Mit seinem Besuch wolle er auch zeigen, dass der Einsatz der derzeit über 380 österreichischen Soldaten am Golan in der Heimat nicht vergessen sei. "Wir sind stolz auf Sie", sagte Faymann. "Neutral zu sein bedeutet nicht, unbeteiligt zu sein oder wegzusehen. Neutralität muss auch verteidigt werden."
Darabos besuchte alle Auslands-Soldaten
Auch Verteidigungsminister Norbert Darabos sprach von einem "Signal", das von dem Besuch bei der Truppe ausgehen solle: "Ich komme aus Bosnien, war auch im Tschad bei unseren Soldatinnen und Soldaten. Es zeigt, dass Österreich hinter diesen Einsätzen steht." Österreich sei eine Nation, die weit über ihre Einwohnerzahl hinaus einen "überproportionalen Einsatz für Friedensmissionen leiste". Auslandseinsätze seien das Bild, "das Österreich nach außen abgibt", sagte Darabos. Daher könne er auch das Versprechen abgeben, "dass wir das Engagement nicht einschränken werden."
Im Gepäck hatten Faymann und Darabos zwei Ergometer, die sich die Soldaten als Weihnachtsgeschenk gewünscht hatten. Zum Dank wurden dann bei einem gemeinsamen Mittagessen im Camp Faouar auch besinnliche Lieder wie "Es wird scho glei dumpa" oder "Leise rieselt der Schnee" angestimmt. Am Heiligen Abend wird es für die Soldatinnen und Soldaten neben einer Messe eine Weihnachtsfeier mit festlichem Abendessen geben. Auch Geschenkkörbe mit Keksen sollen verteilt werden.
"Wichtiger Beitrag zur Stabilität"
Der österreichische Missionschef, Generalmajor Wolfgang Jilke, hob hervor, dass Weihnachten ein Fest des Friedens sei, und ergänzte: "Wir haben nicht so viele Probleme damit. Wir glauben, dass wir durch unsere Präsenz einen wesentlichen Beitrag zur Stabilität der Region beitragen. Aber ein Gefühl der Traurigkeit schleicht sich schon ein, wenn man Tausende Kilometer von zu Hause weg ist. Es ist ein schönes Gefühl, dass man in der Heimat nicht vergessen ist."
Derzeit machen auch zehn Bundesheer-Soldatinnen Dienst am Golan. Die Schwestern Tanja und Sabrina Grillitsch aus Kufstein kamen Ende November nach Camp Faouar. Tanja (27) ist seit 2001 beim Heer, mittlerweile im Range einer Frau Oberleutnant. Den Schnee vermisst sie ein wenig, obwohl sich der nahe gelegene Mount Hermon ohnehin mit einer weißen Haube präsentiert. Aber sonst ist sie mit dem Leben in der Fremde bisher durchaus zufrieden. Für eine Karriere beim Bundesheer seien derartige Auslandseinsätze sehr wichtig, erzählt sie über ihre Beweggründe. Reizvoll sei es aber auch, "andere Kulturen" kennenzulernen.
Aufgabe militärisch reizvoll
Für ihren Kollegen Agim Ceka gibt es auch andere Anreize: "Für viele steht der finanzielle Aspekt im Vordergrund. Aber auch militärisch ist so eine Aufgabe interessant." Keine Trockenübung eben, selbst wenn den "UNO-Blauhelmen" Gewaltanwendung nur in Notwehrsituationen erlaubt sind. Aber das kam in jüngerer Zeit ohnehin selten vor. Am Dienstag wurden in Cekas Einsatzgebiet rund um Quneitra (Kuneitra), einer Ortschaft, die von den israelischen Truppen beim Teilabzug im Jahr 1973 zerstört worden war, lediglich ein Schäfer und ein "Vogeljäger" aufgegriffen. Sie hatten sich in der Pufferzone auf verbotenes Gebiet vorgewagt.
Auch sonst hat die UNDOF (UN Disengagement Observer Force), an der derzeit neben Österreich auch Indien, Japan, Kroatien und die Philippinen beteiligt sind, durchaus vielfältige Aufgaben, die nicht immer rein militärisch erscheinen. "Im Vorjahr haben wir 8.000 Tonnen Äpfel transportiert", erzählt Missionschef Jilke. Bisweilen müssen drusische Familien unterstützt werden, die ihre Kinder verheiraten wollen. Dabei handelt es sich mitunter um Zwangsehen, weil sich die Brautleute gar nicht kennen. Meist geht dann die Braut von der syrischen Seite auf die israelische oder umgekehrt. Ein Zurück gibt es dann nicht mehr.
Agim Ceka hat indes andere Sorgen. Er ist für eine Weile auf einem Außenposten in Quneitra stationiert. Dort sei es aber vor allem um die Internetzugänge schlecht bestellt, weil es gerade einmal einen PC für alle Soldaten gebe. "Warum es nicht möglich ist, mehr Geräte aufzustellen, weiß ich nicht." Und auf dem eigenen Laptop ist ein Internetzugang verboten. Wobei die diesbezüglichen Möglichkeiten im Camp selbst ohnehin beschränkt sind: "Wir können nicht auf alle Seiten." Wobei daran nicht unbedingt die syrischen Behörden schuld sind: "Das sind UNO-Vorgaben."
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