„Wir verändern nur“

Das Mozarteum wird jetzt zum Denkmalschutz-Krimi

Salzburg
26.09.2018 17:35

Der Verbindungstrakt zwischen dem Konzerthaus und Mozarteums-Schulgebäude soll abgerissen werden, das hat die „Krone“ aufgezeigt. Das Ensemble ist Teil des Welterbes, dennoch hat Denkmalschutz-Chefin Eva Hody einem Teilabbruch zugestimmt. Sie sieht das jedoch lediglich als „Veränderung“, zu der sie stehe.

Barrierefreiheit, ein größeres Pausenfoyer, ein Tagescafé und moderne Toilettenanlagen - das steht am Wunschzettel des Mozarteums. Schon vor dem seit Oktober 2017 laufenden Architektenwettbewerb klopfte Stiftungs-Präsident Johannes Honsig-Erlenburg deshalb bei Salzburgs oberster Denkmalschützerin Ing. Eva Hody an, was machbar sei. Und die rückte mit einer Blanko-Abriss-Erlaubnis heraus - die „Krone“ berichtete bereits. Hody, sinngemäß: Beim Zwischentrakt handle es sich zwar um Teile eines Denkmals, aber von der Qualität und vom Volumen her sei es irgendwie doch kein Denkmal, also können man diesen Teil einfach abtragen.

Motto: Reißt das Denkmal ab, es ist nicht bedeutend

Für diese Entscheidung wird Hody nun massiv kritisiert: „Bevor man überhaupt einen Abbruch oder die Freigabe eines rechtsgültig denkmalgeschützten Gebäudes denkt, hätte es eine qualifizierte Bewertung des Bestandes zu künstlerischen Details, Zustand und Bedeutung geben müssen, darauf hätte die Altstadt-Sachverständigen-Kommission pochen müssen. Und das wäre die rechtskonforme und eigentlich übliche Praxis gewesen.“

Denkmalschutz-Chefin: „Wir verändern nur“

Denkmalschützerin Eva Hody verteidigt sich: „Ich gebe nur Rechtssicherheit mit klaren Aussagen, dazu stehe ich. Außerdem brechen wir nichts ab, wir verändern das Gebäude nur.“

Da muss offenbar auch Architekt Ing. Erich Wenger einen Hody-Brief vom Oktober 2017 falsch verstanden haben: „Das Denkmalamt bestätigt in einem Statement die Einräumung eines Teilabbruches der historischen Bausubstanz.“

Mozarteum verweigert die Arbeit mit ICOMOS

Mit den Weltkulturerbe-Wächtern von ICOMOS hat das Mozarteum bisher jede Zusammenarbeit verweigert, das bestätigt Prof. Friedrich Idam: „Dabei ist das Mozarteum ein Gesamtkunstwerk des Jugendstils. Und eines der Kriterien, warum Salzburg den Weltkulturerbe-Status hat, ist das Werk und die Person Wolfgang Amadeus Mozart. Und da ist das Mozarteum ein wichtiges Symbol dafür.“

Kritik von Weltkulturerbe-Schützern

Von ICOMOS gibt es massive Kritik in Richtung des Salzburger Denkmalschutzes: „Eva Hodys Aufgabe ist die Vollziehung des Denkmalschutzgesetzes und nicht das Feilschen um einen Teilabbruch.“ Ihre Vorgangsweise sei „höchst unüblich“ gewesen. Prof. Friedrich Idam hält auch einen Teilabbruch für „eine sehr haarige Sache. Wir sind aber nicht gegen vernünftige Lösungen und auch gegenüber dem Mozarteum nach wie vor gesprächsbereit.“

Nach Vorliegen der Ergebnisse des Architektenwettbewerbes, den angeblich ein Salzburger Büro für sich entschieden hat, wird über die weitere Vorgangsweise entschieden. „Bei jeder Form einer Zerstörung und eines Abbruches muss der Salzburger Denkmalschutz den Denkmalbeirat hören“, so Prof. Friedrich Idam.

Salzburgs Planungsstadtrat Johann Padutsch beteuerte gegenüber der „Krone“: „Ich kenne keine Details des Projektes“. Er war offenbar ohne sein Wissen als Jury-Ersatzmitglied für Salzburgs obersten Stadtplaner Dr. Andreas Schmidbaur nominiert gewesen. Das Projekt samt Teil-Abriss kann am Salzburger Gemeinderat vorbei geschleust werden.

Porträt von Wolfgang Weber
Wolfgang Weber
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