Vermutlich vergiftet
„Lebensgefahr“: Pussy-Riot-„Produzent“ im Spital
Der „Produzent“ der russischen Polit-Punk-Gruppe Pussy Riot, Pjotr Wersilow, liegt derzeit auf der toxikologischen Abteilung eines Moskauer Krankenhauses. „Sein Leben ist in Gefahr. Wir glauben, er wurde vergiftet“, teilte die Gruppe am Donnerstag mit. Wersilow ist der Ex-Ehemann von Nadeschda Tolokonnikowa, die 2013 wegen „Rowdytums“ und „Anstachelung zu religiösem Hass“ zu zwei Jahren Lagerhaft verurteilt worden war.
Wersilow habe nach einem Gerichtstermin vor zwei Tagen zunächst kaum noch sehen, dann auch nicht mehr sprechen oder sich bewegen können, sagte seine jetzige Partnerin Veronika Nikulschina, ebenfalls Pussy-Riot-Mitglied, der Internetzeitung „Meduza“. Als die Sanitäter am Abend in der gemeinsamen Wohnung eingetroffen seien, habe er ihnen noch ihre Fragen beantworten können, dann sei es rapide schlimmer geworden. Auf der Fahrt ins Spital habe er sich schon nicht mehr klar ausdrücken können. Zum Schluss habe er sie nicht einmal mehr erkannt, so Nikulschina.
Den Angaben des Magazins zufolge sei er noch in der Nacht auf die toxikologische Abteilung des Krankenhauses verlegt worden. Nikulschina wie auch Wersilows Mutter habe man keine Auskunft über seinen Zustand oder über die Umstände gegeben. Sie seien dazu nicht befugt, hätten die Ärzte ihnen gesagt.
Bei WM-Finalspiel aufs Feld gelaufen
Pussy Riot ist mit spektakulären Aktionen gegen Justizwillkür und Korruption weltweit bekannt geworden. Wersilow selbst, der sich vor Gericht des Öfteren als „Produzent“ der Gruppe bezeichnete, war beim Finalspiel der Fußball-WM zwischen Frankreich und Kroatien mit drei anderen Mitgliedern in Uniformen auf das Feld gelaufen, um unter anderem gegen Polizeigewalt zu demonstrieren.
Wersilow war daraufhin zu Arreststrafen verurteilt worden. Erst am Dienstag war er zu einem weiteren Gerichtstermin gebracht worden.
Exfrau war 22 Monate in Arbeitslager
Pussy Riot ist vor allem bekannt für eine Protestaktion 2012 in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale: Dort hatten sie ein „Punk-Gebet“ aufgeführt, in dem sie Russlands Präsident Wladimir Putin offen kritisierten. Wegen „Rowdytums“ und „Aufwiegelung zu religiösem Hass“ wurden drei Bandmitglieder zu zwei Jahren Arbeitslager verurteilt. Bei Jekaterina Samuzewitsch wurde die Strafe zur Bewährung ausgesetzt, Wersilows damalige Ehefrau Tolokonnikowa und Maria Alechina kamen nach 22 Monaten frei.
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