Der Linzer Professor Bruno Buchberger (76) zählt in seinem Gebiet zu den führenden Mathematikern weltweit. Seine Theorien stecken in jedem Smartphone. In Japan lernen Kinder in der Schule über ihn mittels Manga.
Bruno Buchberger gründete vor 30 Jahren ein Forschungsinstitut in Hagenberg, aus dem später der Softwarepark und die Fachhochschule hervorgingen. Heute ist er im Ruhestand, was heißt: Er hält in Oxford Vorträge, bekommt Preise und forscht an der Zukunft. Im „Krone“-Interview gibt er Gas für die „digitale Region Oberösterreich“ - und schwärmt für Mathematik!
„Krone“: Sie gründeten den Softwarepark, Schulen, Universitätsinstitute. Haben Sie ein Gründer-Gen?
Buchberger: Ja, Mathematik ist Gründen. Es ist das Erfinden von intelligenten Dingen aus dem Nullpunkt heraus.
„Krone“: Sie haben ein Verfahren erfunden, das heute in allen Software-Systemen verwendet wird. Haben Sie dafür Weltpreise bekommen?
Buchberger: Ja, einige. Und meine Erfindung ist so populär, dass sich in Japan sogar eine jugendliche Manga-Fan-Gemeinde im Web gebildet hat. Es gibt auch Lehrbücher dazu im Manga-Stil.
„Krone“: Bei uns ist Mathematik oft ein Angstfach
Buchberger: Das ist letztlich unsere eigene Schuld! Wir, die Uni-Professoren, bilden die Lehrer aus! Es läuft etwas schief, wenn die künftigen Lehrer an der Uni mitkriegen, dass Mathematik nur Arbeiten mit Zahlen oder geometrischen Figuren sei. Das ist nämlich falsch! Mathematik ist kreatives Denken in jeder Lebenslage.
„Krone“: Mathematik ist aber doch Technik
Buchberger: Nein. Ich habe mit 17 Jahren zu studieren begonnen. Wenn mir damals jemand gesagt hätte, „Du, die Industrie braucht Techniker. Studier’ Mathematik!“, hätte mich das kalt gelassen!
„Krone“: Was ist Mathematik?
Buchberger: Sie ist wie Kunst, genauso wie Musik. Es ist Begeisterung für immer Neues. Natürlich sind die mathematischen Erfindungen dann die Grundlage von Technologien.
„Krone“: Teilen Sie die Begeisterung der Politik für die digitale Region Oberösterreich?
Buchberger: Ja, natürlich, aber wir sind noch lange nicht dort. Wir brauchen eine große Anzahl von ausländischen Studierenden und Absolventen in den sogenannten MINT-Fächern. Also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik. Seit 25 Jahren sind unsere eigenen Begabungsreserven ausgeschöpft!
„Krone“: Entscheiden sich zu wenig junge Leute für so einen Weg?
Buchberger: Ja, die Bevölkerungsstatistik ist ein Faktum.
„Krone“: Was macht die Qualität einer digitalen Region aus?
Buchberger: Man muss schauen, wie attraktiv sie für die talentierte und interessierte Jugend der Welt ist.
„Krone“: Wie lockt man diese an?
Buchberger: Viele meiner früheren Doktoratsstudenten sind heute selbst Professoren an Universitäten weltweit. Denen schicke ich persönlich Mails, fahre hin und lade ihre Studenten ein, in Linz zu studieren.
„Krone“: Das ist viel Arbeit
Buchberger: Aber es funktioniert. Wenn viele Kollegen ihre Beziehungen in ähnlicher Weise ausnutzen würden, wäre Linz ein Dampfkessel mit unzähligen kreativen jungen Leuten!
„Krone“: Forschen Sie persönlich auch an der Zukunft?
Buchberger: Ich bin viel auf Reisen. In Linz sitze ich am liebsten in bestimmten Lokalen. Das sind meine „Büros“. Ich habe den Mac dabei und kann immer forschen, mit Firmen arbeiten, beraten, Konzepte entwickeln, netzwerken, mich auch gesellschaftlich einbringen.
„Krone“: Ihr Forschungsthema?
Buchberger: Ich arbeite seit 15 Jahren an mathematischen Verfahren, die wiederum neue mathematische Verfahren erfinden. Das wird die nächste Stufe der „künstlichen Intelligenz“ sein.
„Krone“: Am Abend spielen Sie mit Ihrem Jazztrio.
Buchberger: In der Musik bin ich Amateur, in der Mathematik hoffentlich etwas mehr. Es gibt aber viele Parallelen: Jeder wissenschaftliche Vortrag ist ein Risiko, jeder Konzertauftritt auch.
„Krone“: Was lässt Ihr Herz höher schlagen?
Buchberger: Wenn Profis mich fragen, ob ich bei ihrem nächsten Gig mitspielen will!
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