Beißkorbpflicht für alle Hunde? Noch am Dienstag hatte Niederösterreichs Tierschutz-Landesrat Gottfried Waldhäusl (FPÖ) einen derartigen Vorstoß aufs Tapet gebracht und dessen Umsetzung gefordert. Am Donnerstag war allerdings starker Gegenwind aus der eigenen Partei zu verspüren: So sprach sich FPÖ-Bundestierschutzbeauftragte Philippa Strache gegen eine generelle Leinen- und Beißkorbpflicht für alle Hunde aus, denn: Eine derartige Maßnahme entspreche definitiv nicht der einhelligen Meinung in der Freiheitlichen Partei.
„Alle Hunde, aber auch Hundebesitzer über einen Kamm zu scheren, halte ich für wenig wirksam. Es wird dringend notwendig sein, hier Unterscheidungen zu treffen! Das Hauptproblem aus meiner Sicht ist, dass sich einige Hundehalter zu wenig mit ihrem Tier auseinandersetzen und sich damit ihrer Verantwortung nicht bewusst sind. Hier müssen wir ansetzen“, so Strache. Rückendeckung bekam sie dabei auch von FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky, der bekräftigt, dass die Forderung aus der FPÖ Niederösterreich nach einer generellen Leinen- und Beißkorbpflicht keinesfalls die gesamte Meinung der FPÖ widerspiegle. „Die Bundespartei hält diesen Vorstoß für nicht zielführend und spricht sich für eine differenzierte Lösung aus.“
Auch vonseiten Waldhäusls war am Donnerstag von einer generellen Pflicht für alle Hundehalter nicht mehr die Rede. So erklärte er, es sei eine breite Diskussion darüber notwendig, welche Hunde ab welcher Körpergröße an welchen Plätzen Maulkorb tragen müssen. „Richtungsweisend könnte etwa das oberösterreichische Modell sein, wonach jene Plätze genau festgelegt sind, wo Leine UND Maulkorb getragen werden müssen“, so der Tierschutzlandesrat. Dies ist etwa an Plätzen der Fall, wo eine größere Menschenansammlung zu erwarten ist, beispielsweise Einkaufzentren, Parks, Badeanlagen, Schulen oder Kindergärten.
Runder Tisch in Sachen Beißkorbpflicht
Bereits jetzt steht aber fest: Künftige Regelungen rund um Beißkorb- und Leinenpflicht sollen bundesweit einheitlich sein, so die FPÖ. Wie berichtet, hatte Ministerin Beate Hartinger-Klein zuletzt zu einem Runden Tisch in Sachen Beißkorbpflicht geladen.
Kommt der „Hundeführerschein“ für alle?
Überdies könne sich Strache auch eine Art „Hundeführerschein“ für alle Besitzer von Vierbeinern vorstellen. So habe jeder die Chance, sein neues Familienmitglied bestmöglich kennenzulernen, seine Stärken, Schwächen und rassetypischen Eigenschaften. Diesen Vorstoß befürworten auch die Vier Pfoten: „Unser genereller Eindruck ist, dass viele mit der Haltung von Hunden überfordert sind. Was wir daher absolut befürworten, ist ein allgemeiner, verpflichtender Hundeführerschein“, sagte Vier-Pfoten-Kampagnenleiterin Martina Pluda.
„Problem sitzt am anderen Ende der Leine“
Eine Beißkorb- und Leinenpflicht an öffentlichen Plätzen erachten die Vier Pfoten ebenso für sinnvoll. „Allerdings ist eine generelle Pflicht eine massive Einschränkung für Hunde, aus Tierschutzsicht ist das nicht vertretbar“, so Pluda. Ein Alkohollimit für Halter sei zwar zu begrüßen, aber in der Praxis kaum durchführbar. Ob ein Hund gefährlich sei oder nicht, habe vor allem mit dessen Besitzer zu tun, so die Kampagnenleiterin. „Das Problem sitzt eigentlich immer am anderen Ende der Leine.“
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