Nur vier Kilometer liegen zwischen ihren Elternhäusern im Murtal. Sogar das gleiche Studium haben sie abgeschlossen. Doch es mussten Jahrzehnte ins Land ziehen, bis sich Barbara Ott (57) und Ingrid Köck (45) in Portugal über den Weg liefen. Jetzt erhalten die Geschäftspartnerinnen eine Welt-Auszeichnung für ihr Hotel in Porto.
„World Luxury Hotel Award“: So heißt die goldene Trophäe, die demnächst bei Barbara Ott und Ingrid Köck daheim in der Vitrine steht. Daheim - das heißt aber nicht in Judenburg oder Fohnsdorf, wo die beiden Unternehmerinnen herkommen. Daheim, das heißt seit ein paar Jahren Portugal.
Dass die beiden Murtalerinnen dort landen würden, war lange Zeit nicht abzusehen. Barbara Ott, Tochter eines Seifenfabrikanten aus Judenburg, studierte Publizistik und Politikwissenschaft in Wien, bevor sie in der Firma ihres Vaters arbeitete und später mit ihrem Mann einen Apotheken-Großhandel aufbaute.
2014: Der Tag am Pool
Doch dann passierte etwas, erinnert sich Ott: „Vor vier Jahren war ich in Portugal auf Urlaub. Ich bin in Lissabon am Hotel-Pool gesessen und habe zum Manager gesagt, so etwas möchte ich auch.“ Der Manager - er hatte das Haus erst 2013 eröffnet - hieß Joao Pedro Tavares. Und er nahm seinen steirischen Gast beim Wort: „Das trifft sich gut, meine Partner sind gerade ausgestiegen. Wie wär’s?“
Barbara Ott, geschiedene Mutter von vier erwachsenen Kindern, flog heim nach Judenburg, machte einen Kassasturz - und kehrte mit einem stattlichen sechsstelligen Euro-Betrag zurück nach Lissabon, wo sie als 25-Prozent-Eignerin einstieg. Daheim hätten zuerst einige den Kopf geschüttelt, so Ott. „Heute sagen alle: Dir gehts ja gut!“
Und das Geschäft läuft spitze. Neben dem „Torel Palace“ in Lissabon, herrlich gelegen in zwei alten Stadtpalais auf einem Hügel mitten in der Stadt, gibt es noch das Torel Cliff in Obidos, eine Art Pension für Surfer - und seit einem Jahr das neue Prunkstück in der Gruppe der „Torel Boutiques“: das Avantgarde in Porto, das jetzt mit dem World Luxury Award ausgezeichnet wird.
Bei der Oma daheim gab es Urlaub am Bauernhof
Dort führt die zweite Steirerin im Bunde die Geschäfte, Ingrid Köck. Sie stammt aus Kumpitz bei Fohnsdorf, nur einen Steinwurf von Judenburg entfernt. „Meine Oma hat einen Bauernhof mit Fremdenzimmern gehabt, meine Eltern ein Gasthaus. Die Gastfreundschaft war mir also in die Wiege gelegt“, erinnert sie sich.
Dass sie - zwölf Jahre nach Barbara Ott - ebenfalls nach Wien ging, um (ebenfalls!) Publizistik und Politikwissenschaft zu studieren, lässt eine gewisse Seelenverwandtschaft zwischen den beiden Murtalerinnen vermuten - auch wenn sie sich erst im Herbst 2015 kennenlernten.
Von der UNO-Mission zur Fünf-Sterne-Klasse
Köck, die nach dem Studium in Journalismus und Werbebranche tätig war, verbrachte zwölf Jahre als Diplomatin der UNO in Afrika, bevor es sie wieder in die Heimat Europa verschlug. „Ich hab’ meinen Job im Libanon gekündigt, bin in die Steiermark geflogen, hab’ ein Auto gekauft und bin nach Portugal gefahren.“ Dass sie dort Joao und Barbara traf, sei Schicksal gewesen, sagt Köck heute.
Und zwar ein gutes Schicksal: Das Torel Avantgarde, das einzige Fünf-Sterne-Hotel der Gruppe, ist seit seiner Eröffnung 2017 ein Riesenerfolg. Auf einem Hügel mit Blick auf den Fluss Douro gelegen, lässt es in jedem seiner 47 Zimmer und Suiten einen anderen Künstler hochleben. „Dazu stellen wir Kunst, Design und Handwerk aus Portugal in den Vordergrund“, erzählt Köck, die überglücklich über den World Luxury Award ist. „Wir sind ein kleiner Player auf einem Riesenmarkt. Ich sehe das als Dankeschön für all die harte Arbeit.“
Aber die Arbeit hört nicht auf: Noch Ende 2018 sperrt in Porto das nächste Haus auf; Mitte 2019 ein drittes - das fünfte der Torel-Gruppe. Ob es die beiden Steirerinnen auch daheim einmal versuchen? Derzeit sei nichts geplant, sind sich Barbara Ott und Ingrid Köck einig. Nachsatz: „Sag niemals nie“
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