„Überwiegend Deutsche“

Bergeeinsatz: Polizei verrechnet 39 Heli-Flüge

Österreich
05.09.2018 08:03

Wer im alpinen Gelände grob fahrlässig einen Hubschraubereinsatz der Polizei auslöst und unverletzt geborgen wird, kann seit 25. Mai zur Kasse gebeten werden. Seither wurden 39 Hubschrauberbergungen in Rechnung gestellt. „Gerettet“ mussten überwiegend deutsche Urlauber werden. Die Kosten von durchschnittlich 2400 Euro wurden bisher in allen Fällen von Versicherungen getragen.

Wer eine Kreditkarte mit inkludierter Reiseversicherung hat, Mitglied in einem alpinen Verein oder Fördermitglied der Bergrettung ist, muss keine Rechnung befürchten. In diesen Fällen ist nämlich eine Bergekostenversicherung inkludiert, die Bergnot mit einschließt. „Mittlerweile gibt es auch Versicherungen, die tageweise abgeschlossen werden können“, erläutert Werner Senn, Leiter der Flugpolizei im Innenministerium.

„Niemand soll Angst haben, Notruf abzusetzen“
Die Verrechnung der Kosten durch das Innenministerium ermöglicht eine Novelle des Sicherheitspolizeigesetzes (SPG). Bis Mai wurden sie vom Steuerzahler getragen. Bei der Gesetzesänderung „ist es uns darum gegangen, dass dies nicht von der Allgemeinheit bezahlt wird, sondern Bergsteiger mit der Versicherung Vorsorge treffen“, erläuterte der Abteilungsleiter. „Natürlich soll niemand aufgrund der Kosten Angst haben, einen Notruf abzusetzen.“ Auch Alpinisten, die vorsätzlich eine falsche Notlage vortäuschen und einen Einsatz auslösen, bekommen seither eine Rechnung.

Symbolbild (Bild: EXPA Pictures (Symbolbild))
Symbolbild

„Eine Flugminute kostet 53 Euro“
Primär ist dies jedoch der Fall, wenn Bergsteiger und Wanderer unverletzt vom Berg geholt werden. „Etwa wenn sie im Klettersteig weder vor noch zurückkommen und aus der misslichen Lage befreit werden müssen“, sagte Senn. Falsche Selbsteinschätzung, mangelnde Tourenplanung oder Nichtbeachtung der Wetterwarnungen sind die Hauptgründe für Hubschrauberbergungen. „Eine Flugminute kostet 53 Euro, ein Bergungseinsatz dauert durchschnittlich 30 bis 45 Minuten“, sagte Senn.

Seit 25. Mai absolvierte die Flugpolizei 125 Bergeeinsätze. 39 davon wurden verrechnet, dabei wurden insgesamt 75 Personen geborgen, berichtete der Abteilungsleiter. Mit 28 die meisten in Rechnung gestellten Einsätze gab es in Tirol. Fünf waren es in Salzburg, je zwei in Kärnten und Vorarlberg und je einer in Nieder- und Oberösterreich. Die Steiermark stellte noch keinen Hubschrauberflug in Rechnung. Unter den Geborgenen waren „überwiegend Urlauber aus Deutschland“. 

Symbolbild (Bild: Christof Birbaumer)
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Hubschrauber-Bergung als „Komfort-Transport“
Auffällig sei, dass „die Hemmschwelle, im Handyzeitalter den Notruf zu wählen, gesunken ist“. Auch komme es vor, dass Hubschrauberbergungen „immer mehr zum Komforttransport werden“. Ein Fall war heuer schon dabei, wo Alpinisten im Gipfelbuch festgehalten haben, dass sie via Hubschrauber ins Tal kommen werden. „Ein aufmerksamer Bergsteiger hat das Tage später gelesen und der Leitstelle gemeldet“, berichtete Senn. „Wir prüfen im Einzelfall, ob es Anhaltspunkte gibt, dass grob fährlässig gehandelt wurde“, so der Experte.

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