Vergifteter Ex-Spion

Arbeitete Skripal für vier NATO-Geheimdienste?

Ausland
28.09.2018 16:45

Der vergiftete Ex-Doppelagent Sergej Skripal soll bis 2017 für insgesamt vier NATO-Geheimdienste gearbeitet haben. Dabei soll er auch aktive Spione des russischen Militärgeheimdienstes GRU verraten haben, berichtet das Magazin „Focus“ unter Berufung auf einen ranghohen Mitarbeiter der NATO-Spionageabwehr Allied Command Counterintelligence (ACCI) in Brüssel. Ein NATO-Sprecher sagte dazu, man kenne die Berichte, nach denen Skripal mit verschiedenen Geheimdiensten in Kontakt gestanden sei. Entsprechend der Richtlinien werde aber zu Geheimdienst-Angelegenheiten keine Stellung bezogen.

Skripal und seine Tochter Julia waren am 4. März im englischen Salisbury vergiftet worden. Sie mussten wochenlang intensiv behandelt werden und entkamen nur knapp dem Tod. Seitdem wird über das Motiv für die Tat spekuliert. Großbritannien macht Russland für die Vergiftung verantwortlich, die russische Regierung weist die Vorwürfe zurück. Der Fall löste eine schwere diplomatische Krise aus.

(Bild: AFP)

Laut „Focus“ lieferte Skripal im Sommer 2016 dem estnischen Geheimdienst in Tallinn offenbar so präzise Hinweise, dass drei Spione in Moskaus Diensten enttarnt werden hätten können. Unter ihnen seien ein russischstämmiger Offizier der Armee Estlands und dessen Vater.

(Bild: thinkstockphotos.de, krone.at-Grafik)

Wegen Bekanntgabe russischer Spione vergiftet?
Auch den spanischen Geheimdienst CNI soll Skripal mit brisanten Informationen versorgt haben. Dabei sei es um Kontakte der russischen Mafia an der Costa del Sol zu Politikern und Beamten in Russlands Hauptstadt Moskau gegangen. Analysten der NATO wollten nicht ausschließen, dass Skripals fortgesetzte Tätigkeit für westliche Dienste zur Identifizierung russischer Spione der eigentliche Grund für den Giftanschlag gewesen sei, hieß es.

Polizisten vor dem Haus, in dem der frühere Doppelagent gewohnt hat (Bild: Associated Press)
Polizisten vor dem Haus, in dem der frühere Doppelagent gewohnt hat

Bereits im Mai hatte ein tschechisches Nachrichtenmagazin berichtet, Skripal habe nach seiner Ankunft in Großbritannien weiter Kontakte zu westlichen Geheimdiensten unterhalten und sei auf Vermittlung des britischen Auslandsdienstes MI6 im Jahr 2012 nach Prag gereist. Die Zeitschrift „Respekt“ schrieb damals: „Auch wenn er sich hier nur kurz aufhielt, soll seine Reise für die hiesigen Geheimdienste ein Gewinn gewesen sein.“

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