Wie lange kommt Ex-Volkswagen-Chef Martin Winterkorn noch mit der Ich-habe-von-nichts-gewusst-Nummer durch? Laut Medieninformationen hat ihn der ehemalige Motor-Chef von Volkswagen Jens Hadler, der selbst Beschuldigter im Verfahren ist, im Verhör der Staatsanwaltschaft schwer belastet. Winterkorns Anwalt dementiert, dass die Aussagen auf Betrug schließen lassen.
Winterkorn, der sonst nichts im Unternehmen dem Zufall überließ, behauptet steif und fest, von „Defeat Devices“, von manipulativen Software-Programmierungen in elf Millionen Autos nichts gewusst zu haben - bis 2015, kurz bevor der Betrugsskandal in den USA ins Rollen kam.
Laut einem Bericht des Handelsblatt stellt sich die Sache nun aber ganz anders dar. Demnach geht aus den Akten der Staatsanwaltschaft Braunschweig hervor, dass Saubermann Winterkorn seinem Motor-Chef sogar mit Kündigung gedroht haben soll, wenn dieser nicht eine nach dessen Einschätzung illegale Einrichtung verbaue.
Konkret ging es um ein verzögertes Einsetzen der Klimaanlage bei Jetta und Passat mit Benzinmotor, damit der Katalysator schneller aufheizt und dadurch die Schadstoffwerte auf dem Prüfstand günstiger ausfielen. Diese Möglichkeit sei bei einem Meeting zur Sprache bekommen und habe Winterkorn begeistert.
Winterkorn-Anwalt Felix Dörr Martin hält die „im Handelsblatt wiedergegebene Darstellung zum Inhalt eines Meetings im Jahr 2011“ für „in wesentlichen Punkten unzutreffend“. Es sei um die Lösung eines technischen Problems gegangen, welches das Zusammenspiel von Klimaanlage und Motorleistung betraf. „Herr Dr. Winterkorn hat damals keine nach US-Recht unzulässige Abschalteinrichtung (Defeat Device) angeordnet.“ Darüber hinaus stelle „nicht jede Software-Lösung eine nach US-Recht unerlaubte Abschalteinrichtung“ dar. "Die rechtliche Einordnung einzelner Elemente einer komplexen Motor-Steuerung setzt eine vertiefte Kenntnis des regulatorischen Systems in den USA voraus, ist entsprechend aufwendig und kann von einem Techniker ohne entsprechende Beratung nicht getroffen werden."
Hadler - damals VW-Motoren-Chef, kein einfacher Techniker - verließ das Unternehmen nach eigenen Angaben noch 2011. Das Verhältnis zu Winterkorn sei nach der besagten Sitzung angeschlagen gewesen.
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