„Hau ab“
Attacke auf jüdisches Restaurant in Chemnitz
Am Rande der teils fremdenfeindlichen Proteste nach dem tödlichen Messerangriff von Chemnitz soll sich auch eine schwere antisemitische Attacke ereignet haben. Am Abend des 27. August sei das koschere Restaurant „Schalom“ von etwa einem Dutzend schwarz gekleideter Vermummter angegriffen worden. Sie hätten „Hau ab aus Deutschland, du Judensau“ gerufen und das Lokal mit Steinen, Flaschen und einem abgesägten Stahlrohr beworfen.
Wie die „Welt am Sonntag“ berichtete, sei der Eigentümer an der Schulter getroffen und verletzt worden, eine Fensterscheibe zu Bruch gegangen und die Fassade beschädigt worden.
„Politisch motivierte Tat liegt nahe“
Das sächsische Landeskriminalamt habe eine entsprechende Anzeige des Wirts bestätigt. Ein Sprecher des Innenministeriums in Berlin sagte dem Blatt, dass in dem Fall „derzeit eine politisch motivierte Tat mit einem antisemitischen Hintergrund naheliegt“. Die Ermittlungen seien allerdings noch nicht abgeschlossen.
Der Beauftragte der deutschen Bundesregierung gegen Antisemitismus, Felix Klein, zeigte sich alarmiert. „Sollten die Berichte zutreffen, haben wir es mit dem Überfall auf das jüdische Restaurant in Chemnitz mit einer neuen Qualität antisemitischer Straftaten zu tun. Hier werden die schlimmsten Erinnerungen an die 30er-Jahre wachgerufen“, sagte er der Zeitung. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer hat dem Bericht zufolge mit dem Betreiber, einem alteingesessenen Chemnitzer, telefoniert.
Erneut marschierten Rechte und Linke durch Chemnitz
Nach den vielen Ausschreitungen in Chemnitz in den vergangenen Tagen haben in der sächsischen Stadt am Freitag erneut Tausende Menschen demonstriert. Vom Karl-Marx-Monument aus zogen nach Angaben von Stadt und Polizei rund 2500 Teilnehmer eines Protestzugs der rechtspopulistischen Bewegung Pro Chemnitz durch die Innenstadt. Ihnen gegenüber standen demnach rund 1000 Gegendemonstranten. Chemnitzer Musiker gaben fast gleichzeitig vor mehreren Tausend Besuchern ein Open-Air-Klassikkonzert gegen Fremdenhass und Gewalt. Die Lage blieb nach Angaben einer Polizeisprecherin ruhig.
Mord in Chemnitz: Fahndung nach drittem Tatverdächtigen
Nach der Tötung des 35-Jährigen in Chemnitz vor fast zwei Wochen hatte es dort in den vergangenen Tagen bereits mehrfach Kundgebungen auch rechter Gruppen gegeben, die teilweise in Ausschreitungen mündeten. Dabei wurden auch Ausländer und Journalisten angegriffen. Zwei mutmaßlich aus Syrien und dem Irak stammende Männer sitzen wegen des Tötungsdelikts in Untersuchungshaft. Nach einem dritten Tatverdächtigen wird gefahndet.
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