Wird er verhindert?
Sex-Vorwürfe gegen Trumps US-Richterkandidat
Der von US-Präsident Donald Trump nominierte Kandidat für den Supreme Court, Brett Kavanaugh, ist wegen mehrerer Missbrauchsvorwürfe enorm unter Druck geraten. Eine Psychologieprofessorin beschuldigt den 53-Jährigen, er habe sie vor mehr als 30 Jahren am Rande einer Schülerparty versucht zu vergewaltigen. Es soll auch einen Zeugen geben. Dieser scheint aber Erinnerungslücken zu haben. Eine frühere Studienkollegin Kavanaughs von der Universität Yale sagte einem Magazin gegenüber, der nunmehrige Richterkandidat habe sich Anfang der 80er-Jahre bei einer Studentenparty im Beisein von anderen plötzlich vor ihr ausgezogen und ihr seinen Penis ins Gesicht gestreckt. Kavanaugh weist die Anschuldigungen zurück. Er wird sich am Donnerstag dem Justizausschuss des Senats stellen und zu den Vorwürfen Stellung nehmen.
Die heute 53-jährige Deborah Ramirez sagte dem „New Yorker“, sie sei bei der College-Party nach einem Trinkspiel betrunken gewesen und habe auf dem Boden gelegen. Kavanaugh habe sich entblößt und seinen Penis in ihr Gesicht gedrückt. Danach habe jemand im Flur gerufen: „Brett Kavanaugh hat gerade seinen Penis in Debbies Gesicht gestreckt.“ „Ich erinnere mich, dass ich es hörte und mich gedemütigt fühlte, weil sie da draußen davon wussten“, sagte Ramirez.
Frauen unter Drogen gesetzt und vergewaltigt?
Doch es kommen noch weitere Anschuldigungen hinzu. Der Anwalt der Porno-Darstellerin Stormy Daniels, Michael Avenatti, twitterte in der Nacht zu Montag, er vertrete eine weitere Frau, die „glaubwürdige Informationen“ gegen Kavanaugh und dessen Schulfreund Mark Judge habe. Es gehe dabei um Hauspartys Anfang der 80er-Jahre, bei denen Kavanaugh, Judge und andere daran beteiligt gewesen seien, Frauen mit Alkohol abzufüllen oder unter Drogen zu setzen, damit diese Frauen dann von mehreren Männern hintereinander missbraucht werden konnten.
Der US-Senat müsse Kavanaugh dazu befragen, forderte Avenatti - ohne seine Anschuldigungen zu untermauern und ohne zu erklären, welche Rolle Kavanaugh bei alldem genau gespielt haben soll. Avenatti erklärte lediglich vage, in den kommenden Tagen werde er dem Senatsausschuss und der Öffentlichkeit Belege präsentieren.
Demokraten hoffen auf Aussetzen des Nominierungsverfahrens
Die oppositionellen Demokraten forderten nach Bekanntwerden der neuen Vorwürfe eine Aussetzung des Nominierungsverfahrens. Die einflussreiche Senatorin Dianne Feinstein verlangte eine „sofortige Vertagung“ aller Verfahrenstermine, die Bundespolizei FBI müsse zunächst Ermittlungen auch zu den neuen Vorwürfen einleiten. Die Kandidaten für den Supreme Court werden vom Präsidenten vorgeschlagen, müssen aber vom Senat bestätigt werden. Die Republikaner haben in der Kammer derzeit eine Mehrheit von 51 zu 49 Stimmen.
Die Vorwürfe gegen den Richterkandidaten sind Gegenstand einer heftigen parteipolitischen Auseinandersetzung. Die Demokraten haben große Vorbehalte gegen den erzkonservativen Richter und sehen eine Chance, Kavanaughs Bestätigung hinauszuzögern, bis sich nach der Zwischenwahl am 6. November möglicherweise die Mehrheitsverhältnisse im Senat ändern und Kavanaugh verhindert werden könnte. Die Besetzung des Richterpostens ist in den USA ein großes Politikum. Die Nachbesetzung mit Kavanaugh könnte dem obersten Gericht der USA auf viele Jahre ein konservatives Übergewicht geben.
Weißes Haus: „Demokraten wollen guten Mann zu Fall bringen“
Kavanaugh bestreitet die Vorwürfe vehement. Er spricht von einer „Schmutzkampagne“. „Die Menschen, die mich damals kannten, wissen, dass dies nicht passiert ist“, sagte der Kandidat für den vakanten Posten am mächtigen Supreme Court in einer vom „New Yorker“ veröffentlichten Stellungnahme. Auch das Weiße Haus wies die Vorwürfe zurück und warf der Opposition vor, „einen guten Mann zu Fall zu bringen“. Das Weiße Haus stehe weiter „fest“ hinter Kavanaugh, hieß es aus Washington.
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