Die Regierung will die Lehre für Asylwerber künftig einstellen. Richtiger Schritt oder wirtschaftliche Fehlentscheidung? krone.at fragte Passanten im ersten Wiener Gemeindebezirk, was sie darüber denken.
Bislang durften Asylwerber, die noch auf ihren Bescheid warten, bereits eine Lehrstelle antreten. Wenn dann doch ein negativer Bescheid erlassen wird, müssten sie eigentlich das Land verlassen. Wirtschaft und NGOs haben sich dafür eingesetzt, dass solche Jugendliche bleiben dürfen. Doch damit ist jetzt Schluss: Die Regierung schafft die Lehre für Asylwerber ab. Ihr Argument: Es gebe fast 30.000 asylberechtigte Arbeitslose, die sollte man vermehrt in die Lehre bringen.
„Da sollte man vielleicht noch einmal darüber nachdenken"
Ein Mann bleibt neutral: „Auf der einen Seite gibt es Gesetze und auf der anderen Seite ist es menschlich unfair, wenn Kinder und Jugendliche keine Chance haben, sinnvoll integriert zu werden. Da sollte man vielleicht noch einmal darüber nachdenken.“ Asylwerber in einer Lehre sollte man nicht einfach abschieben dürfen, meint eine junge Frau. „Asylwerber kommen ja nicht in unser Land, um faul auf der Haut zu liegen. Sondern um sich weiterzubilden und einer Beschäftigung nachzugehen - und für die Integration ist es wichtig, dass man ihnen die Möglichkeit zur Ausbildung bietet. Ganz schlimm finde ich es, wenn sie während der Ausbildung abgeschoben werden. Da investiert unser Staat Geld in sie, damit sie dann zurückgeschickt werden. Das bringt gar nix.“
„Wieso soll jemand, der keinen positiven Bescheid hat, eine Lehre machen?“
Ein Herr bringt das Dilemma in der Debatte auf den Punkt. „Schwierig zu sagen. Jemand, der keinen positiven Bescheid hat, wieso soll der eine Lehre machen? Und jemand, der einen negativen hat, sollte sowieso keine machen. Die andere Seite ist, wenn man ihnen die Möglichkeit zum Arbeiten nimmt, brauchen sie eine Unterstützung.“ Eine ältere Dame meint: „Finde ich nicht in Ordnung. Weil immer geklagt wird, dass sie straffällig werden, wenn sie nichts zu tun haben.“
„Das Ganze ist leider sehr emotionalisiert“
Ein Herr am Würstelstand findet es schwierig, solche Themen überhaupt zu diskutieren. „Das heißt nicht, dass wir unmenschlich mit Asylwerbern umgehen. Ich glaube, es geht einfach um klare Regeln. Das Ganze ist leider sehr emotionalisiert. Das Thema hat das Problem, dass darüber niemand mehr objektiv diskutieren kann.“ Viele ältere Bürger sorgen sich generell um arbeitslose Jugendliche. Ein Herr dazu: „Die Jugend zu beschäftigen hat schon Sinn. Auch die ausländische Jugend. Aber es wird auf diesem Gebiet zu wenig gemacht. Hat bei uns jeder Jugendliche eine Arbeit? Nein. Das wäre wichtig. Und dann erst sollte man auf die Ausländer schauen.“ Ein weiterer Mann: „Jetzt macht einer drei Jahre lang eine Ausbildung, aber was ist dann?“ Ein Architekt findet, dass Österreich generell „keine Fachkräfte hat - und damit ist jede Fachkraft, die man bekommt, gut. So einfach ist das.“
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