Nahverkehr lahmgelegt
65.000 bei Open Air gegen den Hass in Chemnitz
„,Wir sind mehr‘ legt Chemnitz lahm“, titelte die Onlineausgabe der „Bild“-Zeitung bereits zu Beginn des Gratiskonzerts in der deutschen Stadt am Montagabend. Der öffentliche Nahverkehr in der sächsischen Stadt, die seit dem gewaltsamen Tod des 35-jährigen Daniel H. seit mehr als einer Woche von Ausschreitungen in Atem gehalten wird, sei lahmgelegt gewesen. Rund 65.000 Menschen besuchten das Anti-Hass-Open-Air-Konzert, mit dem Chemnitz ein deutliches Zeichen gegen Rechts setzen wollte - mit Erfolg.
Mehrere Musiker und Bands, darunter die Toten Hosen, Marteria sowie Kraftklub, hatten die Veranstaltung nach den Ausschreitungen mit zahlreichen Verletzten in der sächsischen Stadt auf die Beine gestellt.
20.000 Besucher warten erwartet worden, rund 65.000 Menschen folgten dem Aufruf gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Gewalt und genossen ein paar Stunden friedlichen Zusammenseins. Danach wollten die Zehntausenden Menschen aber auch wieder nach Hause, was zwischendurch zu einem Problem wurde: Der Nahverkehr stand teilweise still. Wegen übervoller Züge mussten Polizisten laut „Bild“ auch den Bahnhof zeitweise abriegeln.
Schweigeminute für das Opfer der Messerattacke
Das Konzert unter dem Motto #wirsindmehr hatte mit einer Schweigeminute für den 35-jährigen Daniel H. begonnen, der am letzten Augustwochenende in Chemnitz durch Messerstiche getötet wurde. Zwei Männer aus Syrien und dem Irak sitzen wegen des Tötungsdelikts in Untersuchungshaft - der 22-jährige Iraker hätte schon lange abgeschoben werden sollen.
Im Laufe der Woche war es wiederholt zu Demonstrationen rechter Gruppierungen gekommen, es gab auch Angriffe auf Ausländer. Um weitere Ausschreitungen zu verhindern, lehnte die Stadt Chemnitz eine vom Pegida-Ableger Thürida für Montagabend geplante Gegenveranstaltung aus Platzgründen ab, wie es offiziell hieß. Zudem wurden nach Polizeiangaben jegliche Spontandemonstrationen untersagt. Friedlich ging es trotzdem nicht überall ab:
„Jeder, der Anstand hat, muss sich gegen Rechts stellen“
Unmittelbar vor dem Konzert forderten die beteiligten Musiker Unterstützung für diejenigen Menschen, die sich tagtäglich gegen Rechts engagieren. Es sei „wichtig zu zeigen, dass man nicht allein ist“, sagte Felix Brummer von der Chemnitzer Band Kraftklub. Das Problem Rechtsextremismus werde „leider morgen nicht weg sein“. Campino von den Toten Hosen sagte, es gehe bei dem Konzert nicht nur darum, Musik zu hören, sondern sich „solidarisch zu erklären mit denen, die hierbleiben, die den Kampf jeden Tag durchziehen“. „Alles, was Anstand hat“, müsse sich gegen den rechten Mob stellen.
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