Kommt Doppelspitze?

Mühevolle Chef-Suche: Rote Chaostage dauern an

Österreich
21.09.2018 06:00

Das Gehalt in der Höhe von 14.885 Euro ist offenbar nicht verlockend genug - so geht für die SPÖ die mühsame und aufreibende Suche nach einem Parteichef weiter. Hinter den Kulissen werden eifrig Pläne geschmiedet und Verbündete gesucht. Als möglich gilt mittlerweile auch eine Doppelspitze oder ein Übergangsvorsitzender.

Klar ist, dass die drei mächtigen Länderchefs aus Kärnten, Wien und dem Burgenland - Peter Kaiser, Michael Ludwig und Hans Peter Doskozil - ein gewichtiges Wort mitzureden haben. Keiner von ihnen will die Bundespartei übernehmen, aber ohne ihren Segen wird es nicht gehen.

Die SPÖ-Landeshauptleute Peter Kaiser (li.) und Hans Peter Doskozil ausgearbeitet. (Bild: APA/HERBERT NEUBAUER)
Die SPÖ-Landeshauptleute Peter Kaiser (li.) und Hans Peter Doskozil ausgearbeitet.
Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (Bild: APA/GEORG HOCHMUTH)
Wiens Bürgermeister Michael Ludwig

Ein entscheidender Part bei den Verhandlungen fällt auch der Gewerkschaft zu. Diese ist über die Ereignisse der vergangenen Tage besonders sauer, wollte sie doch mit ordentlichem Tempo in den sogenannten heißen Herbst starten. Und nun überlagert das Chaos, das Christian Kern mit seinem überraschenden Rückzug angerichtet hat, die Lohnverhandlungen und alle dazu gehörigen Kampfansagen.

Chefverhandler auf Gewerkschaftsseite: Rainer Wimmer (links) und Karl Dürtscher (rechts) (Bild: APA/ROBERT JAEGER)
Chefverhandler auf Gewerkschaftsseite: Rainer Wimmer (links) und Karl Dürtscher (rechts)

„Es reicht nicht, einfach wen hinzusetzen“
 Von den Pragmatischen in der SPÖ ist nun zu hören: Man müsse sich einmal überlegen, was die Strategie sei. Es reiche ja schließlich nicht, einfach irgendjemand neuen auf den Sessel des Parteichefs zu setzen. So werden nun etliche Varianten durchdiskutiert. Überlegt wird auch eine mögliche Doppelspitze mit Pamela Rendi-Wagner und Ex-Minister Jörg Leichtfried. Möglich ist aber auch, dass nun jemand zum Zug kommt, der die Partei die kommenden dreieinhalb Jahre halbwegs stabilisieren soll und dann vor der Wahl 2022 Platz für den neuen Spitzenkandidaten macht. Die Frage ist nur: Wer gibt sich für diesen undankbaren Job her?

Ein echter Quereinsteiger kann ausgeschlossen werden - von solch einem Experiment hat die Partei vorerst einmal genug. Man brauche einen Idealisten und einen Realo, heißt es.

Lässt sich Doris Bures noch umstimmen?
 Für alle Lager akzeptabel wäre am ehesten die Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures - doch sie hat abgesagt. Dieses Nein versuchen so manche krampfhaft noch in ein Ja umzuwandeln.

Doris Bures (Bild: APA/ROLAND SCHLAGER, EPA/CHRISTIAN BRUNA, krone.at-Grafik)
Doris Bures

Lange darf sich die SPÖ mit einer Entscheidung jedenfalls nicht Zeit lassen. Offiziell hat man zwar beschlossen, bis spätestens 15. Oktober einen Nachfolger für Christian Kern finden zu wollen, aber allen in der Partei ist bewusst, dass gilt: je früher desto besser. Insider gehen davon aus, dass gegen Ende kommender Woche ein neuer Parteichef - oder viel wahrscheinlicher - eine neue Parteichefin präsentiert wird.

(Bild: APA/Helmut Fohringer)

Als „holprig“ bezeichnete Bundesgeschäftsführer Max Lercher am Mittwoch in der „ZiB 2“ die Vorgangsweise rund um Kerns Wechsel nach Brüssel. Ebenso klang auch die Entschuldigung: „Wo Menschen wirken, passieren auch Fehler, auch den besten.“ Lercher fand freilich auch einen anderen Schuldigen für das Schlamassel. Es sei ebenso „holprig“ verlaufen, weil Medien Meldungen unreflektiert übernommen hätten, behauptete Lercher, ohne rot zu werden.

Doris Vettermann, Kronen Zeitung

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