die Brust.
25 Bürokollegen mussten mit ansehen, wie der Mann zusammensackte. Auch die Ärzte konnten nichts mehr für den 26-Jährigen tun. Trotz verzweifelter Wiederbelebungsversuche erlag er seinen schweren Verletzungen. Nach wie vor ist unklar, wie das kleine Ladegerät mit solch einer enormen Wucht explodieren konnte. Die Ermittlungen laufen.
„Ich habe mit den Kollegen in Hamburg gesprochen. Der Vorfall wird untersucht, bis ein konkretes Ergebnis der Explosionsursache vorliegt, wird es aber mit aller Wahrscheinlichkeit noch lange dauern“, erzählt Brand- und Explosionsursachen-Experte Manfred Hübsch von der Österreichischen Brandverhütungsstelle, der zusammen mit seinen Kollegen immer wieder mit ähnlichen Zwischenfällen konfrontiert wird - bisher zum Glück noch ohne tödliche Folgen.
Verletzungen und Brände keine Seltenheit
So erinnert sich der Experte auch an einen Unfall, bei dem einem Wiener ein Akku beim Transport im Hosensack in Flammen aufging, oder an den Akku eines E-Bikes, der beim Laden in einer Wohnung explodierte. Brennende Teile wurden herumgeschleudert. Unfälle, bei welchen sich Personen verbrennen und verletzen, gibt es immer wieder, massive Explosionen bleiben aber zum Glück die Ausnahme. Hübsch: „Allerdings beobachten wir von Jahr zu Jahr einen Anstieg von Bränden, die durch Akkus und Ladegeräte ausgelöst werden. Man sollte deshalb schon mit einem gewissen Respekt und mit Sorgfalt mit den Akkus umgehen.“
Und der Experte gibt auch noch einfache Tipps für den Umgang mit Akkus mit auf den Weg: „Im Mülleimer haben die nicht mehr benutzten Akkus nichts verloren. Außerdem sollten wirklich nur Ladegeräte verwendet werden, welche auch auf den Akkutyp abgestimmt sind.“ Und ein Rat, der oft von Männern belächelt würde: „Einfach zuerst die Betriebsanleitung durchlesen.“ So können Brände und Explosionen leicht vermieden werden.
Weltweit schon mehrere tödliche Unfälle
Erst im Mai war ein 38-jähriger Mann aus Florida getötet worden, als eine E-Zigarette im Mund explodierte. Ein 33-jähriger Koreaner wurde ebenfalls getötet, als sein Handy, welches er in der Brusttasche seines Hemdes verstaut hatte, explodierte. Beim Telefonieren detonierte auch das Handy einer Inderin (18). Sie erlitt dabei tödliche Kopfverletzungen.
Exkurs: Die modernen Brandstifter
Ähnlich wie in den Vorjahren, als im Durchschnitt pro Jahr etwa 900 Brände einen Schaden von 50 Millionen Euro hinterlassen haben, sieht es auch im ersten Halbjahr 2018 aus. Die Zahlen der Vergleichszeiträume sind repräsentativ.
So musste die Feuerwehr im Kärntner Lavanttal im Juli ausrücken, nachdem der Akku eines Modellhelikopters explodiert war. Der Vorfall ging für den Hobbybastler glimpflich aus. Unvergessen bleiben wird wohl der Großbrand einer Schiffswerft bei Ferlach in Kärnten, als ein defektes Batterieladegerät zuerst ein E-Boot und dann die ganze Werkshalle in Brand steckte. Der Schaden: mehrere Millionen Euro. Auch auf mehreren Seen wurden im Sommer Elektroboote ein Raub der Flammen.
Laut Brandschutzexperten seien diese Brände vor allem saisonal bedingt gewesen, denn die Sommerhitze mache den Akkus am meisten zu schaffen: „Die Boote werden ja auch nicht gerade geschont. Die Erfahrung zeigt auch, dass die Elektroinstallationen manchmal nicht durch einen Fachmann durchgeführt werden“, meint Brandschutzexperte Manfred Hübsch.
„Energie entlädt sich in Sekundenbruchteil“
Die „Krone“ sprach mit Physikprofessor Werner Gruber über die Gefahren von Akkus.
„Krone“: Herr Professor, wie kann es passieren, dass Akkus urplötzlich explodieren?
Werner Gruber: Ein Akku ist ein echtes Hochleitungsgerät. Dass Handys, Drohnen und Co. lange und gut funktionieren, hängt einzig und allein vom Akku ab. Jeder Hersteller möchte, dass seine Geräte eine möglichst lange Zeitspanne ohne Wiederaufladen funktionieren. Deshalb geht man in der Technik immer weiter und versucht sie auszureizen. Es gibt zwei kritische Bauteile: Erstens die Elektronik und zweitens die Schicht zwischen Anode und Kathode. Wird diese beschädigt oder kommt es bei der Fertigung zu Fehlern, kann sich der Akku binnen Sekundenbruchteilen vollständig entladen. Dabei wird die Energie, die eigentlich für mehrere Stunden gedacht ist, auf einen Schlag frei. Das kann dann zu einer Explosion führen - zusätzlich sind die Substanzen in einem Akku hoch brandgefährlich.
Wie kann man das am besten verhindern?
Selber hat man keinen Einfluss darauf. Man kann nur hoffen, dass der Hersteller verantwortungsbewusst mit dieser Trennschicht umgeht und nicht bis an die Grenzen des Möglichen geht.
Gibt’s keine anderen Energiequellen für solche Geräte?
Leider nein. Aber es wird sehr stark an der Technologie geforscht und wir hoffen, dass bald bessere und sicherere Akkus entwickelt werden.
Christian Spitzer, Kronen Zeitung
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