Neues Sarrazin-Buch:

„Mehrheit der Muslime gefährdet die Gesellschaft“

Ausland
30.08.2018 01:00

Der umstrittene deutsche Publizist Thilo Sarrazin stellt am Donnerstag in Deutschland ein neues islamkritisches Buch mit dem provokanten Titel „Feindliche Übernahme. Wie der Islam den Fortschritt behindert und die Gesellschaft bedroht“ vor. Auf 500 Seiten spricht der 73-Jährige erneut eine deutliche Warnung vor der Einwanderung von Flüchtlingen aus und kritisiert das Verhalten von Muslimen. Sarrazins Fazit: „Die religiös gefärbte kulturelle Andersartigkeit der Mehrheit der Muslime und deren steigende Geburtenzahlen gefährden die offene Gesellschaft, Demokratie und den Wohlstand.“ Sarrazin fordert, dass die Ankunft von Flüchtlingen in Europa verhindert werden müsse, um Asylmissbrauch zu unterbinden. Das Buch sorgte schon vorab für heftige Kontroversen. 

In seinem neuen Buch schreibt Sarrazin zum Beispiel, dass der Anteil der Muslime in Deutschland in den nächsten Jahrzehnten deutlich zunehmen werde. Gleichzeitig sorge der rückständige Islam, den die Mehrheit der Muslime praktiziere, dafür, dass es kaum gelungene Integration und zu wenig Deutschkenntnisse gebe. Die nachfolgenden Generationen der Muslime hätten im Durchschnitt eine schlechtere Schulbildung, wenig wirtschaftliche Erfolge und eine höhere Kriminalität. Zudem seien sie wenig aufgeschlossen für Demokratie und Gleichberechtigung.

(Bild: dpa, stock.adobe.com, krone.at-Grafik)

„Boote im Mittelmeer müssen zurückgebracht werden“
Sarrazin fordert, die Einwanderung von Muslimen streng zu regulieren. Flüchtlinge müssten möglichst in der Nähe ihrer ursprünglichen Lebensgebiete versorgt werden. Boote im Mittelmeer sollten aus seiner Sicht an ihren Ausgangspunkt zurückgebracht werden. Illegale Einwanderer und in Deutschland abgelehnte Asylwerber will Sarrazin „unverzüglich und ausnahmslos“ abschieben.

Weiter heißt es: „In großen Teilen der muslimischen Welt werden die jungen Mädchen beschnitten“ und „überall in der islamischen Welt können Frauen ihr Kopftuch nicht ablegen, ohne in höchste Gefahr zu geraten“. Über den Stadtteil Berlin-Neukölln schreibt Sarrazin, „die achtjährigen Mädchen in der Schule“ wüssten bereits oft, welchen Cousin sie einmal heiraten werden. Freibäder würden „immer wieder von Jugendlichen und jungen Männern türkischer und arabischer Herkunft terrorisiert“. Schulessen ohne Schweinefleisch setzt Sarrazin mit dem im Islam vorgeschriebenen Essen nach den „halal“-Vorschriften gleich.

Thilo Sarrazin (Bild: APA/Herbert Neubauer)
Thilo Sarrazin

Die wichtigsten Passagen aus Sarrazins neuem Buch im Detail:

  • Der Islam behindere in seiner bei der Mehrheit der Muslime praktizierten konservativen Ausrichtung freiheitliches Denken, Gleichberechtigung, Geburtenkontrolle, wirtschaftlichen Erfolg und Integration. Liberale Muslime seien eine „winzige, hoffnungslose Minderheit“. Daher seien die islamischen Staaten im Durchschnitt rückständig im Vergleich mit der westlichen Welt in Bezug auf Wirtschaft, Bildung, Kultur und Demokratie.
  • Gleichzeitig wiesen sowohl muslimische Staaten als auch die muslimischen Gruppen in Europa ein überdurchschnittliches Bevölkerungswachstum auf. Muslime stellten zudem einen Großteil der aktuellen Einwanderer nach Europa.
  • Der Anteil der muslimischen Bevölkerung in Europa und Deutschland werde daher in den nächsten Jahrzehnten weiter deutlich steigen, argumentiert Sarrazin. Er greift dafür auf aktuelle Daten des Statistischen Bundesamtes zurück: Rund acht Prozent der 83 Millionen Menschen in Deutschland stammen demnach aus vorwiegend islamischen Ländern. Tendenz steigend: Bei den Kindern unter fünf Jahren ist der Anteil demzufolge bereits bei knapp 15 Prozent. „Im Durchschnitt werden 2050 14 Prozent aller Europäer Muslime sein, in Deutschland wird der Anteil bei knapp 20 Prozent liegen“, schreibt Sarrazin.
  • Wegen der Größe muslimischer Gruppen, der Abschottungstendenzen, der Rückständigkeit und der Intoleranz des konservativen Islams gelinge die Integration schlechter als bei anderen Gruppen wie Osteuropäern und Asiaten.

SPD will - erneut - Sarrazins Parteimitgliedschaft prüfen
Schon vor dem Erscheinen des Buches meldeten sich Kritiker, die Sarrazin heftig widersprachen. Die Berliner Grünen warfen Sarrazin vor, die Gesellschaft zu spalten und Gewaltausbrüche anzuheizen. „Für Thilo Sarrazin ist der Islam an allem schuld. Das ist nicht nur diskriminierend, sondern völlig ignorant“, sagte der Landesvorsitzende Werner Graf. Er bezichtigte Sarrazin, „einen Brandbeschleuniger für Hass und Gewalt“ zu liefern. Einige SPD-Politiker hatten bereits angekündigt, nach Erscheinen des Buches erneut Sarrazins Parteimitgliedschaft zu prüfen. Zwei frühere Versuche waren trotz diskriminierender Bemerkungen Sarrazins über „Kopftuchmädchen“ gescheitert.

Der ehemalige Politiker und Buchautor Thilo Sarrazin (Bild: APA/dpa-Zentralbild/Jens Kalaene)
Der ehemalige Politiker und Buchautor Thilo Sarrazin

Sarrazins erster Bestseller erschien vor genau acht Jahren 
Mit seinem Bestseller „Deutschland schafft sich ab“ und umstrittenen Thesen zur Einwanderung und Vererbung von Intelligenz hatte Sarrazin im August 2010 (das Buch erschien übrigens auch am 30. August) Entrüstungsstürme ausgelöst, gleichwohl mit gut 1,5 Millionen Exemplaren einen außerordentlichen Verkaufserfolg erzielt. Versuche, ihn aus der SPD auszuschließen, scheiterten.

Sarrazin war von 2002 bis 2009 Berliner Finanzsenator und machte sich mit einer drastischen Sparpolitik und der Sanierung des defizitären Landeshaushaltes einen Namen. Von Frühjahr 2009 bis Herbst 2010 war er Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank.

Das ausführliche Interview von Conny Bischofberger mit Thilo Sarrazin finden Sie in Ihrer Sonntags-„Krone“ und hier auf krone.at.

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