Frau nur Zufallsopfer
Dolmetscherin zahlte 70.000 € für Journalistenmord
Zum grausamen Mord am slowakischen Journalisten Jan Kuciak und seiner Verlobten werden immer mehr Details bekannt: Auftraggeberin ist laut bisherigen Ermittlungsergebnissen eine 44-jährige Dolmetscherin, die mindestens 70.000 Euro für die Tat bezahlt haben soll. Sie soll aber lediglich Vermittlerin gewesen sein. Als wahrer Auftraggeber wird ein einflussreicher Unternehmer vermutet. Ein Ex-Polizist wird verdächtigt, den Mord verübt zu haben.
Für die Ermordung des Aufdeckreporters wurden mindestens 70.000 Euro bezahlt, hieß es von der slowakischen Staatsanwaltschaft am Montag. Ein Teil der „Bezahlung“ sei in Form eines Schuldenerlasses erfolgt, 50.000 Euro erfolgten in bar. Ziel des Auftragsmordes war eindeutig der Journalist, seine Verlobte war nur ein Zufallsopfer, so die Ermittler.
Bei den restlichen zwei bisher Beschuldigten im Mordfall soll es sich um einen Helfer bzw. Fahrer sowie einen Vermittler gehandelt haben. Die Dolmetscherin hatte demnach für den Auftragsmord zwar bezahlt, woher die Gelder stammten, sei derzeit aber noch fraglich. Die Suche nach eventuellen weiteren Hintermännern werde daher fortgesetzt. Laut Generalstaatsanwalt Jaromir Ciznar ist nicht ausgeschlossen, dass noch weitere Personen in dem Fall beschuldigt werden. Ex-Innenminister Daniel Lipsic, derzeit Rechtsanwalt der Familie Kuciak, hatte bereits am Sonntag erklärt, dass die Frau allem Anschein nach nur ein „Bindeglied“ zwischen den Ausführern und dem wirklichen Auftraggeber gewesen sei. Dieser soll ein slowakischer Unternehmer sein, über den der Journalist immer wieder berichtet hatte.
„Bisherige Beweise sind sehr stark“
Auch nach der Tatwaffe werde noch immer gesucht, die Ermittler konnten aber ein Mobiltelefon und drei Fahrzeuge sicherstellen, die bei der Vorbereitung des Mordes benutzt wurden. „Die bisher zur Verfügung stehenden Beweise sind meiner Meinung nach sehr stark,“ erklärte Ciznar. Zugleich warnte er vor übertriebenem Optimismus. Der Fall sei derzeit erst in der Anfangsphase, bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung der Täter verbleibe noch ein sehr langer Weg.
Ein Spezialkommando der slowakischen Polizei hatte während einer Razzia vergangenen Donnerstag im südslowakischen Kolarovo insgesamt acht Verdächtige im Mordfall Kuciak festgenommen. Einen Tag später wurden drei der Festgenommenen offiziell beschuldigt, laut Medienberichten handelte es sich dabei um einen Ex-Polizeiermittler, einen ehemaligen Soldaten und einen Unternehmer aus der Südslowakei. Parallel nahmen Spezialeinheiten der Polizei in der Grenzstadt Komarno eine weitere Frau fest, eine Italienisch-Dolmetscherin, der Mittäterschaft an dem Doppelmord vorgeworfen wurde. Ein Richter schickte alle vier Beschuldigten noch am Sonntag in Untersuchungshaft, laut slowakischem Recht drohen ihnen lebenslange Gefängnisstrafen.
Grausamer Mord Ende Februar
Der Aufdeckreporter Jan Kuciak und seine Verlobte wurden am 25. Februar diesen Jahres in ihrem Haus in Velka Maca, rund 60 Kilometer östlich der Hauptstadt Bratislava, erschossen aufgefunden.
Der Journalist hatte sich großen Korruptionsfällen gewidmet. Er recherchierte über angebliche Verbindungen der italienischen Mafia zu Regierungskreisen, thematisierte aber auch die Tätigkeit der albanischen Drogenmafia im Land oder einen Fall eines belgischen Drogenbarons, der über ein Hotel in der Hohen Tatra Geldwäsche betrieben haben soll.
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