Nach Umfrage
Juncker: Zeitumstellung soll abgeschafft werden
EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker will die Umstellung zwischen Winter- und Sommerzeit in der EU kippen. Nachdem sich in einer Umfrage die übergroße Mehrheit der Bürger in der Union dafür ausgesprochen habe, die Umstellung wieder abzuschaffen, werde das nun auch gemacht, kündigte Juncker am Freitagmorgen im ZDF an. Die EU-Kommission teilte daraufhin mit, sich nun offiziell dafür einzusetzen.
Laut Juncker wäre es sinnlos, die Menschen erst zu einem Thema zu befragen, und dann, wenn es einem nicht passe, dem nicht zu folgen. „Die Menschen wollen das, wir machen das.“
Nun Mitgliedsstaaten und EU-Parlament am Zug
Die zuständige EU-Verkehrskommissarin Violeta Bulc sagte am Freitag in Brüssel, die Kommission werde einen entsprechenden Gesetzesvorschlag vorlegen. Sie begründete dies mit dem Ergebnis der öffentlichen Befragung. „Das Ergebnis ist sehr klar: 84 Prozent wollen die Uhren nicht mehr umstellen.“ Ziel sei es, die zweimal jährliche Umstellung abzuschaffen. Über den Vorschlag müssen die EU-Staaten und das Europaparlament entscheiden.
Man werde den Vorschlag „zur gegebenen Zeit“ vorlegen, so Bulc. Man wolle jetzt nicht spekulieren, was er im Detail vorsehe. Die Zeit festzulegen, sei eine souveräne Entscheidung der EU-Staaten. Sie sagte jedoch, wenn Europaparlament und EU-Staaten dem zustimmten, könnte die Entscheidung schon im kommenden Jahr fallen - und die Zeitumstellung 2020 oder 2021 passé sein.
Schramböck für Beibehaltung der Sommerzeit
Österreichs Bundesregierung äußerte sich positiv über das Vorhaben der EU-Kommission. Das Ergebnis der EU-Befragung zu einer möglichen Abschaffung der Zeitumstellung dürfe nicht ignoriert werden. „Es ist ein Auftrag zur Überarbeitung der bestehenden Regelung“, betonten Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) und Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) in einer gemeinsamen Aussendung. Schramböck sprach sich für eine dauerhafte Sommerzeit aus.
Sollte das Hin und Her um eine Stunde tatsächlich abgeschafft werden, könnte jedes Land für sich entscheiden, ob es dauerhaft die Standardzeit - also Winterzeit - oder die Sommerzeit einführen möchte. Die Entscheidung, welche von beiden Zeiten dauerhaft gilt, ist eine nationale Angelegenheit und würde von einer Abschaffung der Zeitumstellung nicht berührt. Gut möglich, dass es dann noch mehr zeitliche Unterschiede geben würde. Schon jetzt gibt es drei Zeitzonen in der EU.
Österreich bei Umfragebeteiligung an zweiter Stelle
In der EU-Online-Umfrage hatten sich mehr als 80 Prozent der 4,6 Millionen Teilnehmer dafür ausgesprochen, die Zeitumstellung abzuschaffen. Was die Beteiligung betrifft, lag Österreich - gemessen an der Bevölkerungsgröße - an zweiter Stelle hinter Deutschland. Laut dem offiziellen Ergebnis nahmen in Deutschland 3,79 Prozent der Bevölkerung an der Umfrage teil, in Österreich 2,94. Schlusslicht ist Großbritannien mit nur 0,02 Prozent Beteiligung.
In Österreich ist eine Mehrheit von 77 Prozent für ein Ende der Zeitumstellung, in der gesamten EU sind es 84 Prozent. Nur in Zypern und Griechenland sprachen sich Mehrheiten (53 und 56 Prozent) für die Beibehaltung der Zeitumstellung aus.
Sommerzeit 1973 wegen der Ölkrise eingeführt
Die Sommerzeit wurde 1973 im Zuge der Ölkrise eingeführt, um Energie zu sparen. Mit der Zeitverschiebung sollte eine Stunde Tageslicht für Unternehmen und Haushalte gewonnen werden. Die erste Sommerzeit führte damals Frankreich ein. In den folgenden Jahren gab es quer durch Europa unterschiedliche Umstellungssysteme. Mit dem Zusammenschluss zur Europäischen Union wurde dieser Umstand beseitigt. Seit 1998 gibt es unter den EU-Mitgliedsstaaten einen harmonisierten Zeitpunkt: Die Uhren werden dabei immer am letzten Sonntag im März vor und am letzten Sonntag im Oktober wieder zurückgestellt.
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