„Krone“-Interview

Durch warme Temperaturen: Der Wald im Klimawandel

Oberösterreich
14.09.2018 13:00

Vor Jahren grassierte im Böhmerwald noch der Borkenkäfer: „Momentan haben wir die Situation im Griff“, sagt Oberforstmeister Johannes Wohlmacher vom Stift Schlägl. Wie das gelingt, berichtet er im „Krone“-Interview.

„Krone“: Herr Forstmeister, was ist Ihr Lieblingsbaum?
Wohlmacher: Es ist und bleibt die Fichte. Sie ist vielseitig und prägnant für den Böhmerwald. Sie gehört hier her, und es wird sie hier lange geben. Denn das Klima im Böhmerwald ist verhältnismäßig kühl und rau, im Vergleich zu anderen Regionen.

„Krone“: Dennoch hatte der Stiftswald vor Jahren ein akutes Borkenkäfer-Problem.
Wohlmacher: Nach dem Sturm Kyrill im Jahr 2007 drängte eine Käferwolke von tschechischer Seite aus zu uns herüber. Sie ging von Schadholz aus, das nicht aufgearbeitet worden war und verursachte große Schäden. Aufgrund eines Regierungsabkommens arbeiten die tschechischen Kollegen aber nun Schadholz gut auf, sodass wir das Problem in den Griff bekommen haben. Derzeit steht in Tschechien eine neue Gesetzgebung an - und die lässt auf sich warten. Das macht mir ein wenig Sorgen! Momentan läuft aber noch alles gut.

„Dauerwald, in dem Bäume aller Altersgruppen stehen, ist im Klimawandel stabiler“, sagt Johannes Wohlmacher zu Elisabeth Rathenböck. (Bild: Horst Einöder)
„Dauerwald, in dem Bäume aller Altersgruppen stehen, ist im Klimawandel stabiler“, sagt Johannes Wohlmacher zu Elisabeth Rathenböck.

„Krone“: Hängt das Phänomen Borkenkäfer mit der Klimaerwärmung zusammen?
Wohlmacher: Ja, je mehr Tage im Jahr über 20 Grad wir haben, desto schneller vermehrt sich der Käfer. Er fühlt sich in der Wärme wohl. In Tieflagen muss man in einem so warmen Jahr wie heuer mit drei bis vier Generationen an Käfern rechnen.

„Krone“: Was empfehlen Sie Waldbesitzern?
Wohlmacher: Jeden Tag durch den Wald gehen und nach befallenen Bäumen suchen. Die Kronen anschauen und nach Bohrmehl Ausschau halten. Ist der Käfer in einem Baum, diesen sofort fällen und abtransportieren.

„Krone“: Wie machen Sie Ihren Wald fit für die Erwärmung?
Wohlmacher: Vielleicht ist unsere Philosophie, mit dem Wald umzugehen, das beste Mittel: Wir schlägern nämlich keine größeren Flächen, sondern entnehmen einzelne Stämme. Wir wollen einen „Dauerwald“, in dem Bäume aller Altersklassen nebeneinander stehen. Wir müssen dadurch nicht aufforsten. Junge Bäume kommen von selbst auf und gedeihen gut im Schatten der älteren.

„Ich gehe regelmäßig durch den Wald und schau’, mir die Fichten genau an. Nur so haben wir das Problem Borkenkäfer im Griff.“ (Bild: Horst Einöder)
„Ich gehe regelmäßig durch den Wald und schau’, mir die Fichten genau an. Nur so haben wir das Problem Borkenkäfer im Griff.“

„Krone“: Sind Kahlschläge im Wald förderlich?
Wohlmacher: Auf kahlen Flächen entwickeln sich bei Hitze Klimaextreme. In der Nacht ist es sehr kühl, während des Tages enorm heiß.

„Krone“: In tieferen Lagen wird mit Baumarten aufgeforstet, die Hitze besser vertragen
Wohlmacher: Das wird längerfristig unser gewohntes Bild vom Wald verändern.

„Krone“: Wie denken Sie über den Klimawandel?
Wohlmacher: Die große Frage ist: Wie wirkt er sich aus? Und darüber gibt es nur Spekulationen. Das muss man klar sehen. Das Einzige, was wir sicher wissen ist: Die Temperatur steigt. Aber wie viele Grad, das ist schon wieder Spekulation. Auch über die Auswirkungen können wir nur spekulieren. Die Wirklichkeit sieht möglicherweise völlig anders aus.

„Krone“: Sie sind Chorherr hier im Stift Schlägl.
Wohlmacher: Ich stamme aus dem Innviertel und bin 1981 mit dem Ordensnamen Johannes in die Gemeinschaft aufgenommen worden. 1986 wurde ich zum Priester geweiht.

„Krone“: Warum ein Ordensname?
Wohlmacher: Ich heiße ursprünglich Josef. Es gab aber damals 15 andere, die auch Josef geheißen haben. Wenn der Taufname schon vorhanden ist, bekommt man einen neuen, ich eben Johannes.

„Krone“: Wie leben Sie Ihre Rolle als Priester?
Wohlmacher: Ich bin beim Chorgebet und bei Gottesdiensten dabei und betreue die Pfarre St. Johann am Wimberg. Ich halte Messen, mache Trauungen und Begräbnisse. Seit drei Jahren bin ich Dechant. Wenn irgendetwas ausbricht, muss ich da sein!

„Krone“: Das Stift Schlägl wird ab 17. Mai 2019 Schauplatz der Landesgartenschau. Laufen die Vorbereitungen schon?
Wohlmacher: Auf Hochtouren! Es wird ein Bio-Garten Eden, wir verwenden keine chemischen Dünger, die Pflanzen sind alle aus biologischem Anbau. Ich freue mich besonders auf den „Garten der Schöpfung“, ein Abschnitt, der die Verantwortung des Menschen gegenüber der Schöpfung zum Thema hat.

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