Gewagter Klassiker:

Ausgeflippter „Jedermann“ im Linzer Theater Phönix

Oberösterreich
22.09.2018 09:30

Der Herbst beginnt bunt: Im Linzer Theater Phönix inszeniert Josef Maria Krasanovsky die Revue „Jedermann. Leben. Sterben. Schwerkraft“. Der wahnwitzige, exaltierte und sehenswerte Bilderbogen tastet ab, was wir aufführen, bevor es ab in die Grube geht. Klassische Satzfetzen bilden den roten Faden.

In dieser Version des „Jedermann“ ist zwar nicht viel von Hofmannsthals Lebensspiel übrig geblieben. Aber Autor und Regisseur Krasanovsky gelingt es, die Essenz zu destillieren. Sogar höchst aktuell! Es gibt nicht mehr den einen, einzigen reichen Mann, sondern heute sind das viele. Der Schwarze Peter hat eine Petra dabei und Sex wird hier natürlich etwas wilder thematisiert.

Er setzt gemeinsam mit Bühnenbildner Vincent Mesnaritsch einen bizarren Totentanz in eine Aufbahrungshalle hinein. Tückisch: Man bemerkt nicht sofort, wo man da gelandet ist. Erst als es richtig ans Sterben geht, öffnen sich Luken und ein dunkles Kreuz wird zur Bühne für den weiblichen Tod im gelben Kleid.

Schräg, bunt, Jedermann: Im Linzer Phönix gibt´s den Klassiker ganz modern (Bild: Helmut Walter)
Schräg, bunt, Jedermann: Im Linzer Phönix gibt´s den Klassiker ganz modern

Glitzer & Glamour
 
Bis dahin und darüber hinaus wird in revueartigen Szenenfolgen der heutige Reichtum, der schnelle, exaltierte Lebensstil und die Sinnentleerung einer gelangweilten Gesellschaft abgetastet. Das geschieht mit tänzerischen Einlagen, Showgehabe, Glitzer und Glamour sowie absurden, tiefgehenden, ja sogar anstößigen Dialogen. Klassiker-Zitate sind der Kitt im eigenwilligen Poetry Slam, der etwa von Adrian Hildebrandt, Felix Rank, Marion Reiser oder Markus Hamele abgearbeitet wird.

Gewagter Klassiker
 
Besonders wichtig sind dieses Mal die prächtigen Kostüme von A. Daphne Katzinger. Sie machen aus den Menschen, die sich vor dem grauen Ambiente verausgaben, strenge Mütter, Engel, Vögel oder stammelnde Prärieindianer. Dem Tod kann man nur mit schrägen Einlagen eins auswischen. Heftiger Beifall für die gewagte, ungewöhnliche Annäherung an den Festspiel-Klassiker!

Elisabeth Rathenböck/Kronenzeitung

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