Der 24-jährige Niederländer Boyan Slat will die Weltmeere von 1,8 Billionen Plastik-Teilen befreien. Unter der Initiative „Ocean Cleanup“ entwickelte er ein Floß-Konstrukt, das mit einer Art von Vorhang den Müll einsammelt - wir berichteten. Nun schwimmt im Pazifik das erste Modell namens „System 001“ und muss die Feuerprobe bestehen. Auch ein Österreicher ist an dem Umwelt-Projekt beteiligt. „Krone“-Reporterin Kathi Pirker sprach mit dem renommierten Meeresbiologen Gerhard Herndl aus Wien über seinen Beitrag bei dem Öko-Projekt, das ganz im Sinne der erfolgreichen „Krone“-Aktion gegen die Plastik-Plage ist.
„Krone“: Herr Herndl, welchen Beitrag haben Sie zum Projekt „Ocean Cleanup“ geleistet?
Gerhard Herndl: Ich bin zu diesem Projekt vor etwas mehr als vier Jahren in den wissenschaftlichen Beirat gekommen, zuständig für die Ökologie. Meine Aufgabe war es zu sagen, wie die Konstruktion aussehen kann, damit so wenig wie möglich Meeresleben beschädigt wird.
“Krone“: Fische und andere Organismen werden durch den Vorhang nicht gestört?
Herndl: Organismen werden sicher gestört, aber in geringem Maße. Ein Teil des Planktons wird sich sicher dort ansammeln. Tierisches Plankton, das zu vertikalen Wanderungen fähig ist, kann sicher unter den drei Meter langem Vorhang durchtauchen. Auch wenn Wellen am Strand aufschlagen, landet Plankton am Sandstrand, stirbt ab und wird von den Lebewesen des Strandes als Nahrung genutzt. Zudem werden an dieser Barriere Unterwasserkameras installiert, um zu beobachten, ob sich dort Plankton ansammelt, und wenn ja, welche Arten und in welchem Ausmaß. Fische sind sicher nicht betroffen, die schwimmen unter der Barriere durch. Es ist kein Netz, in dem sie sich verheddern können, sondern eine Matte.
„Krone“: Kritische Stimmen werfen dem 24-jährigen Niederländer vor, dass durch seine Aktion nur ein Bruchteil des Mülls beseitigt werden kann.
Herndl: Das stimmt natürlich. Die Barriere sammelt das an der Oberfläche treibende Plastik, das sich in weiterer Folge in kleine Stücke zersetzen würde und dann in die Tiefe sinkt. Es macht also Sinn, das oberflächliche Plastik zu sammeln. Bisher gibt es nämlich gar keine Technologie, die das Mikroplastik auf dem Meeresboden entfernen kann. Ich finde die Kritik an dem Vorhaben also überzogen.
„Krone“: Wie war es, mit einem 24-Jährigen zusammenzuarbeiten? Was haben Sie von Boyan Slat gelernt?
Herndl: Er war vor drei Jahren in Wien, und wir haben uns lange über das Projekt unterhalten. Er ist eine charismatische Figur, die es versteht, große Firmen für sich zu gewinnen. Von seinem Unternehmergeist kann man also nur lernen!
„Krone“: Werden Sie in Zukunft weiterhin bei „The Ocean Cleanup“ beteiligt sein?
Herndl: Ja, aber das wird wahrscheinlich erst im nächsten Jahr sein, wenn wir die ersten Daten von der Effizienz der Barriere haben, um abschätzen zu können, ob sich Organismen vor der Barriere ansammeln.
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